Stuttgart Surge räumt ab: Zum Saisonauftakt gibt es einen klaren Sieg gegen die Munich Ravens. Foto: Baumann

Die Stuttgarter Footballer schlagen zum Start der ELF-Saison die Munich Ravens 27:5. Doch nicht nur deshalb ist der Ausflug nach Nordbaden ein Erfolg.

Auf dem Parkplatz vor dem Stadion in Sinsheim standen, schön aufgereiht, etliche hubraumstarke US-Boliden. Sie waren Teil der Show, mit der die Fans auf den Saisonstart in der European League of Football (ELF) eingestimmt werden sollten. Das kam gut an, für die Atmosphäre wäre das Beiprogramm allerdings gar nicht nötig gewesen. Denn in der Arena gab das neu formierte Team von Stuttgart Surge gegen die Munich Ravens derart Gas, dass der Funken sofort übersprang. „Ich bin stolz auf meine Jungs“, sagte Cheftrainer Jordan Neuman nach dem ungefährdeten 27:5-Erfolg, „allerdings war es nur ein Spiel. Die Saison ist lang, wir haben noch viel Arbeit vor uns.“

Umso wichtiger war die Initialzündung. Und ein schöner Fakt: Die Heimspielstätte des Bundesligisten TSG Hoffenheim bleibt im Frühjahr 2024 ein gutes Pflaster für Teams aus Stuttgart. Im März gewann der VfB in Sinsheim mit 3:0, nun zog Surge mit einem ebenfalls sehenswerten Auftritt nach. Sportlich blieben folglich keine Wünsche offen. Und auch sonst lief es wie erhofft.

8432 Zuschauer sind Baden-Württemberg-Rekord

Klar, das ursprüngliche Ziel von Surge-Manager Suni Musa war es, die Arena, in die der Club ausweichen musste, weil das heimische Gazi-Stadion für den EM-Teilnehmer Schweiz gesperrt ist, mit 30 000 Leuten komplett zu füllen: „Wir konnten ja nicht sagen, dass wir mit halb vollen Tribünen zufrieden sein werden.“ Letztlich kamen 8432 Fans, die Gegengerade war bestens besetzt – und Suni Musa glücklich. „Vor drei Wochen hatten wir erst 3500 Tickets verkauft, da habe ich befürchtet, dass es komplett schief gehen könnte“, meinte der Macher des Vizemeisters, „am Ende ist es ein richtig geiles Event geworden. Was wir mit den paar Leuten, die bei uns arbeiten, hier abgerissen haben, ist unglaublich. Angesichts dieser perfekten Organisation kann ich nur sagen: wow!“

Ein Kompliment für die Schaffer im Hintergrund gab es auch von Neuman. „Sie haben dem Team eine coole Erfahrung ermöglicht“, erklärte der Coach, der gehofft hatte, dass die Zahl von 8152 Zuschauern, die 2007 beim German Bowl zwischen den Scorpions und den Braunschweig Lions in Stuttgart waren, übertroffen wird: „Das hat geklappt. So viele Fans wie in Sinsheim haben noch nie ein Football-Spiel in Baden-Württemberg gesehen. Das ist ein toller Rekord.“ Der zur Leistung des Surge-Teams passte.

Stuttgart Surge hat alles im Griff

Patrick Esume, der Chef der ELF, hatte eine spannende Partie vorhergesagt („Top-Offensive aus Stuttgart trifft auf Top-Defensive aus München“), die erst im letzten Viertel entschieden wird. Das Ergebnis bewies, dass sich auch ein anerkannter Experte täuschen kann. Denn Stuttgart Surge hatte von Beginn an alles im Griff – vorne wie hinten.

Schon der erste Angriff der Saison führte zu einem Field Goal durch Lenny Krieg, nach dem zweiten Angriff legte der Kicker das zweite Field Goal zum 6:0 nach – womit die Ravens schon gehörig unter Druck standen. Prompt gingen sie ins Risiko, spielten gleich zweimal einen vierten Versuch aus, schafften es gegen die starke Stuttgarter Abwehr allerdings erneut nicht in die Endzone. Den Gästen gelang lediglich ein Field Goal zum 6:3. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass es die einzigen selbst erkämpften Punkte der Münchner bleiben sollten.

Bei ihrem dritten Angriffszug machten auch die Stuttgarter erstmals keine Zähler, danach aber nahm Quarterback Reilly Hennessey das Spiel in die Hand. Noch vor der Pause warf er einen Touchdown-Pass auf Neuzugang Jan Pietsch (kam von den Saarland Hurricanes), nach dem Wechsel gelang dem US-Amerikaner, der immer wieder auch mit eigenen Läufen überzeugte, ein weiterer perfekter Wurf auf Yannick Mayr – das 20:3 war die Vorentscheidung.

„Das Team wird verdammt weit kommen“

Anschließend missglückte ein Snap, der in der eigenen Endzone landete, was den Ravens zwei Zähler bescherte. Am klaren Sieg änderte das aber nichts mehr. Erst fing Mitchel Fettig einen Angriff der Gäste ab, anschließend sorgte ein Touchdown-Pass von Reilly Hennessey auf Louis Geyer für den 27:5-Endstand. „Surge war klar besser“, sagte Kendral Ellison, der Trainer der Ravens, und zählte die Statistiken auf, die gegen sein Team sprachen. Es waren viele. „Das ist ein Erfolg der kompletten Mannschaft gewesen. Offensive, Defensive, Special-Teams – alles hat funktioniert“, meinte der sichtlich zufriedene Jordan Neuman, „durch unsere neu zusammengestellte Abwehr haben wir noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht.“

Weshalb Patrick Esume bei der Frage, was Stuttgart Surge diese Saison erreichen könne, nicht lange überlegen musste. „Das Team wird verdammt weit kommen“, antwortete der ELF-Boss, „es ist einer der heißesten Anwärter aufs Finale.“ Sofern es auch weiterhin gelingt, die PS auf die Straße zu bringen.