OB Kuhn und Unicef-Chef Jürgen Heraeus (re.) brachten den Ball ins Rollen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Stadt und Unicef machen gemeinsame Sache: Ein Jahr lang unterstützen sie in drei Ländern Kinder aus armen Verhältnissen und unterstützen die Hilfe zur Selbsthilfe. Die Porsche AG hat der Partnerschaft tatkräftig in den Sattel geholfen.

Stuttgart - Mit 19 anderen Städten hat sich das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen bereits zu Partnerschaften zusammengetan. Ein Jahr lang haben dann Stadt und Unicef ein Ziel gemeinsam: möglichst viel Spenden bei allen gesellschaftsrelevanten Gruppen einzuwerben über Spendenkonten, Sammlungen und das Engagement von Firmen und Institutionen. Unicef setzt die Projekte dann an Ort und Stelle um. Ziel ist, Kindern eine gesunde Lebensgrundlage und Bildung zu verschaffen, kurzum, ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen.

Bereits mit der Konzeption Kinderfreundliches Stuttgart hatte OB Fritz Kuhn die Unicef-Partnerschaft angekündigt und steige jetzt „mit Kopf und Herz“ ein. Mit Zustimmung der Fraktionen sei er „die finanzielle Selbstverpflichtung eingegangen, 600 000 Euro Spenden zusammenzubringen – es kann auch ein bisschen mehr sein“, so Kuhn am Freitag bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsverträge im Rathaus.

Sein Vertragspartner ist Jürgen Heraeus, der Vorstandsvorsitzende von Unicef Deutschland. „600 000 sind in Stuttgart ein Euro pro Einwohner“ – wenig für den Einzelnen, viel in der Summe. „Die Stadt habe mit der Konzeption Kinderfreundliches Stuttgart deutlich gemacht, dass sie die Kinder besonders im Blick hat“, lobte Heraeus Kuhns Vorstoß. Das habe ihn bei der Partnerwahl bestärkt.

Hilfe für Projekte in der Türkei, in Ägypten und Burundi

Im kommenden Jahr stehen Kinder in dreierlei Ländern im Fokus. In der türkischen Provinz Mardin, nahe der syrischen Grenze, leben zurzeit 21 500 Kinder und Jugendliche aus syrischen Flüchtlingsfamilien. Sie sollen Schulhäuser bekommen und von türkischen und syrischen Lehrern unterrichtet werden. Auch Schulmaterial muss beschafft werden.

In Stuttgarts ägyptischer Partnerstadt Kairo leben fünf Millionen Menschen in Slums, in absolut unhygienischen Verhältnissen und ohne Frischwasserversorgung. Sie sollen gesundheitlich besser versorgt werden.

Im zentralafrikanischen Burundi können Kinder am Abend nicht lernen, weil es keinen Strom gibt. Mit Fotovoltaik und Pedalkraft soll sich dies ändern.

Das Soziale, schilderte Andreas Haffner, sei „wesentlicher Bestandteil der Porsche-DNA“. Porsche wolle dazu beitragen, „die Situation von Kindern weltweit zu verbessern und Kinderrechte zu stärken“, sagte er. Das Vorhaben der Stadt und von Unicef habe den gesamten Vorstand der Porsche AG und auch den Betriebsrat überzeugt. Sozusagen als Starthilfe überreichte der Personalvorstand der Porsche AG an die beiden Schirmherren Kuhn und Heraeus einen Scheck in Höhe von 100 000 Euro. Andreas Haffner kündigte weitere Projekte an, mit denen Porsche die Städtepartnerschaft unterstütze.

Die Vertragsunterzeichnung fiel am Freitag exakt auf den Tag, an dem die Vereinten Nationen im Jahr 1989 die UN-Konvention über die Rechte des Kindes verabschiedet haben. Deswegen durften weder der Spaß noch die Kinder im Rathaus fehlen. Der Circus Calibastra und eine Live-Band verwandelten den Großen Ratssaal in eine Manege, und OB Kuhn und Jürgen Heraeus brachten die Weltkugel, Symbol ihrer Partnerschaft, ins Rollen.

Ausstellung vom 8. Dezember an im Treffpunkt Rotebühlplatz

Auf zwei Rathaus-Ebenen machte Unicef speziell für Kinder die Projektideen begreifbar. Wasseraufbereitungsmöglichkeiten und ein arabisches Alphabet symbolisierten das Gesundheitsprojekt für Kairo, ein Pedalapparat das Energieprojekt für Burundi und ein Flüchtlingszimmer das Schulprojekt für Mardin. Vom 8. Dezember an sind sie im Treffpunkt Rotebühlplatz zu sehen.

Wie es im Flüchtlingsdorf in Mardin vorangeht, wird sich eine Delegation mit Teilnehmern von Stadt und Unicef ansehen – laut Kuhn im kommenden April.