Umzingelt von Baumaschinen und Bauarbeitern: Das Planetarium (Bildmitte im Hintergrund) Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im März 2016 soll das Stuttgarter Planetarium wieder öffnen. Dann wird es runderneuert sein - fast. Für die Generalüberholung des alten Projektors reicht es nämlich trotz Millionenaufwand nicht.

Stuttgart - Kommt es auf 340.000 Euro bei der Sanierung des Planetariums noch an, wenn zuvor schon 2,74 Millionen Euro bewilligt worden sind? Ja, meint die schwarz-grüne Allianz im Rathaus. Sie hat bei der eben zu Ende gegangenen Ersten Lesung des Stadthaushalts 2016/2017 diverse Anträge von SPD, SÖS/Linke-plus, AfD und FDP durchfallen lassen. Die wollten alle die 340.000 Euro bereitstellen. Schwarz-Grün enttäuschte nicht nur sie, sondern auch die Kulturverwaltung, die es gern gesehen hätte, wenn das von OB Fritz Kuhn (Grüne) und Kämmerer Michael Föll (CDU) nicht in den Etatentwurf aufgenommene Vorhaben doch finanziert worden wäre.

Ein Gerät mit Aussetzern

Es geht um die Generalüberholung des alten Zeiss-Projektors, der schon gut ein Dutzend Jahre seinen Dienst tut – wenn er nicht, wie zwischen Weihnachten 2014 und Dreikönig 2015, streikt und nach einer Wartung verlangt. Das war damals eine schmerzliche Panne. Denn ein Sternen-Kino ohne den Sternen-Projektor ist wie ein Auto ohne Motor.

„Er ist wackelig und hat seine Aussetzer“, sagt Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU). Und: „Natürlich wäre es schön gewesen, wenn das sanierte Planetarium mit generalüberholtem Altprojektor wiedereröffnet würde.“ Aber Haushaltsberatungen seien eben Verteilungskämpfe.

SPD fordert Komplettsanierung

SPD-Fraktionschef Martin Körner hatte es versucht. „Wenn schon Planetariumsanierung, dann richtig“, sagte er. Doch die Mehrheit im Gemeinderat aus CDU und Grünen machte einen Schnitt. Für Dinge wie die Generalüberholung des Projektors zu sorgen, weitere Ausfälle zu verhindern und eine Blamage nach der Wiederöffnung des Sternenkinos zu vermeiden, seien ureigene Aufgaben der Verwaltung, erklärt Jürgen Sauer (CDU).

Weiteres Geld fließt also nicht. Sollte es in absehbarer Zeit aber eine Panne wie zur Jahreswende 2014/2015 geben, wäre es nicht mehr ganz so schlimm. Denn wenn das Planetarium im März wieder öffnet, wird es dort auch eine digitale Projektionsanlage geben, mit der man beispielsweise Reisen in die Tiefe des Weltalls oder Sachverhalte der Astrophysik darstellen kann. Dadurch kann man ein Ersatzprogramm einspielen. Dennoch kann Planetariumsleiter Uwe Lemmer nur hoffen, dass der alte, analoge Projektor den Geist nicht aufgibt. Das langsame Hochfahren des Projektors zur Musik „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss sei etwas ganz Besonderes. Und die Sterne, die der Projektor darstellt, seien für die Stuttgarter durchaus erhellend. Der Blick in den realen Nachthimmel über Stuttgart hilft dagegen nur wenig. Die störenden Lichtquellen in der Großstadt lassen die Sterne verblassen.

Die Zitterpartie um den Projektor wird allerdings immer spannungsvoller. Lemmer vergleicht das mit einem Auto, das schon mehr als zwölf Jahre im Dauereinsatz ist. Mit Pannen muss man da rechnen. Der planmäßige Austausch von Verschleißteilen erhöht die Chancen, dass man nicht auf der Strecke bleibt. Im Fall des Planetariums wird es den großen Kundendienst aber nicht geben. Man werde nun versuchen, mit Bordmitteln das eine oder andere vorbeugend zu ersetzen, sagt Lemmer. Und in anderthalb Jahren will er einen neuen Anlauf unternehmen, damit im Stadthaushalt 2018/2019 Geld für die Generalüberholung abfällt.

Vom Funktionieren der Projektoren und von einem guten Auftritt hängt für das Planetarium viel ab. Auf Jahre hinaus steht das Sternenkino im Mittleren Schlossgarten in einer riesigen Baustelle. Zurzeit rammt ein 50 Tonnen schweres Bohrgerät, keine sechs Meter vom Planetarium entfernt, Gründungspfähle für den neuen Tiefbahnhof in den Boden. Nur gut, dass in der Kultureinrichtung drinnen momentan lediglich das Sanierungsprogramm läuft. Die Fenster des Büros macht Uwe Lemmer lieber nicht auf. „Es würde auch keine frische Luft reinkommen“, sagt er, „nur großer Lärm“.

Es werden mehr Besucher erwartet

Von März an aber buhlt das Planetarium wieder um Besucher. Um mehr Besucher als zuvor. Trotz der Widrigkeiten der Umgebung erwartet Lemmer ein Plus, weil das Innere des Planetariums attraktiver werde. Und die Baustelle, die der Umbau des Nesenbach-Kanals mit sich brachte, werde im neuen Jahr weiterziehen. Lemmer will auch sonst nicht hadern. Die Baustellen seien so überraschend gekommen wie Heilig Abend am 24. Dezember. „Da müssen wir durch“, sagt Lemmer. Er steht für das Prinzip Hoffnung und Zuversicht.

Eigentlich sollte das Sternenkino, das im März 2015 für die Sanierung geschlossen wurde, seine Pforten wieder kurz vor Weihnachten öffnen. Mitte September gab die Stadtverwaltung bekannt, dass sich der Termin bis Frühjahr 2016 verschiebe. Begründet wurde das mit einem Brand auf der Baustelle Ende Juni und Verzögerungen im Bauablauf. Inzwischen ist die Wiederöffnung im März geplant. Dieser Termin stehe, sagt Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann jetzt.

Zunächst waren 2,2 Millionen Euro eingeplant und im Dezember 2013 vom Gemeinderat bewilligt worden. Als die Sanierung der 37 Jahre alten Bausubstanz vertieft wurde, ergaben sich aber Mehrkosten von einer halben Million Euro für die Sanierungsarbeiten im Kuppelsaal des denkmalgeschützten Hauses.

Der Gemeinderat hat erst Ende Oktober beschlossen, dass der Besuch des Planetariums 2016 teurer wird – um gut 30 Prozent. Erwachsene sollen acht statt bisher sechs Euro bezahlen. Der ermäßigte Preis beträgt fünf statt bisher vier Euro. Dafür bietet das Planetarium aber auch deutlich mehr als früher.