Knöllchen an falsch parkende Autos zu klemmen, ist in Stuttgart nicht ganz ungefährlich: Bisweilen rasten betroffene Autofahrer deshalb aus Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Bis zu 130 Übergriffe pro Jahr registriert die Stadt Stuttgart auf ihre Mitarbeiter. Sogar in den Büchereien wird gepöbelt.

STUTTGART - Den allseits beklagten nachlassenden Respekt gegenüber städtischen und staatlichen Stellen bekommen auch die Mitarbeiter der Stadt Stuttgart zu spüren.

In den vergangenen beiden Jahren hätten Mitarbeiter in ein internes Meldesystem bis zu 260 verbale oder körperliche Übergriffe eingetragen, teilte ein Stadtsprecher auf Anfrage unserer Zeitung mit. Zwar kam es nicht zu so brutalen Attacken wie kürzlich in Rottweil, als ein Mann auf eine Mitarbeiterin des Jobcenters einstach. Die Zahl der Ausfallzeiten habe in beiden Jahren aber mehr als 500 Arbeitstage betragen. In mehreren Fällen habe es Monate gedauert, bevor die Mitarbeiter wieder arbeiten konnten.

Brennpunkt Ordnungsamt

Seit Ende 2017 sind in Stuttgart die insgesamt 14 900 städtischen Mitarbeiter aufgefordert, Übergriffe zu melden. Den Meldungen zufolge sind Mitarbeiter des Ordnungsamtes am häufigsten betroffen. Dies gelte insbesondere für die Bereiche Einwohnerangelegenheiten, Politessen sowie die Leistungsgewährung im Jobcenter.

In absoluten Zahlen am meisten Übergriffe gibt es im Jugendamt, dem mit Abstand größten Amt der Stadt. Nicht nur Kinder und Jugendliche werden hier übergriffig, sondern auch Eltern und nicht sorgeberechtigte Familienangehörige, zum Beispiel nach Scheidungen.

Verhaltenstipps in Arbeit

Sogar Mitarbeiter der Müllabfuhr leben gefährlich. Mancher Autofahrer will nicht akzeptieren, dass es kurz langsamer geht, und wird ausfällig. Sogar in den Büchereien wird gepöbelt. In den vergangenen beiden Jahren wurden 12 Fälle gemeldet, in denen städtische Mitarbeiter dort angegangen wurden, unter anderem, weil sie um Ruhe baten.

Die Stadt hat ein eigenes Hilfsteam für solche Fälle und sagt, die Taten würden konsequent verfolgt. Dieses Jahr noch soll es einen neuen Leitfaden geben: Möglichst in allen Diensträumen soll ausgehängt werden, wie man sich im Notfall verhalten sollte.