Die Polizei hat auch am Mittwoch vor dem Südflügel des Hauptbahnhofs Präsenz gezeigt – denn der Countdown für die Abrissarbeiten läuft. Foto: Archivbild: dpa

Vorbereitungen der Polizisten werden intensiv beobachtet – Kundgebung im Schlossgarten.

Stuttgart - Der Countdown läuft. Gebannt warten die Stuttgart-21-Gegner auf den Polizeieinsatz, der das Ende des Südflügels einläuten soll. Vorerst wird aber der Aufschub für das Zeltlager im Schlossgarten gefeiert - mit einer Demonstation an diesem Donnerstag.

 

Die Polizei ist am Mittwoch deutlich sichtbar auf dem Areal rund um den Hauptbahnhof. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Geradezu minütlich wird unter einem Vordach auf verdächtige Bewegungen der Beamten gelauert. Nervös wird am Nachmittag gemeldet: "Polizeipräsenz massiv erhöht. Laut polizeilicher Aussage besteht kein Grund zur Sorge, wäre trotzdem gut, wenn viele Leute vor Ort wären."

Die Parkschützer jedenfalls glauben nicht, überrascht zu werden. "Aufgrund verschiedener Informationen gehen wir davon aus, dass derzeit die Abriegelung der Straße Am Schlossgarten ab Donnerstag geplant ist", heißt es in einer Lageeinschätzung. Der Zeitraum "ab" Donnerstag - der ist zumindest nicht falsch. Tiefbahnhofsgegner und Aktivist Fritz Mielert weiß es offenbar genauer: "Es läuft wohl auf einen Polizeieinsatz Freitag bis Sonntag, mit Schwerpunkt auf Freitag raus." Und ergänzt: "Wer erst Freitag kommt, ist selber schuld."

Unter den Bäumen liegen Puppen

Die Polizei schweigt zu alledem: "Sie werden von uns keinen Zeitpunkt genannt bekommen", sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach. Die Vorbereitungen der Polizei werden freilich seit Tagen von Stuttgart-21-Gegnern intensiv observiert. Jede Bewegung wird registriert - nicht nur am Hauptbahnhof. Das einstige Südmilch-Gebäude im Nordbahnhofsviertel, das von Polizeieinheiten genutzt wird, steht ebenso im Visier der Aktivisten. "Lager Milchhof keine Auffälligkeiten", heißt es. "Vier Personen, Büro Planungsstab und beleuchtete Rampe und Küchen-Lkw." Die Zufahrt von über einem Dutzend Einsatzfahrzeugen wird so kommentiert: "15 Wannen hinter Milchhof, Besatzung steigt aus und geht Essenfassen im Gebäude - definitiv Kantine." Oder: "Im Büro im Milchhof führen Züfles Generale gerade Planspielchen/Truppenbewegungen auf einem Stadtplan durch."

Dann wird am Pragsattel gemeldet, dass Polizisten in ein Hotel gehen: "20 Wannen mit Inhalt checken ins Hotel ein." Dagegen ist die Lage in der "Kaserne Cannstatt ruhig, Logistikhalle Cannstatt Mercedesstraße ruhig". Den Beobachtern entgeht nichts: "10.20 Uhr, Anlieferung von Toilettencontainern am Nordflügel."

Für diesen Donnerstag um 8Uhr haben die Parkschützer zu einer Kundgebung im Mittleren Schlossgarten aufgerufen - und können feiern, dass die Frist des Ordnungsamts zur Räumung des Zeltlagers verlängert wurde. Es könne nicht angehen, so Parkschützerin Andrea Schmidt, "dass die Stadt kurzerhand eine No-go-Area einrichtet, die einem militärischen Sperrgebiet mitten in der Stadt gleichkommt".

Unter den Bäumen liegen derweil zahlreiche menschliche Figuren - sogenannte Baumwachen. Es sind freilich Puppen, mit Jacken angezogen und Schildern versehen. Auf einem steht: "Ich bin Polizist, um die Rechtssicherheit zu gewährleisten und nicht Wirtschaftsinteressen."