Wolfgang Staufner, der Vorsitzende des Buddhistischen Zentrums, folgt seit 25 Jahren den Lehren Buddhas. Foto: Achim Zweygarth

Die Meditation und die Lehre Buddhas stehen im Buddhistischen Zentrum in Stuttgart-Süd auf dem Programm. Zum ersten Mal haben die Mitglieder des Zentrums nun zu einem Tag der offenen Tür eingeladen.

S-Süd - Der Duft nach brennenden Räucherstäbchen ist bereits im Vorgarten wahrnehmbar. Der Raum des Buddhistischen Zentrums in der Alexander-straße ist recht spärlich eingerichtet, an der Wand steht nur ein Regal mit bunten Kissen und Decken für die Meditierenden. Vor dem Eintreten müssen Besucher die Schuhe ausziehen, denn in der Meditation sitzt man auf dem Boden.

In der Ecke befindet sich eine Sitzgruppe, neben einem Regal mit goldbemalten Buddha-Statuen steht ein großer, bunter Stuhl. „Hier sitzt der Lama“, erklärt Wolfgang Staufner, der Vorsitzende und Mitbegründer des Vereins, die Funktion des geschmückten Stuhls. Lama bedeutet Lehrer. Der Lama Jampa Thaye gründete im Jahr 2005 die Meditations- und Studiengruppe Sakya Dechen Liga Stuttgart, auf Deutsch „Ort der großen Freude“. Einmal im Jahr besucht er die Gruppe um Unterweisungen und so genannte Einweihungen zu geben, welche Voraussetzung für die Sadhanas seien, so Staufner. Sadhana bezeichnet eine spirituelle Disziplin, die unternommen wird, um ein bestimmtes geistiges Ziel zu erreichen, wie zum Beispiel die Erleuchtung.

2005 den Verein gegründet

Zum ersten Mal haben die Buddhisten am vergangenen Sonntag zu einem Tag der offenen Tür in ihr Zentrum eingeladen. „Wir wollen unsere Nachbarschaft darüber aufklären, was wir hier machen“, sagt Staufner. Mehrmals in der Woche würden hier schließlich Leute ein- und ausgehen und es dufte nach Räucherstäbchen. „Dann wissen sie, dass wir keine merkwürdigen Dinge tun“, sagt er.

Anfangs haben sich die Buddhisten in einem tibetischen Geschäft getroffen, doch dort war es zu klein und eng. Die Gruppe beschloss im Jahr 2005, einen Verein zu gründen und mietete Räume in einem Rückgebäude der Alexanderstraße an. „Das ist unser Vereinsheim“, sagt Staufner, der seit 25 Jahren der Lehre Buddhas folgt.

Neben drei bis vier größeren Veranstaltungen im Jahr treffen sich die Mitglieder, die alle Buddhisten sind, mehrmals in der Woche. Am Dienstagabend findet die stille Meditation statt. „Hier kann jeder dazu kommen, der gerne meditiert“, sagt Staufner. Die Meditation habe mit dem Buddhismus nicht direkt etwas zu tun. „Man muss kein Buddhist sein, um zu meditieren“, betont Staufner deshalb. Tatsächlich helfe regelmäßiges Meditieren gut gegen Stress und Überlastungstendenzen. In der Studiengruppe, die sich mittwochs trifft, gehen die Buddhisten immer gemeinsam einen philosophischen Text durch, der vorher von einem Lama gelehrt wurde.

Schon als Jugendlicher fasziniert vom Buddhismus

Die Mitglieder des buddhistischen Zentrums Sakya Dechen Liga folgen dem tibetischen Buddhismus, der eine besondere Richtung innerhalb der Religion darstellt und in den Ländern des Himalaya zu Hause ist. Bereits zu seiner Schulzeit sei er fasziniert gewesen von der Lehre Buddhas, sagt Staufner. Für ihn gebe es nichts innerhalb der Lehre, mit dem er nicht einverstanden sei. Der Buddhismus erkläre alles über Ursache und Wirkung. Jeder sei für sein Handeln verantwortlich. „Es gibt keinen Schöpfergott, der im Hintergrund die Fäden zieht“, erklärt Staufner den Unterschied zu anderen Religionen. Buddha sehen die Mitglieder als Mensch an, der mehr weiß als sie selbst. Das Ziel des buddhistischen Pfades sei es, die wahre Natur der Dinge zu erkennen und den Geist von Verschleierungen zu befreien, sagt Staufner. Was sie tun, lasse sich in drei Punkten zusammenfassen: Sie führen ein Leben nach ethischen Regeln, sie meditieren und sie suchen nach Weisheit durch Hören und Verinnerlichung der Unterweisungen Buddhas.

Der Buddhismus ist eine der Weltreligionen. Die Buddhisten berufen sich auf die Lehren von Siddhartha Gautama. Er wird als historischer Buddha bezeichnet. Basis der buddhistischen Praxis sind die „Vier Edlen Weisheiten“. Die erste Erkenntnis lautet, dass das Leben Leiden ist. Denn es gibt Alter, Krankheit und Tod. „Das kann man nicht überwinden“, sagt Staufner.