Heute bestimmt der Naturschutz, wie der Eichenhain genutzt werden darf. Früher jedoch waren dort beliebte Ski- und Rodelpisten – sowohl auf der Sillenbucher als auch der Riedenberger Seite. Anwohner von damals erinnern sich.
Sillenbuch - Sobald die ersten Schneeflöckchen liegen bleiben, geht es für die Sillenbucher Kinder in den Eichenhain. Dort, wo der Ilse-Beate-Jäkel-Weg in den Hermann-Löns-Weg übergeht, nutzen die Kleinen Schlitten, Bobs oder Plastiktüten, um einen flachen Hang hinunterzurutschen. Wenige Meter nur geht es hinab, dies auch nicht gerade in einem Affentempo, der Hang ist dennoch ein beliebter Treffpunkt für Sillenbucher und Riedenberger Familien. Was viele nicht wissen: Früher war der Eichenhain ein richtiges Wintersportgebiet. Seit in den 30er Jahren die Straßenbahnen bis Sillenbuch fuhren, kamen viele Stuttgarter aus dem Kessel auf die Filderebene, um etwas kalte Winterluft zu schnuppern und Ski zu fahren.
„Entweder man fuhr in Sillenbuch oder Musberg“, weiß Werner Treiber. Er blättert gern im Familienalbum und schaut sich Bilder an, die ihn und seine ältere Schwester Inge zeigen – sie auf Skiern, er als Bub auf dem Schlitten. Auf anderen Fotos erkennt man unzählige Menschen, die, von Kleinhohenheim aus gesehen, unterhalb der Kolpingsiedlung im Schnee toben. Die heute dicht bewachsenen Hügel waren damals noch frei von Vegetation. „Wir sind freilich auch gefahren“, sagt Werner Treiber. Sein Vater, Otto Treiber, war in jungen Jahren ein passionierter Wintersportler. Fotos zeigen ihn bei gewagten Sprüngen oder im Slalom. „Uns Kindern hat dafür die Zeit gefehlt“, erinnert sich der heute 77-jährige Sohn.
Einen Skilift gab es nicht
Der Name Treiber stand in Sillenbuch bis in die 80er Jahre für die Bäckerei-Konditorei. Das Café im Eckhaus an der Kirchheimer und Rudolf-Brenner-Straße – heute ist dort die Buchhandlung – war gerade für Wintersportler, die von 1930 an mit der Straßenbahn in Scharen kamen, ein beliebtes Ausflugslokal. Erst ging es auf die Piste, dann zum Treiber zum Aufwärmen. „Früher hatte man eine Sieben-Tage-Woche. Auch wir Kinder mussten anpacken, sodass die, die vom Skifahren kamen, etwas auf den Tisch bekamen“, erinnert sich Werner Treiber. Entweder vom Eichenhain oder auch aus dem Höhenringweg, wo aufgrund des Nordhangs immer etwas länger Schnee lag, kamen die Menschen, um sich bei einem Kaffee ausruhen. Werner Treiber lächelt: „Damals gab’s keinen Skilift.“
Thomas Strohm, heute 66 Jahre alt, hat ebenfalls viele lebhafte Erinnerungen an seine Kindheit in Riedenberg – und natürlich ans Ski- und Schlittenfahren. Der spätere Alpin- und Langlauflehrer hat nämlich seine ersten „Rutsch- und Fahrversuche“ hier gemacht, auf dem sogenannten Idiotenhügel direkt hinterm Elternhaus in der Eichenparkstraße, der, wenn man nicht aufpasst, in der Dornenhecke endete. Mit 2,10-Meter-Holzskiern mit Lederriemen und Bambusstöcken traute sich der Steppke seinerzeit dennoch die Hänge hinab. „Es gab einen offiziellen neben dem kleinen Bach, der Sillenbuch und Riedenberg trennt. Am Wochenende waren dort teilweise mehr als 100 Leute“, erinnert sich Thomas Strohm. Wer den Buckel runtergefahren war, schloss nicht selten noch eine Skiwandertour Richtung Kleinhohenheim an.
Wer nicht aufpasste, landete im Bach
Gerodelt und Ski gefahren wurde auch in den Brunnwiesen. Verboten war den Kindern aus dem Flecken allerdings die Schussfahrt den Steilhang hinab, der etwas weiter unten Richtung Birkach startete und am Ende keinen Auslauf hatte. Die Kinder jagten den freilich dennoch hinunter, „und wer nicht aufgepasst hat, landete im Bach. Das haben wir Kinder alle mal geschafft“, erzählt Thomas Strohm. Wild waren die Burschen auch, wenn sie bäuchlings ihre Schlitten aneinanderhängten und so die Hänge hinunter brausten. Thomas Strohm muss lachen. „Unser Rekord waren 25 Schlitten in einer Schlange, und wenn der Vordere ein Sauhund war und sich in die Kurve legte, hat’s die Letzten runtergehauen.“