Szene aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Foto: C2Concerts

Michael Endes Kinderbuchklassiker „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ erzählt eine höchst aktuelle Geschichte. Jim Knopf – das ist einer, der Schutz sucht und dabei selbst anderen hilft. KIndertheatermacher Christian Berg bringt uns diesen Jim ganz nah.

Stuttgart - Trotzig sieht er aus, dieser Jim Knopf in seiner blauen Hose und seinem roten Pullover. Die Hände in den Hosentaschen, die Mütze betont lässig auf dem Kopf. Er hat es ja auch nicht leicht. Als Baby schon geraubt und verschifft, als Kind noch erneut auf Weltreise, ein Fremder überall. Aber dann lacht er sein Jim-Knopf-Lachen und singt alle Angst einfach weg. Nein, dieser Kerl lässt sich nicht unterkriegen.

Jim Knopf – aktueller denn je

1999 hat der Kindertheatermacher Christian Berg „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ als Kindermusical auf die Bühne gebracht. Konstantin Wecker komponierte die Musik – und entsprechend energeiegeladen geht es musikalisch zu, wenn Jim und Lukas mit ihrer guten Emma losziehen, nachdem es in Lummerland angeblich keinen Platz mehr für den Lokomotivführer und seine Dampfdame gegeben hatte.

Bis zum 16. Dezember gastiert Christian Berg mit „Jim Knopf“ in der Sparda Welt am Hauptbahnhof in Stuttgart. Wieder einmal in Stuttgart. Gerade so, als ob Berg immer wieder beweisen will, dass er auch vorgeblich zurückhaltendere Menschen begeistern kann. Obwohl – „die Kinder“, sagt Berg, „sind ja überall auf der Welt von wirklichem Theater begeistert“. Folglich sind schon eher „die Erwachsenen ein Problem“. Aber keines, das sich für Berg nicht lösen ließe. Er macht sie wie die Kinder auch schlicht zu Beteiligten seiner Aufführungen. „Und das“, sagt Berg, „machen sie doch ganz großartig“.

Wie Christian Berg Stuttgart eroberte

Ein Blick zurück aber: Am Anfang der Stuttgarter Auftritte von Christian Berg und seinem Ensemble war das Theaterhaus in Wangen, stand eine wunderbare Inszenierung, gab es das „erste Janosch-Musical der Welt“ – und ein gutes Stück Verzweiflung darüber, dass sich in Stuttgart die Nachfrage nach einem Kindermusical deutlich in Grenzen hielt.

Dies sollte sich ändern. Christian Berg spielte in der Folge vor gefüllten Rängen in großen Häusern – auch in Stuttgart. „Pettersson und Findus“ etwa präsentierte Berg im SI-Centrum, so prall gefüllt mit Ideen wie alle Stücke des Cuxhavener Kindertheatermachers. 2003 wärmte er mit seiner vier Jahre zuvor auf die Spur gesetzte Erfolgsproduktion „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wie auch erstmals mit seiner 2002 auf die Bühnen gebrachten „Dschungelbuch“-Version den kühlen Hegelsaal der Liederhalle – und ebendort gastierte er im Januar 2004 auch mit „Pinocchio“. Weitere Stücke und Stuttgart-Gastspiele folgten. Auch in diesem Frühjahr war er da – Christian Berg präsentierte in der neuen Spielstätte des Friedrichbau Varietés in unmittelbarer Nachbarschaft des Theaterhauses am Pragsattel in Stuttgart seine Version des „Dschungelbuch“.

Manches ist heute noch wie damals bei den Abenteuern des kleinen Tigers und des kleinen Bären. Christian Berg ist Erzähler, mimt den Vorleser, schlüpft, wenn das Publikum ihn, lautstark zumeist, daran erinnert, flugs in die Rolle eines der Bühnenprotagonisten – und bei all dem erlaubt er sich noch ein paar selbstironische Anmerkungen zu den Gesetzen des Mitmachtheaters.

Auf der Spur der Fantasie

„Die Kinder waren ja schon ganz gut, nur die Erwachsenen machen mir noch Kummer.“ Wie oft hat Berg diesen Satz schon gesagt, wie oft schon darauf gehofft, dass der buchstäbliche Wortsinn hinter dem Kalauer erspürt wird, der Ernst, mit dem der Kindertheatermacher Berg auch die Erwachsenen wieder zurück auf die Spur der Fantasie bringen will.

Christian Berg setzt viel ein, sich vor allem, den eigenen Glauben an die Macht der Poesie. Schon mit elf Jahren hatte sich der 1966 in Bad Oeynhausen geborene Regisseur, Musicaldarsteller (und auch Autor der Kinderbücher „Tamino Pinguin“ und „Kleines Monster Monstantin“) die erste eigene Arena geschaffen – den Kinderzirkus Montana. Berg tingelt durch die Stadtteile Cuxhavens. Mit 22 Jahren folgt die erste eigene Produktion.

Ende der 1990er Jahre gewinnt der Kindertheaterzug an Fahrt, nach „Oh wie schön ist Panama“ (1998) arbeitet Berg für das auch für das jetzige Gastspiel ständig sorgsam weiterentwickelte Musical „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ erstmals mit Konstantin Wecker zusammen. Auch „Jim Knopf und die Wilde 13“ (2000) profitiert von den wunderbar schrägen Toneinsprengseln des Münchner Komponisten und Sängers – das Überraschende, das Unerwartete dieses Kindertheaterverständnisses wird auch über die Musik erlebbar.

Und gerade deshalb kann dies reichen: ein aufgeklapptes überdimensionales Buch als Kulisse, keine Spezialeffekte, nirgends. Stattdessen immer wieder der Bezug zu den Büchern, zu Geschichten, die sich selbst lesen, vorlesen und weitererzählen lassen. Christian Berg macht Kindertheater, wie es sein kann, wenn man es ernst meint.

Tickets erhältlich bei www.easyticket.de oder telefonisch unter 07 11 / 2 555 555