Das Stuttgarter Weindorf bietet zahlreiche Lauben und leckere Weine. Foto: dpa

Das Stuttgarter Weindorf ist eröffnet, die lauschigen Lauben laden dazu ein, sich an leckeren Weinen zu laben. Um sich als Besucher auf dem Fest zwischen Markt-, Schillerplatz und Kirchstraße zurechtfinden und die dortigen Gepflogenheiten zu kennen, hat unsere Zeitung ein nicht ganz ernst gemeintes Abc für Laubenbesucher, von Aff bis Zinken erstellt.

Stuttgart - A wie Aff: Den sehen manche nach zu viel Genuss von S wie Sauvignon Blanc oder T wie Trollinger. Taucht aber auch im Äffle und Pferdle Cobbler auf, einem C wie Cocktail. Und: Nein, er schmeckt weder nach Hafer noch Banane.

B wie Büttel: Keine Angst. Sie verteilen keine Strafzettel. Und lassen auch nicht pusten. In den Uniformen der Stadtgarde wandeln sie über das Weindorf und läuten den Kehraus ein.
C wie Cocktail: Was macht man mit T wie Trollinger? Am besten mixen. Er findet sich im A wie Äffle und Pferdle Cobbler. Aber auch im Abra Rhabarbra. Aber Vorsicht, ein Zuviel an Getränken macht aus X wie Xanthippe eine K wie Krott. Und der Zauber endet am Morgen.
D wie Dreivierteltakt: Einen Walzer haben Sänger Monty Bürkle und Werner Koch von Pro Stuttgart dem Weindorf zum Wiegenfeste geschenkt. Je mehr man T wie Trollinger trinkt, desto besser hört er sich an. Und man tanzt wie der Lomp am Stecka.
E wie Experte: Wollen Sie wissen, welcher Wein am besten mundet, wenden Sie sich an ihn. Einer sitzt an jedem Tisch. Erkennbar am Z wie Zinken.
F wie Fischköpfe: Als eine Art Länderkulinarikausgleich haben wir jedes Jahr das Weindorf nach Hamburg geschickt. Nach Berlin geht die Kohle, nach Hamburg die Spätzle. Das sollte den Norddeutschen ermöglichen, einmal im Jahr etwas Ordentliches zu essen. Nun wollten die Hanseaten abkassieren, das Weindorf fährt folglich nicht mehr nach Hamburg. Viel Spaß also mit Grünkohl und Labsgraus.
G wie Gel: Wichtig beim Anbaggern. Als Faustregel gilt: Man hat genug Gel im Haar, wenn die Sonnenbrille wie festbetoniert auf dem Kopf thront.
H wie Hocketse: Schwäbische Form des Beisammenseins. Man hockt no, sogar zu Fremden, was einem Schwaben selten passiert. Aber Vorsicht, man verhockt leicht und hat schnell einen sitzen.
I wie Intimsphäre: Verteidigt der Schwabe normalerweise hartnäckig. Mit zwei Leuten gilt ein Tisch als besetzt. Beim Weindorf darf man aber kuscheln.
J wie Jubiläum: Das Weindorf hat das Schwabenalter erreicht. 40 Jahre alt ist es – und g’scheid. Aber keine Sorge, es verzichtet nicht auf Alkohol.
K wie Krott: Nicht erschrecken, liebe auswärtige Damen. Falls ein Schwabe Sie mit Krott anspricht, hält er Sie nicht für eine Kröte, sondern in Wirklichkeit für eine hübsche junge Frau. Sie dürfen sich also geschmeichelt fühlen.
L wie Ländle: Die schwäbische Verkleinerungsform passt oft. So ist sie bei der Bezeichnung der getrunkenen Menge äußerst sinnvoll. Drei Viertele fühlen sich weniger an als eine Flasche Wein. Das Wort „Ländle“ hingegen ist abgeschmackter als ein Semsakrebsler, ein saurer Wein.
