Wir lesen Papst - im Panini Foto: Panini

Heilix Blechle: der Papst wird ein Poster-Boy. Mit einer eigener bunten Illustrierten. Der Stuttgarter Verlag Panini glaubt, dass die deutschen Katholiken neben der Kirchensteuer, dem Obolus für den Opferstock und für das Badezimmer von Tebarz von Elst noch 1,80 Euro im Monat übrig haben für eine Zeitschrift über Papst Franziskus.

Stuttgart - „Mein Papst“ wird am nächsten Mittwoch erstmals erscheinen, in der stolzen Auflage von 250 000 Stück. Man kann Katholiken alle möglichen Wunder verkaufen, so das Kalkül, warum nicht auch eine Zeitschrift über den Nachfolger Petri?

Schwaben sind ja mit allen Weihwassern gewaschene Geschäftemacher, doch erfunden haben das Heft die Italiener. Dort erscheint „Il mio Papa“ seit März 2014 einmal in der Woche. Übrigens in einem Verlag, der zum Firmengeflecht von Silvio Berlusconi gehört. Ob das eine Art Ablasshandel ist? Panini hat die Lizenz für die deutsche Ausgabe erworben, man beschränkt sich allerdings auf ein Heft im Monat. Und verzichtet auf Wetterbericht und Fernsehprogramm, die in Italien in jede Zeitschrift gehören.

Dafür findet man im 72 Seiten starken Heft neben Franziskus satt Rezepte und Rätsel. Die richten sich allerdings nicht an den Mystiker, sondern an die Zielgruppe „Frauen 40 plus“. Am Kiosk wird man neben dem „Goldenen Blatt“ und dem „Echo der Frau“ liegen. Passt schon, Predigen und Karriere machen dürfen Frauen ja nicht in der Kirche, da haben sie Zeit zum Lesen. Ledige Damen dürfen gerne das Poster vom Papst aus der Heftmitte nehmen und im Schlafzimmer aufhängen. Das hilft bei den keuschen Gedanken.

Man erfährt in „Mein Papst“, wie der Papst wohnt, „bescheiden auf 50 Quadratmeter“. Sieht wie ihn der Wind zerzaust, lernt den Ausstatter des Papstes kennen, die Schneiderei Gammarelli. Und die Sternenköchin Lidia Bastianich verrät, dass der Papst am liebsten Brotsalat isst. Unter der Überschrift „Viele Wege führen nach Rom“ wird die Lebensgeschichte des Jorge Mario Bergoglio erzählt, in den kommenden Heften erfahren wir dann, wie er zu Papst Franziskus wurde.

Doch da geht noch mehr. Der Papst hat sich so kundig über Fortpflanzung geäußert, „gute Katholiken müssen sich nicht wie die Karnickel vermehren“, drei Kinder pro Ehepaar seien ideal; da liegt es doch nach, dass sich die Leser künftig in Sachen Sexualmoral Hilfe suchend an Dr. Franziskus wenden können.

Der Mann hat noch mehr Rat parat. „Er muss bestrafen, er macht es aber gerecht und geht dann weiter“, sagte er über einen Vater, der zugegeben hatte, seine Kinder zu schlagen. Das fehlt uns noch, wir brauchen päpstliche Erziehungstipps.