Unser Bild zeigt Christian León, (links) mit seiner Frau Janet Badillo de León, (Mitte) und den Kindern Ricardo, Vanessa und Marco in Huaraz einer Stadt nördlich von Lima. Foto: z

Christian León ist seit Juni 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Stuttgart. Für ein Projekt ist er nach Peru gegangen.

Vaihingen/ Lima - Menschen kommen und gehen. So auch der ein oder andere Leser der Filder-Zeitung. Unsere Redaktion hat sie über das World Wide Web aufgespürt und gefragt, wie es ist, den Winter fern der Heimat zu verbringen. Die Antworten stehen in dieser Serie.
Herr León, im Internet ist zu finden, dass in Lima derzeit Temperaturen von durchschnittlich 23 bis 25 Grad am Tag vorherrschen und es so gut wie nie Regen gibt. Können Sie das so bestätigen?
Ja, das ist richtig. Hier regnet es nur ganz selten und wenn, dann ist es eine Nachricht in den Zeitungen wert. Die Stadt ist nicht auf Regen eingestellt; die Dächer sind flach und es gibt keine Gullis. Wenn es dann mal richtig regnet, gibt es Chaos.

Vermissen Sie den Winter?
Den Bilderbuch-Winter mit Sonne, blauem Himmel und Schnee, auf jeden Fall! Meine Erinnerungen an den deutschen Winter sind aber eher die grau-nassen Tage oder sogar Wochen, an denen man am besten zuhause bleibt, die Heizung aufdreht und Tee trinkt. Der „Winter“ in Lima ist auch grau-nass. Es gibt zwar keinen Regen, aber oft Sprühregen. Es ist natürlich nicht ganz so kalt. Aber immerhin kann man dem Regen durch eine ein- bis zweistündige Autofahrt in Richtung Anden entfliehen. Ab etwa 800 Meter Höhe hat man hundertprozentig Sonne, sogar das ganze Jahr.

Wann haben sie zuletzt einen Schneemann gebaut oder waren Schlitten fahren?
Bei unserem letzten Deutschlandbesuch 2011/2012 hatten wir richtig Glück. Die Tage in Stuttgart waren nass-grau, aber als wir Freunde im Schwarzwald besucht haben, hat es in der Nacht geschneit und am nächsten morgen war alles weiß. Das war wirklich ein schöner Anblick!

Wie ist es, wenn man Weihnachten im Sommer feiert? Kommt man da in weihnachtliche Stimmung?
Die weihnachtliche Stimmung hier im südamerikanischen Peru ist ganz anders. Weihnachten ist es mindestens so laut wie an Silvester, es werden Böller in die Luft geschossen und laut Musik gemacht. Das ist als Ausdruck der Freude über die Geburt Jesu zu verstehen, das passt sicher nicht ganz in das Konzept eines Europäers. Von Ruhe und Besinnung also nicht die Spur. Skurril erscheinen einem die weißbärtigen Weihnachtsmänner, die mitten im Sommer durch die Stadt laufen. Zudem schmücken die Bewohner um die Wette ihre Häuser mit blinkenden Lichterketten, Rentierschlitten und (Plastik-)Schneemännern auf den Dächern. Es gibt auch Wettbewerbe um die am schönsten geschmückten Häuser.

Sie setzen sich als Wissenschaftler auch mit dem Klimawandel auseinander. Wird es vor dem Hintergrund der weltweiten Erwärmung ihrer Meinung nach künftig in Deutschland im Winter noch Schnee geben?
Der Klimawandel wird für Süddeutschland ein Wetter wie in Norditalien bringen. Das bedeutet weniger Schnee, dafür mehr Regen. Auf einige Wirtschaftsbranchen wird dies negative Auswirkungen haben, man kann sich aber anpassen. Ganz anders sieht es hier in Lima aus. Die Stadt leidet bereits unter einer Wasserkrise, der Klimawandel könnte zu weniger Regen und damit weniger Wasser für die Neun-Millionen-Einwohner-Stadt führen.