Eine Kornnatter wie jene, die sich derzeit in der Wilhelma befindet Foto: Fotolia 64147826

Die am Pfingstmontag von Polizeibeamten eingefangene und in der Wilhelma abgegebene Kornnatter befindet sich dort derzeit in Quarantäne. Grundsätzlich, so der zoologisch-botanische Garten, sei man aber nicht der richtige Ort für die Aufnahme von ausgebüxten oder ausgesetzten Reptilien.

Stuttgart - Die Wilhelma ist nicht der richtige Ort, um ausgesetzte Reptilien zu versorgen. Stattdessen verweist der zoologisch-botanische Garten in derartigen Fällen auf den städtischen Tiernotdienst.

Kriechtiere sind Thomas Kölpins große Leidenschaft: Gut 30 große Schlangen besitzt der Chef der Wilhelma privat – Königspythons, Nattern und auch Vogelspinnen. Er gilt als Fachmann für Großkrokodile und Giftschlangen. Diese Vorliebe bedeutet allerdings nicht, dass der seit Anfang 2014 als Direktor agierende promovierte Biologe nicht genug kriegen kann von den Reptilien. Speziell in Bezug auf jene 1,50 Meter lange nordamerikanische Kornnatter, die ein Passant am frühen Pfingstmontagmorgen gefunden hatte und die von Beamten des Zuffenhausener Reviers in die Wilhelma gebracht worden war, sind Kölpin und seine Mitarbeiter nicht sehr glücklich.

„Wir sind keine Auffangstation“, sagt Wilhelma-Sprecher Harald Knitter. „Wir haben auch gar nicht die Kapazitäten dafür.“ Derzeit befindet sich die am Montag eingetroffene Schlange in Quarantäne, um auszuschließen, dass sie ansteckende Krankheiten hat. „Diese Quarantänestation ist aber für unsere Tiere gedacht, wenn sie etwa krank sind, oder wenn wir Neuzugänge aus anderen Zoos erhalten.“ Die Wilhelma könne diese abgegebenen Tiere auch nicht dauerhaft halten, „das ist bei uns immer eine Notlösung, wir vermitteln auch keine Tiere an Privatleute.“ Dass es regelmäßig alle paar Monate in den Zeitungen heißt, die Polizei habe einen ausgesetzten Leguan oder eine Schlange bei der Wilhelma abgegeben, erfreut die Verantwortlichen nicht besonders.

Der richtige Weg, so Knitter, sei jener über den Tiernotdienst. „Wenn ein verletztes, herrenloses Tier gefunden wird, ist der städtische Tiernotdienst zuständig“, heißt es auch in einer Information der Verwaltung. Der Tiernotdienst ist täglich von 6 bis 22 Uhr, in den Sommermonaten bis 23 Uhr erreichbar und holt das Tier bei Benachrichtigung ab, um es entsprechend zu versorgen. „Es entstehen keine Kosten“, so die Auskunft. Die Telefonnummer des städtischen Tiernotdiensts: 07 11 / 21 69 19 00. Versucht werde, nach der Erstversorgung das Tier ins Tierheim zu bringen. In der Nacht könne der Tiernotdienst nicht in Anspruch genommen werden. Dann helfe der allerdings kostenpflichtige Tierärztliche Notdienst. Unter 07 11 / 765 74 77 ist die Nummer des diensthabenden Bereitschaftsarzts zu erfragen.

Die Wilhelma kooperiert übrigens bei den Kriechtieren auch mit der Polizei. Es gibt Schulungen für die Beamten, wie mit Tieren umzugehen ist. Hilfe bei der Schlangenbeschwörung? „Nein, nein“, präzisiert Knitter, „da muss man nicht durchs Flötespielen die Schlangen besänftigen, wir zeigen andere Mittel, um die Tiere einzufangen.“