Enzo Marchese: Bei einem Aufstieg würde sich sein Vertrag bei den Kickers automatisch verlängern. Foto: Baumann

Enzo Marchese würde trotz zweier Elfmeter-Nieten hintereinander auch ein drittes Mal einen Strafstoß für Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers ausführen. „Ich stelle mich der Verantwortung“, sagt der Kapitän im Interview vor dem Heimspiel gegen Spitzenreiter Dynamo Dresden (Mittwoch, 19 Uhr).

Stuttgart – - Herr Marchese, an diesem Mittwoch (19 Uhr) geht es gegen Drittliga-Spitzenreiter Dynamo Dresden. Es steht 0:0 in der 90. Minute, es gibt Elfmeter für die Kickers. Wer schießt?
Ich.
Trotz zuletzt zwei Nieten in Serie?
Ich bin in guter Gesellschaft. Auch Lionel Messi hat zuletzt zwei Elfer verschossen. Im Ernst: Ich bin nicht der Typ, der davonläuft. Ich stelle mich der Verantwortung.
Was haben Sie zu hören bekommen?
Nichts. Ich selbst bin schon beim Auslaufen nach dem 3:3 in Wiesbaden auf meine Jungs zugegangen und habe gesagt, dass ich die zwei verlorenen Punkte auf meine Kappe nehme. Mich ärgert das wahnsinnig, weil wir ein super Spiel gemacht haben und ich die Mannschaft um ihren Lohn gebracht habe.
Wie fällt denn Ihr Zwischenfazit nach neun Spieltagen aus?
Die Tabelle lügt nicht. Wir stehen nicht ganz oben, aber wir sind oben dran. Insgesamt sind wir sicherlich ein Stück reifer geworden.
Die verspielte 3:1-Führung in Wiesbaden spricht dagegen.
Dafür haben wir in Kiel und bei Hansa Rostock zwei Auswärtssiege nach Hause gebracht. Ich weiß nicht, ob uns das in der vergangenen Saison gelungen wäre. Außerdem geraten wir nicht mehr so oft in Rückstand. Wir versuchen sofort in Führung zu gehen, und das gelingt uns auch oftmals.
Wird die Partie gegen Dresden ein Schlüsselspiel für die Kickers?
Nein, es geht wie gegen Aue oder Werder Bremen II auch nur um drei Punkte. Wenn wir verlieren, steigen wir nicht ab. Wenn wir gewinnen, sind wir noch nicht aufgestiegen.
Klappt es denn in dieser Saison mit dem Sprung in die zweite Liga?
Das hoffe ich. Unsere starke Bank könnte zu einem entscheidenden Trumpf werden. Hinzu kommen die Ruhe und Harmonie im Verein. Ein Rädchen greift ins andere. Das habe ich bei den Blauen auch schon ganz anders erlebt. Seit zwei, drei Jahren sind das wieder meine Kickers. Und es ist mein großes Ziel, mein großer Traum, mit diesem Verein in der zweiten Liga zu spielen.
In diesem Fall würde sich auch Ihr am Saisonende auslaufender Vertrag verlängern.
Das stimmt. Ich habe eine Option für den Fall des Aufstiegs.
Horst Steffen war schon bei Fortuna Düsseldorf im Gespräch. Jetzt wird er als Trainer bei Borussia Mönchengladbach gehandelt. Ist das in der Mannschaft ein Thema?
Nein, gar nicht. Solche Gerüchte gehören zum Fußballgeschäft.
Aber wenn er gehen würde . . .
. . . wäre das ein herber Verlust. Er ist mit der beste Trainer, den die Kickers je hatten. Ich lege meine Hand ins Feuer, dass Horst Steffen ein Bundesligatrainer wird – früher oder später. Aber ich weiß auch, dass er sehr an unserer Mannschaft und dem Verein hängt. Deshalb hoffe ich, dass er bald verlängert.
Was hebt ihn von anderen Trainern ab?
Er kann hervorragend erklären und bringt die kleinsten Details verständlich rüber. Zudem ist seine Menschenführung überragend.
Gegen Dynamo fehlt Ihr Mittelfeldkollege Sandrino Braun wegen seiner fünften Gelben Karte. Wie schwer wiegt sein Ausfall?
Sandrino ist eine wichtige Säule im Team. Seinen Ausfall zu kompensieren wird eine echte Prüfung für unsere Mannschaft.
Ihr Tipp für das Spiel?
Ich hoffe auf 8000 Zuschauer und ein 1:0 – durch ein Elfmetertor in der 90. Minute.
Ganz genau.