Der Auftrag für die Logistiktrasse zwischen Haupt- und Nordbahnhof ist vergeben.
Stuttgart - Die Deutsche Bahn hat jetzt den Auftrag für die Baustraßen zwischen den Stuttgart-21-Baustellen in der City und dem Nordbahnhof vergeben. Die Straßen für die endlosen Lkw-Karawanen mit Aushub und Baumaterial verlaufen überwiegend da, wo heute noch Gleise liegen.
Die Deutsche Bahn drückt bei Stuttgart21 weiterhin aufs Tempo: In dieser Woche habe man die Errichtung von Baustraßen und Logistikflächen an zwei Baufirmen in Hessen vergeben, teilte das Kommunikationsbüro für Stuttgart21 am Donnerstagnachmittag mit. Damit soll – neben der bereits im Bau befindlichen Anlage für die Grundwasseraufbereitung – die zweite zentrale Voraussetzung für die Realisierung des Bahnprojekts geschaffen werden.
Wann die Arbeitsgemeinschaft der Bickhardt Bau AG (Kirchheim) und der Hartung Bau GmbH (Fulda) mit den Bauarbeiten beginnt, konnte das Kommunikationsbüro am Donnerstag nicht mitteilen. Auch die Auftragssumme wurde nicht genannt. Bei der Bauausführung sind die Firmen allerdings an das zentrale Logistikkonzept gebunden, das zusammen mit den vier Planfeststellungsabschnitten für die Errichtung des Tiefbahnhofs und der Tunnelstrecken auf die Fildern, nach Feuerbach, nach Cannstatt und in Richtung Ober- und Untertürkheim beschlossen wurde.
2400 Lkw-Fahrten am Tag
Die wichtigste Baustraße (siehe Grafik) verläuft von der Innenstadt zur zentralen Logistikfläche, die vom 1.April an im Äußeren Nordbahnhof angelegt wird. Die zweispurige, etwa acht Meter breite und vier Kilometer lange Baustraße liegt weitgehend auf heutigen Gleiskörpern. Im Bereich Rosenstein- und Ehmannstraße werden Lärmschutzwände aufgebaut. Bis zur geplanten Inbetriebnahme von Stuttgart21 zum Jahreswechsel 2019/2020 werden auf der zentralen Baustraße etwa 4,1 Millionen Kubikmeter Erde und Gestein aus den Baugruben und Tunneln mit endlosen Lastwagenkolonnen zum Nordbahnhof transportiert und dort überwiegend auf Güterzüge verladen.
In Gegenrichtung werden etwa eine Million Kubikmeter Beton, Stahl und Baustoffe zu den Baustellen gebracht. Durch die Logistik auf Bahngebiet sollen das Stuttgarter Straßennetz in Spitzenzeiten um bis zu 2400 Lkw-Fahrten am Tag entlastet werden, verspricht die Bahn. Insgesamt fallen bei Stuttgart21 etwa zwölf Millionen Kubikmeter Erd- und Gesteinsaushub an. Würde man diese Menge in Würfel mit einer Kantenlänge von einem Meter pressen und hintereinander legen, reichte die Kette 10.000 Kilometer weit. Außerdem werden weitere Millionen Kubikmeter Erde zurückgeliefert, um Gruben zu verfüllen und Gelände zu modellieren.
Nur ein Teil der gewaltigen Massen wird auf Bahngelände transportiert: Die 2,7 Millionen Kubikmeter Aushub aus dem Fildertunnel beispielsweise, die auf den Fildern und beim Zwischenangriff Sigmaringer Straße anfallen, werden per Lkw über die B27 und die Mittlere Filderstraße zur A8 transportiert. Auch die 1,8 Millionen Kubikmeter Aushub, die beim Tunnel nach Obertürkheim anfallen, werden teilweise auf öffentlichen Straßen abtransportiert. Allein durch den Stadtteil Wangen sollen 1,3 Millionen Kubikmeter abtransportiert werden – wobei jede Trassenvariante Wohngebiete beeinträchtigt. In Spitzenzeiten rechnet man am Neckar mit rund 750 Lastwagen mit Erd- und Gesteinsaushub pro Tag. In der Innenstadt soll sich die Belastung jedoch in Grenzen halten: „Diese Logistik auf Bahngebiet entlastet in hohem Umfang zum Beispiel die Willy-Brandt- oder die Heilbronner Straße“, teilten Projektsprecher Udo Andriof und Wolfgang Dietrich am Donnerstag mit.