Die Jungwinzer haben sich im Jahr 2018 mit einer eigenen, gemeinsamen Laube auf dem Stuttgarter Weindorf erstmals präsentiert Foto: Ingrid Sachsenmaier/Archiv

Die Gruppe löst sich auf, weil es an neuen jungen Winzern aus dem Remstal und Stuttgart fehlt. Was 2018 sehr verheißungsvoll mit einer gemeinsamen Laube auf dem Stuttgarter Weindorf begonnen hatte, geht nun recht unspektakulär zu Ende.

Christoph Kern sieht die Angelegenheit pragmatisch, ohne Arg oder Groll: „Die Gruppe der Jungwinzer löst sich auf“, sagt er. Zum Ende des Augusts macht er Kassensturz, spätestens Ende dieses Jahres soll auch der Internetauftritt gelöscht und die Auflösung der GbR „Junges Weindorf“ erfolgt sein. Die Jungwinzer aus dem Remstal und Stuttgart hatten einige tolle Events auf die Beine gestellt.

Ihrem Zusammenschluss hatten sie die Rechtsform „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“ (GbR) zugrunde gelegt. Bei dieser Form einer Personengesellschaft müssen sich mindestens zwei Gründer zusammenschließen, um einen Geschäftszweck zu verfolgen. Bei den Jungwinzern waren es 16, Christoph Kern von der Weinkellerei Wilhelm Kern war sozusagen der Chef.

Es gab keinen großen Knall

Was vor nur fünf Jahren 2018 sehr verheißungsvoll mit einer gemeinsamen Laube auf dem Stuttgarter Weindorf begonnen hatte, geht nun also recht unspektakulär zu Ende. Es habe keinen großen Knall unter den insgesamt 16 Jungwinzern aus dem Remstal und Stuttgart gegeben, erklärt Jungwinzer Christoph Kern, aber es gab auch nicht mehr die Basis, weiterzumachen. Eine Laube auf dem Weindorf zu betreiben, bedeute viel Vorbereitung und dann während des Events viele Stunden Dienst und Präsenz am Stand. „Einige von uns sind Eltern geworden, das Datum für die Lese rückt immer weiter nach vorne und kollidiert mit dem des Stuttgarter Weindorfs“, nennt er Gründe, zu denen natürlich auch die Pandemie gehört. Es waren keine Events mehr möglich, und Veranstaltungen wurden abgesagt. „Wir sind alle nicht mehr wirklich jung“, sagt Christoph Kern schmunzelnd. Er hat die Bücher geführt, die Abrechnungen vorgenommen, er war bei Organisation und Management rührig und gegenüber der Öffentlichkeit als Sprecher der Jungwinzer aufgetreten. „Die Bürokratie in unseren Betrieben nimmt ständig zu und wird immer zeitaufwendiger“, beklagt er.

Christoph Kern war bei der Gründung der Jungwinzer Junior im elterlichen Familienbetrieb in Rommelshausen, im Juli 2022 übernahm er dort die Geschäftsführung. Der studierte Önologe und Wirtschaftsingenieur sagt, dass er die administrative Aufgabe auch weiterhin hätte leisten können. Aber einer der wichtigsten Gründe für die Auflösung ist wohl, dass es den Jungwinzern an Nachwuchs fehlt. Ein Argument, das man häufig hört beim Ehrenamt, bei Vereinen oder Interessengemeinschaften.

Das Kessel Festival markiert das Ende

Die Teilnahme am Kessel Festival auf dem Cannstatter Wasen in diesem Frühjahr war somit der letzte gemeinsame Auftritt der Jungwinzer. Dort haben sie unter ihrem Logo „Junges Weindorf GbR“ im Zirkuszelt noch ihre handgemachten Weine ausgeschenkt. Beim Stuttgarter Weindorf 2023, das an diesem Mittwoch, 30. August, auf dem Markt- und Schillerplatz sowie der Kirchstraße beginnt und dieses Jahr 45 Lauben umfasst, sind die Jungwinzer nicht mehr als Gruppe und auch nicht mit einer gemeinsamen Laube vertreten. Ganz verzichten auf eine Präsenz auf dem Stuttgarter Weindorf wollen einzelne Jungwinzer jedoch nicht. Einige aus dem Kreis schenken in der neuen Kulturlaube, die es erstmals auf dem Weindorf gibt, an unterschiedlichen Tagen ihre Weine aus – dazu gehören die Remstäler Weingüter Karl Haidle, Klopfer, Kuhnle, Dobler, Maier, Schwegler und Kern. Mit einer eigenen Weinlaube, die sie gemeinsam bewirtschaften, sind Adrian Beurer aus Stetten vom gleichnamigen Weingut und Johannes Bauerle aus Fellbach-Schmiden dabei. Eine Premiere für die beiden. Ihre Laube befindet sich auf dem Marktplatz vor der Baustelle, wo das neue Haus des Gastes entsteht. Die zwei haben von Anfang an bei den Jungwinzern mitgemacht, jetzt sind sie als Duo unterwegs und haben kräftig in die neue Laube und die Logistik investiert.

Den Kontakt untereinander, da ist sich Christoph Kern sicher, werden die meist selbstständigen Jungwinzer nicht verlieren, aber die gemeinsamen Aktionen und Auftritte seien einfach zu schwierig im Handling und aufwendig im Organisieren geworden. Es gibt Beispiele, wo das noch funktioniert, aber dort sind die Trauben auch nicht so hoch gehängt wie bei den Jungwinzern, deren Events immer auf mehrere Tage angelegt waren. So gibt es in Fellbach die Gruppe „Next Generation“ bei der WG in Fellbach. Die Jungwinzerkooperation wurde 2007 gegründet und ist ein Zusammenschluss von jungen Mitgliedern der Fellbacher Weingärtner im Haupt- und Nebenerwerb. Die Gruppe ist bereits in der zweiten Generation unterwegs. Als „Vinitiative“ tritt seit 2008 die nächste Generation der Lauffener Weingärtner eG auf. Auch hier kann auf eine Weingärtnergenossenschaft im Hintergrund zurückgegriffen werden.