Will mit den Stuttgarter Kickers den Aufstieg: der Spanier Pedro Astray. Foto: Baumann

Oberligist Stuttgarter Kickers hat sich mit Pedro Astray aus Spanien verstärkt. Wie kommt ein Profi dazu, aus Spaniens dritter Liga in die deutsche Oberliga zu wechseln?

Stuttgart - Stuttgart ist in – in Spanien. Das jedenfalls dokumentieren die letzten verfügbaren Touristikzahlen von 2017, als von dort 15 Prozent mehr Besucher in die Landeshauptstadt kamen als im Jahr zuvor. Nicht unter diese Statistik fällt Pedro Astray, ein Fußballer, der im Januar zu den Stuttgarter Kickers wechselte. „Das war schon etwas grenzwertig“, sagt selbst Berater Carl-Friedrich Bischoff, der den Deal eingefädelt hat. Schließlich ging der 26-Jährige von der dritten in die fünfte Liga. Ein Abstieg? „Ich mag den deutschen Fußball“, sagt der Spieler auf Englisch, „und der Verein hat eine große Tradition“.

Reutlinger Giles schwärmt von den Kickers

Darüber hat er sich zum Beispiel mit seinem Landsmann Cristian Giles unterhalten, der beim Oberligakonkurrenten SSV Reutlingen spielt und ihm vielleicht vorgeschwärmt hat, dass beim Spitzenspiel im Dezember fast 7000 Zuschauer ins Gazi-Stadion gekommen waren. Das verfehlte seine Wirkung nicht. Bei seinem letzten Club CDA Navlacarnero (bei Madrid) hat er meist vor nicht einmal tausend Leuten gespielt, das Leistungsgefälle ist dort groß in der viergeteilten dritten Liga, Murcia oder Santander kommen auf knapp 9000 Zuschauer im Schnitt.

„Die Hälfte der Spieler im Kader sind nur Halbprofis“, berichtet Astray – haben also noch einen zweiten Job. Zudem besitzt, so Kickers-Sportdirektor Martin Braun, in den unteren Ligen jeder Spieler im Winter eine Ausstiegsklausel. Die haben die Kickers genutzt. „Der Verein hat sich von Anfang an sehr um mich bemüht“, nennt Astray einen weiteren Grund für seine Entscheidung. Er war ablösefrei zu haben, bekam im Gegenzug ein kleines Handgeld. „Doch das Geld allein gab nicht den Ausschlag“, betont Bischoff. Vielmehr die Perspektive Aufstieg in die vierte Liga. „Dazu möchte ich beitragen“, sagt Astray, dann würde sich der Vertrag automatisch verlängern.

Im Mittelfeld überall zuhause

Der Start vor dem Heimspiel an diesem Samstag (14 Uhr) gegen den SV Oberachern ließ sich gut an. Braun hebt vor allem die Flexibilität des Spielers hervor. „Wir haben alle seine Spiele auf Video analysiert, einmal hat er in einer Partie fünf verschiedene Positionen besetzt.“ Alle vier im Mittelfeld, am Ende auch noch als zweite Spitze. Doch bei den Kickers dürfte er vor allem im defensiven Mittelfeld eingeplant sein. „Wir sind davon überzeugt, dass er dazu beitragen kann, dass wir noch stabiler und strukturierter spielen“, sagt Kickers-Trainer Tobias Flitsch.

Der Spanier gibt das Lob zurück. „Trainer und Mitspieler haben mir bei der Integration sehr geholfen“, sagt Astray, der in einer WG mit Kickers-Spielern in der Stadt wohnt. „Der Verein tut alles dafür, dass die Umstellung leicht fällt“, sagt der Spanier, der im Ausland nicht nur gute Erfahrungen gemacht hat. 2016 war er beim FK Senica in der Slowakei mit drei Landsleuten, doch die Gehaltszahlungen blieben aus, so dass sie zum Jahresende in die Heimat zurück mussten.

Aus Atleticos Kaderschmiede in die Profi-Welt

Mit 26 hat Astray schon eine bewegte Karriere hinter sich. Der gebürtige Baske zog früh nach Madrid, wo er zehn Jahre in der Nachwuchsakademie von Atletico verbrachte, das ihm schon als Kind lieber war als Real. Einige Zeit spielte er für den Vorstadtclub FC Getafe, durfte im A-Kader trainieren und zwei Pokalspiele bestreiten, aber kein Ligaspiel in der ersten Mannschaft. Das soll sich ändern. „Er hat in der Vorbereitung für viel Stabilität in der Defensive gesorgt“, so Martin Braun, der große Stücke auf die Spanier hält und auch schon in seiner Zeit beim FC Villingen zwei Legionäre untergebracht hatte. „Man sieht, dass er taktisch sehr gut ausgebildet ist.“

Darauf wird in Spanien viel Wert gelegt, hinzu kommt meist eine spielerische Begabung. „Und in der dritten Liga geht es auch ganz schön zur Sache“, sagt Bischoff, der einst in Madrid und Córdoba studiert hat und nun eine Personalvermittlung für Spanier aufgebaut hat, wobei die Fußballer nur ein Standbein sind. „Ich denke, es passt bei Pedro.“

Deutsch lernen ist angesagt

Das bestätigt der Spieler nach seinen ersten Eindrücken: „Mir gefällt es hier.“ Obwohl seine Freundin zunächst weiter in Madrid wohnt und arbeitet. Aber wenn möglich übers Wochenende immer mal wieder nach Stuttgart kommen soll. Hier will der Freund versuchen, rasch die deutsche Sprache zu lernen. „Es ist mein Ziel, längerfristig hierzubleiben.“ Nicht als Tourist – sondern als Fußballer.