Gegner monieren mangelnde Sicherheitsstandards –SWR überträgt Stresstest-Präsentation live.

Stuttgart - Im Streit um das Bahnprojekt Stuttgart 21 hat Schlichter Heiner Geißler die Bahn vor der öffentlichen Vorstellung des Stresstests am morgigen Freitag im Stuttgarter Rathaus zu Nachbesserungen aufgefordert. Geißler sagte gegenüber "Spiegel online", dass die Bahn "unmöglich sagen" könne, dass man einen Bahnhof baue, der keine Verspätungen reduziere. Das Stresstest-Gutachten attestiert, dass keine Verspätungen aufgebaut werden. Die Gegner des Projekts halten das für zu wenig und fordern wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann eine sogenannte Premiumqualität. Wenn sich herausstelle, dass die Premiumqualität nicht gegeben sei, müsse die Bahn sich am Freitag verpflichten, diese herzustellen, forderte Geißler.

Gleichzeitig haben die S-21-Gegner vor der Präsentation des Stresstests erneut massive Bedenken angemeldet. In einem offenen Brief an Schlichter Heiner Geißler warnte Klaus Gebhard, Gründer der Parkschützer, vor einer Brandkatastrophe: "Angesichts der bestehenden Sicherheitsmängel ist der Bau dieses Tunnelbahnhofs nicht zu verantworten." Laut Schlichterspruch sollten die Fluchtwege barrierefrei gemacht werden. Doch das sei nach Äußerungen von DB-Technikvorstand Volker Kefer nicht geschehen, beklagte Gebhard. Kefer habe rund zwei Monate nach dem Schlichterspruch im Internet mitgeteilt, dass die Barrierefreiheit über Aufzüge gewährleistet werden solle, die im Brandfall aber nicht benutzt werden dürften.

Unterdessen haben die Fraktionen Grüne und Stuttgart Ökologisch Sozial/Linke im Stuttgarter Gemeinderat von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) detaillierte Informationen über die Grundstücksgeschäfte im Zusammenhang mit Stuttgart 21 gefordert. In einem am Mittwoch veröffentlichten gemeinsamen Antrag fordern die Fraktionen Auskunft unter anderem über die Pachtzahlungen und die angefallene Grunderwerbsteuer. Seit 2001 ist die Stadt Stuttgart Eigentümerin der Grundstücke, die durch die Tieferlegung der Gleise frei werden. Die Bahn hat die Flächen gepachtet.

Die Präsentation des Gutachtens beginnt am Freitag um 10 Uhr mit einer Grundsatzrede des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21. Diesen Vortrag und die folgenden Beiträge zur Präsentation werden vom SWR und vom Nachrichtensender Phoenix von 10 Uhr an live übertragen. Zudem kann man die Veranstaltung auf dem Marktplatz auf einer Großleinwand verfolgen.