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Der Widerstand gegen Stuttgart 21 geht im neuen Jahr in die nächste Runde.

Stuttgart - Der Widerstand gegen das Bahnprojekt Stuttgart21 geht im neuen Jahr in die nächste Runde. Die Bauarbeiten laufen wieder an, am Bauzaun des abgerissenen Nordflügels musste die Polizei am Montag eine Sitzblockade auflösen.

Die Baupause am Hauptbahnhof ist zu Ende. Am Montag hat für Stuttgart-21-Gegner und die Polizei das Ringen um die nächsten Baumaßnahmen begonnen. Nach Polizeiangaben blockierten etwa 50 Aktivisten die Einfahrt zum Baustellengelände am ehemaligen Nordflügel, dazu gab es zahlreiche Schaulustige. Um einen Container-Lkw und einen VW-Transporter aufs Gelände zu bringen, waren 50 Einsatzkräfte von Landes- und Bundespolizei an Ort und Stelle. Die Aktion verlief friedlich.

"Baustopp selber machen - Wir wi(e)der-setzen uns", lautete das Motto der Aktivisten, die sich auf dem Zufahrtsweg zur Baustelle versammelt hatten. Bereits in den frühen Morgenstunden gab es ein sogenanntes Blockiererfrühstück, zu dem die Parkschützer eingeladen hatten.

Gegen 11.40 Uhr spitzte sich die Situation zu, als zwei Baufahrzeuge auf das Baustellengelände fahren wollten. Etwa 30 Beamte der Stuttgarter Polizei und 20 Einsatzkräfte der Bundespolizei rückten zu einem gemeinsamen Einsatz an, um den Weg freizumachen. Rechnerisch ein Polizist pro Demonstrant. Am Ende waren es 14 Aktivisten, die nicht der Aufforderung nachkamen, die Zufahrt zu verlassen. "Acht von ihnen mussten weggebracht werden", sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach.

Arbeiten starten auf dem eingezäunten Baufeld

Nachdem auch die von Aktivisten angebrachten Schlösser entfernt waren, rollten die Baustellenfahrzeuge schließlich um 13.20 Uhr auf das Gelände. Für die Aktion werden sechs Frauen und acht Männer wegen des Verdachts der Nötigung angezeigt.

Dies dürfte freilich erst der Auftakt zu weiteren Aktionen gewesen sein. Bei den nun anstehenden Tiefbauarbeiten soll eine 220 Meter lange Starkstrom-Kabeltrasse verlegt werden, die hauptsächlich unterhalb des Parkplatzgeländes am Nordausgang verläuft. In mehreren Bauabschnitten sollen nach Angaben der Projektgesellschaft Kabelschutzrohre eingebaut werden. Die EnBW Regional AG will ihre Mittelspannungskabel verlegen, die von einem Umspannungswerk in der Heilbronner Straße die Innenstadt die Innenstadt versorgen. Mit der Verlegung der Leitungen soll Platz für das geplante Technikgebäude geschaffen werden. Die Arbeiten starten auf dem eingezäunten Baufeld.

Die Bauplanungen sehen außerdem vor, in der Jägerstraße eine Messpegelstelle für das sogenannte Grundwassermanagement zu bohren. Weitere Bohrstellen sind auf dem Kurt-Georg-Kiesinger-Platz vorgesehen. "Das Bohrgerät wird voraussichtlich Ende der Woche aufgestellt", heißt es in einer Pressemitteilung.

Dass die Bahn die Bauarbeiten für Stuttgart 21 wieder aufnimmt, wird von den baden-württembergischen Grünen heftig kritisiert. "Das Bahnchaos der letzten Wochen macht einmal mehr die Absurdität von Stuttgart 21 deutlich", erklärte der Grünen-Landesvorsitzende Chris Kühn. Einerseits würden Verspätungen und Zugausfälle zur Regel und massenhaft Ersatzzüge fehlen, andererseits wolle die Bahn das Milliardenprojekt um jeden Preis durchziehen. Bis zum Ende des Stresstests, mit dem die Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 überprüft werden soll, sei "völlig unklar, wie viele Zusatzgleise und andere Nachbesserungen nötig sind", so Kühn. Deshalb sei ein Baustopp nötig. Kühn: "Fahrgäste und Wirtschaft brauchen keine unnützen Leuchttürme."