Hannes Rockenbauch nimmt sich drei Tage Bedenkzeit. Bettina Wilhelm gibt ihre Entscheidung an diesem Montag um 14 Uhr bekannt.

Stuttgart - Nach der Wahl ist vor der Wahl. Da am Sonntag kein Kandidat die 50-Prozent-Hürde genommen hat, werden 415 000 Stuttgarter am 21. Oktober nochmals zur Urne gebeten. Aber stehen dann die von der SPD nominierte, parteilose Bettina Wilhelm und Hannes Rockenbauch (SÖS) noch auf dem Stimmzettel? In vorherigen OB-Wahlen haben dritt- und viertplatzierte Kandidaten OB Wolfgang Schusters Wahlsieg mit bestimmt.

Rockenbauch, im Widerstand gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 eines der bekanntesten Gesichter, hat angekündigt, sich drei Tage Zeit für die Entscheidung zu nehmen. Er wolle mit der Basis des parteifreien Bündnisses Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) diskutieren. Für dieses sitzt der 32-jährige gelernte Architekt im Gemeinderat. Mit seiner Bedenkzeit hält Rockenbauch die Spannung hoch, sich selbst im Gespräch und bei den Grünen womöglich die Hand für ein paar Zugeständnisse auf. Deren Kandidat Fritz Kuhn würde Umfragen zufolge erheblich von Rockenbauchs Rückzug profitieren. „Die Aussage, dass wir keinen christdemokratischen Oberbürgermeister wollen, steht“

„Die Aussage, dass wir keinen christdemokratischen Oberbürgermeister wollen, steht“

Seine Frist von drei Tagen hat einen einfachen Hintergrund: Bereits am Donnerstag, 11. Oktober, läuft die Bewerbungsfrist für die Neuwahl am 21. Oktober ab. Bis dahin müsste Rockenbauch seinen Namen aus der Liste streichen lassen. Wer als Kandidat des ersten Wahlgangs nicht aktiv zurückzieht, bleibt auf dem zweiten Stimmzettel stehen. Kämen viele neue hinzu, könnte es erneut eine von der Stadt organisierte Vorstellung in der Liederhalle geben, sagt Wahlleiter Martin Schairer.

Bei Bettina Wilhelm wird die Entscheidung schneller fallen. Bereits diesen Montagvormittag will die Erste Bürgermeisterin aus Schwäbisch Hall sich äußern – nach der nächtlichen Manöverkritik mit der SPD-Generalsekretärin Katja Mast. Bei den Sozialdemokraten gilt ein grün-roter Pakt gegen den CDU-Mann Turner als möglich. „Die Aussage, dass wir keinen christdemokratischen Oberbürgermeister wollen, steht“, sagt SPD-Kreischef Dejan Perc. Es könne sein, so Perc, „dass der jetzt erstplatzierte Kandidat noch Hilfe braucht“.

Die Stuttgarter SPD hatte Bettina Wilhelm am 4. Mai und damit relativ spät nominiert. Landeschef Nils Schmid hatte die Kandidatin zuvor passieren lassen. Die Partei befand sich nach diversen Absagen in erheblichen Personalnöten.