M wie Mobil: Sollte der Z wie Zinken rot leuchten, ist es besser Bus und Bahn zu nehmen. Sonntags verschenkt der Verkehrsverbund Stuttgart sogar Geld. Wer einen Fahrschein vorlegt, bekommt einen Gutschein über fünf Euro. Den kann man an den Lauben einlösen, wenn man mehr als zehn Euro ausgibt. Das zweite Viertele ist also umsonst. Was will der Schwabe mehr.
N wie Nonnenfürzle: Hat nichts mit der Verdauung von Ordensfrauen zu tun. Es handelt sich um ein Gebäck aus Brandteig.
O wie „Oins goht no“: Den Satz muss man können. Lässt sich so lange sagen, bis der B wie Büttel kommt.
P wie „Pokémon Go“: Wer ein Smartphone hat, kann Pokémon fangen oder mittels einer App alles übers Weindorf erfahren. Die Comedian Dena Blizzard hat übrigens eine App für Erwachsene erfunden: „Chardonnay Go!“ Sie zeigt einem den Weg zum nächsten Chardonnay. Anders als im Spiel muss man aber beim Weindorf zahlen. Das günstigste Viertele kostet vier Euro.
Q wie Quantum: Das muss jeder selbst festlegen. Es gilt, sich nicht zu überschätzen, sonst droht morgens der Schreck beim Betrachten der aufgelesenen X wie Xanthippe.
R wie Reservierung: Ist möglich in den Lauben. Und kostenlos. Die Telefonnummern sind auf der Weindorf-Website (www.stuttgarter-weindorf.de) zu finden.
S wie Sauvignon Blanc: Migrant aus Frankreich. Wohlgelitten im Weinberg und im Glas. Steht hier stellvertretend für viele Rebsorten, die mittlerweile in Württemberg angebaut werden und das Niveau des schwäbischen Weins beträchtlich gehoben haben.
T wie Trollinger: Weinähnliches Getränk. Ausreichend geschulte E wie Experten erreichen mit ihm ein hohes Q wie Quantum.
U wie „Uebersetzerin“: Schwäbisch für Anfänger, dafür ist Wirtin Helli Schmieg die geeignete Dolmetscherin. In Hamburg ist sie oft gefragt worden, was Bubaspitzle sind. Irgendwann war sie es leid, sich den Mund fusselig zu reden. Also klemmte sie einer Puppe an der Laube eine Schupfnudel zwischen die Beine, schrieb auf ein Schild „Bubaspitzle“. Eine weitere Übersetzung war nicht nötig.
V wie Volksfest: Eigentlich kann man Weindorf und Volksfest nicht verwechseln. Bier gibt’s keins, die Musik ist leise, eine Saufparty ist nicht erwünscht. Aber man sieht immer mehr Leute, die beim Weindorf die Lederhose und das Dirndl auftragen. Na gut, solange man den Wein nicht aus Maßkrügen trinken muss.
W wie Wasser: Hin und wieder einen Sprudel trinken. Sonst schafft’s man nicht, bis am Samstag um 24 Uhr und am Sonntag um 23 Uhr der B wie Büttel kommt.
X wie Xanthippe: Heißt auf Schwäbisch Schwertgosch. Oder Beisszang. Sorgen für böses Erwachen. Also Vorsicht beim Anbaggern – und rechtzeitig die Sonnenbrille abnehmen.
Y wie Yoga: Braucht ein Besucher des Stuttgarter Weindorfs nicht. Ihm gelingt es, mittels bewusstseinserweiternder heimischer Substanzen Geist und Körper zu trennen und den Zustand völliger Harmonie zu erreichen.
Z wie Zinken: Kennzeichnet den schwäbischen E wie Experten. Der Schwabe schmeckt den Wein auch mit der Nase. Folgerichtig muss der Zinken groß sein; die Durchblutung zeigt den Grad der Kenntnis des Experten an.