Enttäuschter Enzo Marchese – doch der Kickers-Kapitän gelobt schnelle Besserung Foto: Baumann

Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers präsentiert sich beim 1:4 in Osnabrück desolat in allen Mannschaftsteilen. Kapitän Enzo Marchese beschönigt nichts, hakt das Debakel aber schnell ab – und verspricht schon im Spiel bei der SpVgg Unterhaching an diesem Samstag eine Reaktion der Mannschaft.

Osnabrück/Stuttgart - Am Tag nach dem schwarzen Samstag an der Bremer Brücke suchten die Blauen Ablenkung. Präsident Rainer Lorz, Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker und Sportdirektor Michael Zeyer schauten sich die zweite Mannschaft an. Kapitän Enzo Marchese bevorzugte das heimische Sofa und begutachtete die zweite Liga und die Serie A. Den Frust vom Vortag hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits verarbeitet. Ohne auch nur irgendetwas zu beschönigen. „Alles, was uns bisher stark gemacht hat, haben wir in diesem Spiel vermissen lassen“, sagte Marchese. „Deshalb sind wir unter die Räder gekommen.“

Eine Einzelkritik erübrigt sich. „Es ist einiges zusammengekommen in diesem Spiel“, erklärte Trainer Horst Steffen. Los ging es mit einem Marchese-Freistoß, der haarscharf am Pfosten vorbeipfiff (5.). Danach zogen sich die Probleme der Kickers durch alle Mannschaftsteile. Vorne störten die drei Stürmer nicht mutig und aggressiv genug den Spielaufbau des Gegners. Dieser fehlende Biss der ersten Verteidigungsreihe hat auf das Gesamtkonstrukt der Blauen große Auswirkungen: Der Druck kann nicht vom eigenen Tor weggehalten werden, der wenig stabilen Abwehr fehlt die Entlastung.

Missverständnisse und Unkonzentriertheiten

Die Mittelfeldspieler ließen sich von den robusten Osnabrückern abkochen, spielten ungenaue, schlampige Pässe. Und die Abwehrspieler standen viel zu weit von ihren Gegenspielern weg. Die Folge dieses kollektiven Versagens waren die vier Gegentore durch Tobias Willers (6.), Stanislav Iljutschenko (11.), Maik Odenthal (20.) und den starken Ex-Kickers-Angreifer Marcos Alvarez (44.) zum 0:4-Halbzeitrückstand.

Was Steffen nach diesen desolaten 45 Minuten in der Kabine sagte? Im Wesentlichen einen Satz: „Wie wir uns nach der Pause präsentieren, ist ein wichtiges Zeichen für den Rest der Saison.“ Eine noch höhere Klatsche konnte verhindert werden, mehr als der Ehrentreffer durch Fabian Baumgärtel (50.). gelang jedoch auch nicht. „Wir haben es einigermaßen geschafft, ordentlich aus dem Spiel rauszukommen“, fand Steffen.

Unterm Strich war es aber ein Festival an Missverständnissen und Unkonzentriertheiten, das nicht nur Sportdirektor Zeyer an das blamable 1:5 aus der Vorrunde beim VfB Stuttgart II erinnerte. Damals zeigten die Blauen eine gute Reaktion. Sie blieben elf Spiele in Folge unbesiegt.

Kampfansage an Unterhaching

Und diese Reaktion verspricht Marchese auch jetzt. „Wir haben uns schon auf der Rückfahrt im Bus geschworen, die Scharte sofort wieder auszuwetzen. Ich will am kommenden Samstag nicht Spieler von Unterhaching sein“, schickte der Spielführer vor dem nächsten Auswärtsspiel (14 Uhr) gleich eine Kampfansage an die SpVgg. Der Kommentar von Abwehrchef Marc Stein ging in die gleiche Richtung: „Wir werden uns schütteln und dann weiter Vollgas geben. Wir hatten einen schlechten Tag, der uns so nicht passieren darf und auch nicht wieder passieren wird.“

In Unterhaching steht Sandrino Braun, der am Sonntag für die Oberligaelf am Ball war, nach seiner abgelaufenen Gelb-Rot-Sperre wieder zur Verfügung. Er dürfte für Baxter Bahn in die Anfangsformation rücken. Der Winterneuzugang vom FC St. Pauli hatte in Osnabrück ein undankbares Startelf-Debüt. „Baxter war nicht zu beneiden und bekam wenig Unterstützung“, sagte Steffen. Ob Offensivmann Gerrit Müller nach seinen Oberschenkelproblemen wieder zur Verfügung steht, ist noch offen.

Unabhängig vom Personal ist auch Steffen optimistisch, dass die Blauen im letzten Spiel vor der 14-tägigen Länderspielpause wieder in die Erfolgsspur zurückkehren: „Ein spielerisch starker, körperlich nicht ganz so robuster Gegner liegt uns besser.“ Zum Sieg wird es dennoch nur reichen, wenn die Blauen ihre eigenen Qualitäten abrufen. Anders als am schwarzen Samstag in Osnabrück.