Applaus für sein Team: Kickers-Trainer Tomislav Stipic beim 1:1 in Halle. Foto: Pressefoto Baumann

Nach sieben Niederlagen in Serie ist ein Unentschieden beim drittheimstärksten Team der Liga für Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers ein Fortschritt – auch mit Blick auf die Mitgliederversammlung an diesem Dienstag. Doch die Blauen tun gut daran, die nach wie vor knifflige Lage nicht zu unterschätzen.

Halle/Stuttgart - „Ich traue mir alles zu“, hatte Tomislav Stipic bei seinem Amtsantritt auf die Frage geantwortet, ob er die Kickers in dieser Saison sogar noch auf Tuchfühlung zu Platz drei führen könne. Das war vielen ein bisschen zu dick aufgetragen. Fairerweise muss aber auch erwähnt werden, dass Stipic bei all seinem Selbstbewusstsein genauso gesagt hatte, dass man mit Bescheidenheit, Fleiß und Demut die aktuelle Lage unter Kontrolle bringen müsse. Genau diese realistische Einschätzung war auch sein Tenor nach dem ersten Pflichtspiel unter seiner Regie. Stipic spitzte das Ganze nach dem 1:1 (0:0) beim Halleschen FC sogar noch zu: „Die Mannschaft hat den Kampf gegen den Abstieg angenommen“, sagte er. Die Blauen sind gut beraten, derzeit keine Gedanken an die große Aufholjagd zu verschwenden. Mit kleinen Schritten soll es aus dem Keller gehen. Das wird schwer genug. „Wir sind relativ leichtfertig in diese brenzlige Situation hineingeschlittert, jetzt ist der Aufwand umso größer, da wieder rauszukommen“, erklärte Sportdirektor Michael Zeyer.

Stipic hatte die Mannschaft bei seiner Premiere weiter im 4-3-3-System spielen lassen und das Team auch personell nicht umgekrempelt. So vertraute er weiterhin auf Carl Klaus als Nummer eins im Tor. Gerrit Müller zog er ins Mittelfeld zurück. Die einschneidendste Veränderung gab es auf der rechten Verteidigerposition: Der Kroate entschied sich für Sandro Abruscia, der seine Chance nutzte. Leichtfüßig setzte der Ex-Hoffenheimer Impulse nach vorne, spielte einige Bälle gut in die Spitze durch. Am Ende ging ihm ein wenig die Puste aus, in Anbetracht der fehlenden Spielpraxis in den vergangenen Wochen kein Wunder. Überhaupt mussten die Kickers am Ende froh sein über den Punkt. Nach der 1:0-Führung (54.) durch Erich Berkos sechstes Saisontor (alle auswärts erzielt) verpassten es die Blauen nachzulegen. Statt mutig rauszuschieben, ließen sich zu sehr hinten reindrängen. Halle kam zu zahlreichen Standardsituationen. Eine davon führte zum 1:1-Ausgleich (78.). Nach einem Eckball köpfte der aufgerückte Jonas Acquistapace, einer von vier 1,90 m großen HFC-Verteidigern, am ersten Pfosten den Ball ins Netz. Halle drängte mit aller Macht auf den Siegtreffer, die Kickers hielten mit Glück und Geschick dagegen.

Kickers-Coach Stipic lobt die Mentalität seiner Truppe

„Das war ein ganz, ganz wichtiger Punkt und ein echtes Lebenszeichen“, sagte ein erleichterter Tomislav Stipic. „Ich bin sehr zufrieden mit der Mentalität und der Stabilität im Team, zumal es nach der Negativserie einen großen Rucksack mit sich herumschleppte.“

Leichtigkeit, Mut und Selbstvertrauen werden sich bei den Kickers nur über Erfolgserlebnisse einstellen. Die nächste Möglichkeit bietet sich am kommenden Samstag (14 Uhr/Gazistadion) gegen Schlusslicht Werder Bremen II. Zuvor steht an diesem Dienstag (19 Uhr) die Mitgliederversammlung auf dem Programm, bei der sich Präsident Rainer Lorz und das Aufsichtsratsteam zur Wiederwahl stellen. Auch mit Blick auf einen harmonischen Verlauf der Veranstaltung im SSB-Waldaupark war das Ende der sportlichen Talfahrt kein Nachteil.