Elfriede Schäufele alias Michael Panzer darf als Faschingstar bei der Live-Sendung am Sonntag im SWR-Fernsehen nicht fehlen. Foto: /SWR

Dass Aschermittwoch und Valentinstag auf einen Tag fallen, hat selbst Anita Rösslein, ein führender Kopf des Stuttgarter Karnevals, noch nie erlebt. Doch diese Saison ist reich an Besonderheiten. Fasnetstar Elfriede Schäufele feiert gar das 40-Jahr-Bühnenjubiläum.

Angesichts der Terminkollision am 14. Februar könnte man philosophisch werden, findet Michael Panzer. Asche aufs Herz: Dass Valentinstag und Aschermittwoch an einem Tag zusammenprallen, könnte Gläubige irritieren. Der frühere Student der katholischen Theologie ist allerdings nicht Priester geworden, sondern Travestiestar mit zwei Gesichtern: Als Diva Frl. Wommy Wonder und als Putzfrau Elfriede Schäufele wird der 56-Jährige aus Riedlingen gleichermaßen geliebt und bejubelt.

Mit beiden Rollen ist der Mann von der Alb seit 40 Jahren quer durchs Land unterwegs. Die Faschingsfans wollen vor allem einen heißen Feger feiern, der beim Scheuern und Saugen schon mal heftig austeilt. An den tollen Tagen wird der in Ostfildern lebende Travestiekünstler deshalb überwiegend als Putzfrau Schäufele gebucht – so auch an diesem Sonntag, 4. Februar, 20.15 Uhr, bei der Live-Sendung „Schwäbische Fasnet“ im SWR-Fernsehen aus Donzdorf.

Aus Anlass des 40-Jahr-Jubiläums auf der Bühne bekommt die Schäufele in der Fernsehshow 14 junge Revue-Tänzerinnen an die Seite gestellt. Dies hat Michael Panzer in vier Jahrzehnten als weiblicher Entertainer auch noch nicht erlebt. Die Vorfreude ist daher sehr groß.

Die fünfte Jahreszeit verlangt ihm viel ab. An manchen Tagen muss der Star der schwäbischen Fasnet gleich mehrere Auftritte hintereinander absolvieren. Das geht nicht ohne Chauffeur. Zeit um Umziehen bleibt nämlich nicht. Früher, als Panzer noch selbst fuhr, kam er mal in eine Polizeikontrolle. Weil sein Anblick nicht mit dem Bild im Führerschein übereinstimmte, musste er sich abschminken und kam beim nächsten Termin deshalb zu spät an.

Der Frohsinnsstress geht noch bis Aschermittwoch, der für Christen eine wichtige Bedeutung hat. Dann beginnt die Fastenzeit, in der Michael Panzer alias Wommy und Schäufele keinen Alkohol mehr trinken wird und obendrein aufs Essen verzichten will. Als Single ist ihm der Valentinstag zwar nicht so wichtig. Aber Gläubige könnte der 14. Februar in Zwiespalt bringen. „Du wirst geliebt, und du wirst sterben“ – diese beiden Botschaften gehen diesmal von einem Tag aus, der einerseits für die Liebe steht, aber anderseits auch für Buße, Hoffnung und Enthaltsamkeit.

Die Bezeichnung Aschermittwoch kommt von dem Brauch, an diesem Tag im Gottesdienst die Asche der verbrannten Palmzweige des Vorjahres zu weihen und den Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn zu zeichnen. Anita Rösslein, die Präsidentin des Festkomitees des Stuttgarter Karnevals, kann sich nicht daran erinnern, dass sie schon mal einen Aschermittwoch erlebt hat, der zugleich Valentinstag war. Aber die Narren würden den Spagat schon schaffen, sagt sie: „Erst katern wir aus, dann verwöhnen wir unsere Liebsten.“

„Viele sind zu Couch-Potatoes geworden“

Auf den Start der heißen Karnevalsphase im Kessel freut sie sich sehr. Es sei schließlich das erste Jahr ohne Corona-Einschränkungen, sagt Anita Rösslein. Die Spätfolgen der Pandemie seien freilich immer noch zu spüren. „In der Zeit, als man auf keine Veranstaltungen durfte, sind viele zu Couch-Potatoes geworden“, stellt die Präsidentin des Festkomitees fest: „Und jetzt bleiben sie weiterhin daheim.“ Die Folge sei, dass die meisten Veranstaltungen wie die Prunksitzungen der Zigeunerinsel (am 3. Februar in der Liederhalle) und des Möbelwagens (am 10. Februar in der Sängerhalle in Untertürkheim) keine Selbstläufer mehr seien – es gibt also noch Karten.

Ein Event zumindest ist restlos ausgebucht: Für die „größte Kölner Karnevalsparty außerhalb von Köln im Süden Deutschlands“ am 2. Februar um 19.11 Uhr gibt es keine einzige Karte mehr. Dazu lädt der Verein der Rheingeschmeckten ein, dahinter stecken gebürtige Rheinländer, die in Stuttgart leben. Gefeiert nach Kölner Art wird aber auch im Mash im Bosch-Areal, das deutlich kleiner ist als die Hallen von Möbelwagen und Zigeunerinsel.

Was bei den Rheingeschmeckten geschieht, wissen nur die, die rechtzeitig Karten erwischt haben. Eines steht für die Karnevalskampagne 2024 aber fest: Weil mit Elfriede Schäufele eine Putzfrau in unseren Breiten gefeiert wird, können wir beruhigt sein. Die schwäbische Fasnet bleibt sauber!