Gastgeber, Gastronom und Agenturchef: Christian List würde den Supperclub gerne noch weiterentwickeln. Foto: Petra Mostbacher-Dix

Tagsüber Treffpunkt für Mitarbeiter, abends 2glücklich supperclub“: Die Event- und Promotionagentur sitibi Kommunikation verwandelt sich des Nachts regelmäßig in eine Location für gesellige Runden von bis zu 100 Besuchern.

Da, eine Sternschnuppe“ – „Du bist der tollste Papa der Welt“. Unter den Sprüchen, die da in Grau und Magenta über die Wand mäandern, blitzen eine weiße Arbeitsfläche und ein stählernes Spülbecken. Das Ensemble komplettieren eine große Kochinsel, eine Bar und eine lange weiße Tafel mit 22 Stühlen, deren Lehnen bodenständig herzförmige Löcher haben. „Ich mag Stilbruch im Design“, sagt Christian List schmunzelnd.

Er ist Leiter der Event- und Promotionagentur sitibi Kommunikation, wo Küche, Bar und Tisch stehen. Während diese des Tags 60 Mitarbeitern als Treffpunkt und Besprechungszimmer dienen, verwandeln sie sich des Nachts mehrmals im Jahr zum „glücklich supperclub“. Dabei ist der Name Programm. „Wir wollen hier einen glücklichen Abend voller Geschmack bieten“, erklärt der Agenturchef Christian List, der lange den Traum eines Restaurants über dem Büro hegte. Doch da er tägliche Öffnungszeiten nicht leisten könne, kam ihm die Idee, „gesellige Runden“ bei Bedarf auszurichten. In der Regel werde der Club der Abendesser vor allem in der Herbst- und Winterzeit gebucht. „Wir hatten hier Taufen, just einen großen 40. Geburtstag, bis zu 100 Personen finden Platz“, so List. „Es ist, als ob man zu Hause feiert im Wohnzimmer – nur ohne das Aufgeräume des dreckigen Geschirrs. Man hat Koch, Servicepersonal – kann einfach genießen.“ Ab 99 Euro ist eine Person dabei, die Grenzen nach oben sind offen.

Konzept stammt vermutlich aus Kuba

Am Herd stehen dann jene Köche, die bereits in den Gastronomiebetrieben und beim Cateringservice, die er mit seinem Partner Alexander Scholz betreibt, die Löffel schwingen. Unter anderem zeichnen List & Scholz für das Clubrestaurant des VfB Stuttgart und die VIP-Lounge des Vereins verantwortlich, versorgen den „Stadtstrand“ am Neckar oder führen die Kantine des Württembergischen Staatstheaters.

Der Supperclub sei ein weiteres Zeichen seiner Leidenschaft für gute Gastgeber, bestes, frisch zubereitetes Essen und leckere Tropfen, betont List. Gerne würde er die „Location“ weiterentwickeln zu einem „echten“ Supperclub. Bei diesen geheimen Gourmet-Gesellschaften treffen sich – oft – fremde Menschen, um sich beim Essen kennenzulernen. Das Konzept soll aus Kuba stammen: Im real existierenden Kommunismus trafen sich – aus finanzieller Not und um den Auflagen der Behörden zu entgehen – Leute zum gemeinsamen Abendessen. Per Flüsterpost wurden heimlich Nachbarn und auch Unbekannte eingeladen, um sie zu Hause für einen Obolus zu bewirten. Schnell griff der Virus der Privatrestaurants auch auf den Kapitalismus über, in New York und London soll es bereits weit über 100 Supperclubs geben, in Berlin über 20. Die genaue Zahl ist – klar – unbekannt, Treffpunkte werden per Internet oder Mundpropaganda verabredet. Schließlich ist ein Restaurant als Gewerbe anmelde- und steuerpflichtig. Aber das Halbillegale macht es spannend. Und während der eine Betreiber Angst vor der Steuer, dem Gewerbeamt oder der Lebensmittelkontrolle haben mag, so erhofft der andere, Kultstatus zu erlangen. „Einen originären Supperclub zu betreiben, ist aufwendig, dafür brauchst du genug Leute – und das können wir im täglichen Geschäft derzeit nicht leisten“, erklärt List.

Eine eigene Form des Konzepts ist in Stuttgart auch das „popup-restaurant“ des Rauschenberger Supper Clubs, bei dem einmal im Jahr Event-Catering an besonderem Ort geboten wird. Wer wirklich in einem Zuhause Abendessen will, trifft sich bei „Frida Kahlo“. Hier kochen eine Werberin und ein Lehrer zum Selbstkostenpreis – das Menü liegt zwischen 30 und 40 Euro – für Menschen, die sich vorher nicht kennen. Wie heißt es auf der Homepage von Frida so schön? „Wir kochen etwas Leckeres. Versprochen! Aber wir sind kein Restaurant. Bei Frida könnt ihr mit Freunden essen, die ihr zum ersten Mal seht.“