Schnell auf der Piste: Kerry Plieninger. Foto: StN

Stuttgart ist nicht gerade das Mekka des alpinen Skisports. Und dennoch: Kerry Plieninger (15) aus Vaihingen ist eine der begabtesten Skifahrerinnen aus Baden-Württemberg.

Stuttgart ist nicht gerade das Mekka des alpinen Skisports. Und dennoch: Kerry Plieninger (15) aus Vaihingen ist eine der begabtesten Skifahrerinnen aus Baden-Württemberg.

Stuttgart - Am Raumteiler im Wohnzimmer der Familie Plieninger hängt ein Foto. Der Schnappschuss zeigt die Tochter Kerry mit der amerikanischen Skiläuferin Julia Mancuso. Kerry war neun, trug einen roten Rennanzug und strahlte die Athletin an, die schon drei olympische Medaillen gewonnen hatte. Mittlerweile ist Kerry 15 Jahre alt.

Heute ist sie nicht sehr entspannt. Auf dem Esszimmertisch liegen die Mathesachen, ein Test über Parabeln steht an. Zum Lernen hat sie jedoch nicht so viel Zeit wie ihre Klassenkameraden an der Robert-Koch-Realschule in Vaihingen. Der Rhythmus ihres Lebens wird vom Sport bestimmt. Kerry Plieninger zählt zu den begabtesten Skifahrerinnen in Baden-Württemberg.

Sie hat es bis in den Landeskader – den höchsten deutschen Schülerkader – geschafft. Von Freitag bis Montag ist sie mit dem Schwäbischen Skiverband (SSV) unterwegs. Im Herbst findet das Techniktraining in Hintertux statt, liegt Schnee, fährt sie nach Damüls an die Stangen. „Meine Mitschüler denken, dass ich ja länger frei habe und mich ausruhen kann“, sagt Kerry. Dabei muss sie am Wochenende immer um 6 Uhr aus den Federn, um pünktlich um 7.30 Uhr am Lift zu stehen. Unter der Woche geht sie zusätzlich je einmal zum Turnen und zum Kraft-Ausdauer-Training. Den Stoff der verpassten Schulstunden muss sie nachholen. Frei hat sie eigentlich nur im Mai, denn in den Sommerferien fährt sie nach Holland in die Skihalle nach Landgraf. Während sie von ihrem zeitintensiven Sport erzählt, spielt sie mit ihren Händen an ihrem langen Pferdeschwanz. Sie lächelt und scheint mit sich und der Welt vollkommen im Reinen.

Stärkste Konkurrenz kommt aus Bayern

Seit sie zweieinhalb Jahre alt ist, steht Kerry auf Skiern. Unterstützt wird sie von ihrer Familie. Vater Uwe ist Skilehrer und Sportwart bei der Stuttgarter Albskiläufervereinigung (SAV) und Mutter Ute Turn-Übungsleiterin. Der Aufwand hat sich bislang gelohnt. Im SSV ist sie die Nummer eins, im Ländle die Nummer vier. In der vergangenen Saison wurde sie baden-württembergische Vizemeisterin im Slalom und Dritte im Riesenslalom. Eine beachtliche Leistung, zumal die Plieningers nicht in den Alpen oder im Schwarzwald leben, wo man direkt vor der Haustür optimale Trainingsbedingungen hat. Die stärkste Konkurrenz kommt aus Bayern, wo die Läuferinnen oft die Möglichkeit haben, eines der Ski-Internate in Oberstdorf oder Berchtesgaden zu besuchen.

Am 21. Dezember startet die neue Saison mit den Rennen in Grasgehren, und sollte Kerry Plieninger am Ende in der deutschen Schüler-Rangliste den Sprung in die Top Ten schaffen, stünde auch ihr dieser Weg offen. „Ende April entscheidet sich dann wohl, wohin der Weg geht“, sagt Kerry. Damit die Erfolge sich einstellen, müssen sich auch die Eltern finanziell engagieren. Ein Hersteller sponsert zudem zwei ihrer fünf Paar Rennski, die sie für die Disziplinen Slalom, Riesenslalom und Super-G braucht.

Am liebsten fährt sie Slalom. Aber ihre Nerven sind noch nicht so strapazierfähig, dass sie dauerhaft zwischen den Stangen die perfekte Mischung aus Risiko und Kontrolle findet. Dreimal ist Kerry bei drei Rennen in der vergangenen Saison in Durchgang zwei ausgeschieden. Dennoch gibt es für die Realschülerin nichts Schöneres, als im Stangenwald nach der Ideallinie zu forschen. Apropos forschen: In der Schule sitzt Kerry gerade an einem Referat für die Prüfung „Englisch Eurokom“ mit dem Thema, wie sich der Skisport und sein Material verändert hat. Und diesmal scheint sie einen Vorteil gegenüber ihren Mitschülern zu haben.