Irlands Botschafter eröffnet die Buchwochen. In diesen Tagen kein leichtes Unterfangen.
Stuttgart - Gute Schlagzeilen kann Dan Mulhall in diesen Tagen gebrauchen - schlechte liest er genug. Trotzdem sein Land ganz tief im Schlamassel steckt, war der irische Botschafter erstaunlich gut gelaunt, als er am Mittwochabend in Stuttgart die Buchwochen eröffnete. Gemeinsam mit Konrad Wittwer, dem Vorsitzenden des Börsenvereins in Baden-Württemberg, und Ministerialdirektor Hans Freudenberg, der für seinen Chef Wirtschaftsminister Pfister eingesprungen war, schlenderte Mulhall im Haus der Wirtschaft durch die irische Sektion der Buchwochen.
Als Gastland hat die grüne Insel eine Menge zu bieten - unter anderem vier Literaturnobelpreisträger. "Wo ist Yeats?", fragt der Botschafter und bemängelt scherzhaft, dass der Preisträger von 1923 zu versteckt ausgelegt sei. "Wir sind ein großes Literaturland mit vielen berühmten Schriftstellern und Dichtern. Wir haben aber nicht nur unsere vier Großen Yeats, Shaw, Joyce und Heany, sondern auch viele zeitgenössische Schriftsteller. Man denke nur an Cecelia Ahern." Die Tochter des ehemaligen irischen Ministerpräsidenten Bertie Ahern ist für ihre romantischen Geschichten in Deutschland sehr beliebt.
Zu den 60. Buchwochen hat der Börsenverein also ein Volk der Geschichtenerzähler eingeladen. "Ein Drittel aller Iren sind Dichter. Manchmal denke ich, wir haben mehr Schriftsteller als Einwohner", scherzt Botschafter Mulhall.
Börsenverein hofft auf viele Besucher
Dass Irland bei den Deutschen als Reise- und Literaturland so beliebt ist, stimmt auch Johannes Scherer vom Börsenverein zuversichtlich, "dass wir die 115.000 Besucher vom vergangenen Jahr noch toppen. Außerdem ist ideales Lesewetter: Grau, kalt und Nieselregen. Die Leute sollen schmökern, sie sollen blättern und, wenn sie wollen, später in die Buchläden kommen und sagen: Das Buch habe ich auf den Buchwochen gesehen, das möchte ich jetzt kaufen."
Auf die Frage angesprochen, wir Irland mit der schweren Wirtschaftskrise umgeht, gibt sich der Diplomat Mulhall optimistisch: "Irland hat eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung und ist ein exportstarkes Land. Wir haben heute viele Probleme zu lösen - aber ich bin zuversichtlich, dass wir das überwinden können."
Und welche Schriftsteller aus seiner Heimat legt der Ire den deutschen Lesern besonders ans Herz? "Colum McCann, Colin Toibín, Joseph O'Connor und natürlich Seamus Heany." Welches Buch der Botschafter als letztes gelesen hat? "The People's Tragedy". Das passt ja dann wieder. Die Krise lässt den Iren eben auch auf den Buchwochen nicht los.
Mehr Infos zur Langen Kriminacht und zu den Stuttgarter Buchwochen, die vom 18. November bis 12. Dezember im Haus der Wirtschaft stattfinden, gibt es auch im Internet.