Beim Frühlingsfest im letzten Jahr ging es für die Polizei noch relativ entspannt zu. Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur Stuttgart

Die Vorbereitungen für das Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen laufen – auch bei der Stuttgarter Polizei. Auf die Beamten dürften wieder mehr Einsätze zukommen als im vergangenen Jahr. Das hat seine Gründe.

Welch ein Fest für die Wasenwache der Stuttgarter Polizei: 80 Prozent weniger gefährliche Körperverletzungen, 60 Prozent weniger Einsätze, so friedlich wie noch nie. So jedenfalls lief das Stuttgarter Frühlingsfest im vergangenen Jahr ab. Dabei wird es bei der Neuauflage des Wasenrummels, der am 22. April startet, voraussichtlich nicht bleiben. Denn das letzte Jahr war ein Sonderfall.

Spaß und Festlaune sind das eine – für die Polizei gehört aber Sicherheit für die Wasenbesucher unbedingt dazu. „Uniformierte und zivile Fußstreifen werden ihr Augenmerk besonders auf das junge Publikum und auffällige Gruppierungen legen“, sagt Polizeisprecher Sven Burkhardt über die geplanten Präventionsmaßnahmen. Dabei sollen erkennbar Betrunkene bereits bei der Anreise kontrolliert werden. Erfahrungsgemäß stehen dabei laut Burkhardt „junge Festbesucher vorrangig im Fokus“.

So waren die Zahlen im letzten Jahr

Dass das Frühlingsfest so friedlich und entspannt wie im vergangenen Jahr ablaufen wird, damit ist wohl kaum zu rechnen. Denn da gab es noch ein „Frühlingsfest light“ – nach zwei Jahren Pandemiepause ein Neustart in reduzierter Form. Wegen der unsicheren Bedingungen hatten die vorgesehenen drei Festwirte ihre Zelte nicht aufgebaut. Statt „Hoch die Krüge!“ gab es verstärkt Familienausflüge und reduzierte Öffnungszeiten auf dem Cannstatter Wasen. Ausufernde Partys und Alkoholexzesse blieben weitgehend aus. Mit Folgen.

Beim Blick in die Polizeizahlen – basierend auf 16 Festtagen, ohne jeweils das letzte Wochenende – zeigte sich vor allem bei Gewaltdelikten ein deutlich rückläufiger Trend. 2022 gab es etwas mehr als 20 Körperverletzungsdelikte. 2019, beim letzten Fest vor Corona, waren es noch 120. Die Zahl der Gesamteinsätze war bei diesem Vergleich mit 204 Fällen nur halb so hoch wie 2019, als 447 Ordnungswidrigkeiten und Straftaten registriert wurden.

Mehr Widerstand gegen Beamte – ein Trend?

Bei der Neuauflage des Frühlingsfestes vom 22. April bis 14. Mai werden die Zahlen des Vorjahres wohl kaum zu halten sein. Zumal diesmal wieder das volle Festprogramm gefahren wird – sogar mit fünf Festzelten. Ein Konfliktstoff, der 2022 entbrannt war, konnte freilich bereits beim Volksfest weitgehend entschärft werden: Mögliche sexistische und rassistische Darstellungen an Ständen und bei Fahrgeschäften sollen bereits vorab erkannt und gegebenenfalls beseitigt werden.

Ein Hoffnungsschimmer: Auch beim ersten normalen Volksfest nach der Pandemie uferte es trotz wieder voller Bierzelte aus polizeilicher Sicht nicht sofort wieder aus. Die Zahl der Körperverletzungen blieb etwa 30 Prozent unter dem Niveau von 2019, die Zahl der Straftaten lag 15 Prozent niedriger. Allerdings gab es auch eine Kehrseite: Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte nahmen um zehn Prozent zu. Der Cannstatter Revierleiter Jörg Schiebe bezeichnete das so: „Unsere Beamten sind das Ersatzaggressionsfeld.“ Ist diese Form von Hau-den-Lukas ein Trend? Die Wasenwache ist jedenfalls auf alles vorbereitet.