Die Labyrinth-Initiative hat nach eineinhalbjährigem Umbau ihr Café samt Kulturraum an der Stuttgarter Urbanstraße 64 feierlich eröffnet.
S-Mitte - Mit einem lauten „Plop“ knallte der Sektkorken aus der Flasche. Am Donnerstagabend feierte die Initiative Labyrinth die Eröffnung ihrer neuen Räume. „Im Kulturraum und Café wird unser Team eine ganze Reihe unterschiedlichster, aber auch sich ergänzender interaktiver Veranstaltungs- und Bildungsformate anbieten“, erklärte die Geschäftsführerin Patrizia Birkenberg. Neben den kulturellen Angeboten soll in dem Café geflüchteten Jugendlichen, zunächst auf Basis von Minijobs, später vielleicht auch als Auszubildende, ein Weg in den Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Während die Eröffnung mit rund fünfzig geladenen Gästen, zu denen auch die Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Die Grünen) gehörte, in der Urbanstraße 64 gefeiert wurde, soll das Café für die Allgemeinheit von Mittwoch an geöffnet sein.
Viele bürokratische Hürden
Bis zum Eröffnungstag hatten die vielen Unterstützer der Initiative und zahlreiche Handwerker alle Hände voll zu tun. Unter anderem wurden Böden und Sanitärräume komplett erneuert. Neben den baulichen Herausforderungen mussten auch viele bürokratische Hürden genommen werden. „Das Fortbestehen hing immer wieder am seidenen Faden“, erinnert sich Birkenberg. Während der Eröffnungsfeier erhielten die Besucher im Rahmen einer Filmvorführung Einblicke in die vielen Arbeiten, die bis zur Fertigstellung erledigt werden mussten. „Es war kein einfacher Weg. Irgendwann dachten wir, uns geht die Kraft aus“, sagte Birkenberg.
Auf 150 000 Euro schätzt sie die Renovierungskosten momentan. „Und es gibt immer noch ein paar Ecken, die man noch machen kann. Wir sind noch nicht ganz fertig.“ Für den laufenden Betrieb gibt die Stadt 80000 Euro pro Jahr hinzu.
Inhaltlich sollen zukünftig zahlreiche Zielgruppen vor allem aus der Nachbarschaft angesprochen werden. Neben geflüchteten Jugendlichen möchte das Labyrinth-Team auch Studierende der nahen Schulen und Hochschulen und Familien mit Kindern mit ihrem Angebot begeistern. Einen Vorgeschmack auf die kulturellen Veranstaltungen, die im Kulturraum neben dem Café zukünftig stattfinden könnten, bot das Labyrinth-Ensemble am Abend der Eröffnungsfeier. Nach einer musikalisch-theatralischen Einleitung des Abends durch die Violinendozentin und Labyrinth-Gesellschafterin Sabine Kraut zeigten die jungen Schauspieler unterschiedliche Szenen. Darin wurden Themen wie Ausgrenzung aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse, die Wirren der deutschen Bürokratie oder die kulturellen Eigenheiten der neuen deutschen Nachbarn aufgegriffen.
Der Labyrinth-Gesellschafter Nikolai Fuchs erinnerte daran, dass der internationale Austausch von Geld und Waren problemlos verlaufe – „mit Menschen tun wir uns schwieriger“. Die Labyrinth-Initiative meistere die gesellschaftliche Herausforderung der Integration mit künstlerischen und kulturellen Angeboten. „Kunst und Kultur sind rein menschlich“, sagte er. Auf der Ebene der Fantasie verschwänden Ethnien und Herkunft.
Lob von der Bürgermeisterin
Die Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, Alexandra Sußmann, sagte in ihrem Grußwort, dass sie der Zusammenhalt der Gesellschaft umtreibe. „Es ist wunderbar, dass Sie hier einen Ort der Begegnung schaffen“, erklärte sie und bescheinigte dem Labyrinth-Team ein hohes Maß an Persönlichkeit und Energie, das für das Gelingen des Umbaus und Betriebs wohl genauso wichtig sei, wie ein gutes Konzept.
Der Kulturamtsleiter der Stadt, Marc Gegenfurtner, meinte, dass Labyrinth inzwischen eine feste Institution in der Stadt sei. Die Kultur diene als Bindeglied zwischen unterschiedlichen Gruppen und unterstütze damit die Stadtentwicklung. „Orte wie dieser sind eine große Bereicherung“, so der Kulturamtsleiter.
Für die Zukunft wünschte sich die Geschäftsführerin Birkenberg, dass Café und Kulturraum Orte werden, „in welchen man in Freiheit sein dürfe“, wie sie es ausdrückte. Die Probleme des Umbaus könnten dann auch rasch wieder vergessen sein. Schließlich seien Probleme im Theater stets „goldwert“, wie sie erklärte. Je gewaltiger die Probleme seien, desto großartiger werde am Ende die Geschichte.