Diese Karte vom Stuttgarter Marktplatz ist 1898 verschickt worden. Foto: /Sammlung Wolfgang Müller

Frohe Weihnachten! Seit Generationen werden zu Christi Geburt Wünsche verschickt. Bevor es Instagram, WhatsApp und Co. gab, war Weihnachtspost mit regionalen Motiven sehr beliebt. Unser Stuttgart-Album zeigt die schönsten Karten von früher.

Schneebedeckt sind die Dächer am Stuttgarter Marktplatz. In dieser winterlichen Idylle sieht man einen Kutscher mit seinem Pferd – ist dies gar der Weihnachtsmann? Im Dezember 1898 ist diese Karte mit der Aufschrift „Fröhliche Weihnachten!“ verschickt worden– auf dass die Feiertage fröhlich werden. „Merry Christmas“ hat damals jedoch niemand gewünscht. Weihnachtskarten haben eine lange Tradition. Lange vor WhatsApp und Instagram verschickten unsere Vorfahren gern mit der Post Motive aus der eigenen Stadt, wie die Sammlungen von Wibke Wieczorek-Becker und Wolfgang Müller beweisen.

Hat keiner die Kehrwoche gemacht?

Fröhlich sieht der Weihnachtsmann nicht gerade aus, der auf dem Schlossplatz seiner Arbeit nachgeht, wie eine weitere Karte beweist. Damals war er noch zu Fuß unterwegs, ist nicht auf dem Schlitten durch die Lüfte geschwebt. 1905 ist diese Karte vom Schlossplatz „gelaufen“, wie Sammler sagen. Im Internetforum unseres Stuttgart-Albums haben viele ihre Freude daran. Harald Frank schreibt: „Der Musikpavillon stand noch nicht am Rande des Schlossplatzes, sondern zwischen Schloss und Jubiläumssäule.“ Lee Kienle bemerkt auf gut Schwäbisch: „Am Hang wohnt koiner. Ond Schnee isch au ned gräumt.“

Hat keiner die Kehrwoche gemacht? Mit der Bebauung von Stuttgarts Hügeln ist übrigens um 1900 begonnen worden. Weihnachtsgrüße per Post sind bis heute nicht ausgestorben. Man schätzt die Sorgfalt und die Zeit, die sich jemand nimmt, um ein paar persönliche Zeilen an die Lieben zu schreiben. Dies ist viel wertvoller als eine Rundmail an alle Personen aus der Kontaktliste. Vor Weihnachten hat die Post viel zu tun – früher freilich noch viel mehr, als es keine digitale Alternative zum postalischen Weihnachtsgruß gab.

Angefangen hat die Tradition der Weihnachtsgrüße in England Mitte des 19. Jahrhunderts. Sir Henry Cole, ein viktorianischer Gelehrter, beauftragte den Illustrator John Callcot Horsley im Jahr 1843, eine Weihnachtskarte herzustellen. Ende des 19. Jahrhunderts war die Produktion mit besonderen Motiven zum Fest ein gutes Geschäft für Künstler, Schriftsteller, Drucker und Graveure. Zu den üblichen Ansichten mit Weihnachtsmann, Tannenzweigen und Kerzen gesellten sich Jahre später in Deutschland Karten mit regionaler Note. Wer zu Weihnachten aus Stuttgart grüßen wollte, war stolz, wenn er Besonderheiten seiner Heimat verschicken konnte. Grußkarten, die vorn beschrieben sind, also auf der Bildseite, sind meist vor 1905 erschienen. Bis zu diesem Jahr gehörte die Rückseite allein der Adresse.

Hohoho! Es weihnachtet sehr. Der Weihnachtsmann dürfte heute kaum fröhlicher sein als dereinst. Denn er hat viel mehr zu tun als vor 100 Jahren, als Stuttgarts Hügel noch kaum besiedelt waren.

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