Einmalige Ausblicke: Vom Fernsehturm bei Nacht auf das Lichtermeer der Stadt. Foto: Lichtgut / Oliver Willikonsky

Zum Ausklang des Jubiläumsjahrs war der Fernsehturm von Samstag auf Sonntag durchgehend geöffnet. Das Lichtermeer im Talkessel und der Sonnenaufgang von ganz droben begeisterten die Besucher.

Stuttgart - „Sollen wir uns das wirklich antun?“ fragt eine junge Frau ihre Begleiterin. Eben haben sich beide in die Schlange eingereiht, die vom Panoramacafé des Stuttgarter Fernsehturms in den einen Stock tiefer liegenden Veranstaltungsbereich führt. Das Warten lohnt sich. Die Aussicht über das nächtliche Lichtermeer im Talkessel begeistert nicht nur die beiden Frauen. Der Wind, der draußen bläst, ist nur als leichtes Schwanken spürbar. Allerdings dürfen aus Sicherheitsgründen nur 70 Gäste auf einmal die Aussicht genießen.

Für Heiko Dietterle (38) ist es Ehrensache, die Nacht von Samstag auf Sonntag hoch über der Stadt zuzubringen. Der IT-Spezialist aus Wüstenrot ist Besitzer einer Jahreskarte und kann gar nicht genug vom Stuttgarter Wahrzeichen bekommen. „Ich arbeite in Stuttgart und komme oft einfach kurz hierher, um einen Kaffee zu trinken und den Blick schweifen zu lassen“, schwärmt er. „Ich war einen Tag vor der Schließung da. Ich war am ersten Tag nach der Wiedereröffnung dabei. Da kann ich mir diesen Abschluss des Jubiläumsjahres nicht entgehen lassen.“ Besonders freut er sich auf die gebackenen Fernsehtürme, die zum Frühstück serviert werden sollen. Solange will Dietterle durchhalten. Der elfjährige David ist schon hochzufrieden, dass er gegen 23 Uhr noch mit Schwester und Eltern unterwegs sein darf. Sein Vater hat die Familie, die eigentlich bei Bekannten zu Besuch war, mit dem Vorschlag überrascht, die Stuttgarter City einmal ganz anders zu erleben. „Das sieht fast wie eine Legostadt mit Licht aus“, zeigt sich der Nachwuchs begeistert.

Turbulenzen in luftiger Höhe und Sonnenaufgang begeistern die Besucher

Cliff Hirt und seine Freundin Luisa Müller hat es noch zu später Stunde auf die Aussichtsplattform gezogen. Irgendwie ist es ja auch romantisch, dem stürmischen Wetter zu trotzen. „Ich habe kürzlich ein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Vaihingen begonnen“, verrät der 19-Jährige und scherzt, da müsse man schon ein paar Turbulenzen in luftiger Höhe aushalten. Angelockt hat ihn die Neugier auf das prominente Bauwerk. „Wenn ich hier für einige Zeit lebe, möchte ich auch die Stadt kennenlernen“, stellt er klar. Matthias Buck kennt nicht nur Stuttgart, sondern auch den Fernsehturm aus dem Effeff. Seit 30 Jahren kümmert er sich dort um die Technik. Der anhaltend große Publikumsandrang bereitet ihm sichtlich Freude. „Es ist schön, dass so viele Nachtschwärmer den Weg hierher finden“, sagt Buck. Bis 2 Uhr morgens ist die Lounge durchgehend stark frequentiert. Weniger als hundert Besucher sind nie auf dem Turm. Zum Sonnenaufgang hat sich die Zahl sogar wieder auf 320 erhöht. „Der Anblick war auch einfach fantastisch“, schwärmt Buck. Überhaupt hat sich der mit der durchgehenden Öffnung verbundene Aufwand gelohnt. „Zwischendurch war sogar eine Kapelle auf der Plattform und hat Guggenmusik gespielt“, berichtet der Chef-Techniker amüsiert. So etwas erlebt man nun wirklich nicht alle Tage.“