Brigitte Dahlbender Foto: Piechowski

Gegner kritisieren Bahn, sie seien beim Stresstest nicht wie versprochen beteiligt gewesen.

Stuttgart - Die Gegner von Stuttgart 21 stellen den Stresstest zur Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs in Frage. Auf einer Veranstaltung im Rathaus bezeichnete Bündnissprecherin Brigitte Dahlbender am Dienstagabend das noch ausstehende Testergebnis als Makulatur, falls die Bahn nicht sämtliche Prüfprämissen offen lege. Dem Unternehmen warf sie Kostenlügen vor.

Die Grünen-Gemeinderatsfraktion hatte als Gastgeber geladen, der große Sitzungssaal war bis auf den letzten Platz besetzt. "Stresstest ja - aber transparent, ergebnisoffen und fair!" lautete das Motto des Abends. Darauf bestand auch Brigitte Dahlbender als Sprecherin des Aktionsbündnisses.

"Das Verfahren ist nicht transparent, offen und fair", bemängelte sie, dass die Projektgegner entgegen aller Zusagen von der Bahn nicht von Anfang an an der Simulation beteiligt worden seien. Die Bahn halte weiterhin wichtige Informationen zurück, etwa welche Fahrplanvorgaben der Betriebssimulation zugrunde lägen.

"Die Aussage, dass der Tiefbahnhof einen 30-prozentigen Leistungszuwachs erfüllt, bleibt deshalb eine nicht belegbare Luftnummer", so Dahlbender. Weil selbst die prüfenden Züricher Fahrplanexperten nicht wüssten, ob die Bahn die richtigen Daten eingegeben hat, sei das Stresstest-Testat der Schweizer sma nicht viel wert. "Wenn nicht alle Prämissen offen gelegt werden, ist das Stresstest-Prüfverfahren Makulatur und besitzt keine Aussagekraft", betonte Dahlbender. Daneben bleibe die Bahn ein Notfallkonzept schuldig, verschweige Baurisiken und trickse laut jüngsten Medienberichten bei den Kosten. "Die Bahn belügt und betrügt wissentlich Bevölkerung und Regierung über Mehrkosten", so die Sprecherin.

Programmierer Christoph Engelhardt verglich die versprochene Leistung des Tiefbahnhofs von 49 Zügen in der Spitzenstunde mit anderen deutschen Durchgangsbahnhöfen. Demnach müssten im neuen Stuttgarter Hauptbahnhof sechs Züge in der Stunde pro Bahnsteiggleis halten. In Deutschland schaffe kein anderer Bahnhof bislang pro Bahnsteiggleis mehr als vier Züge pro Stunde. "S 21 ist ein ungedeckter Wechsel auf die Zukunft", so das Fazit.

Am morgigen Donnerstag wollte die Bahn ursprünglich die Ergebnisse des Stresstests darlegen. Nachdem die Züricher Fachfirma sma mit der Prüfung der Fahrplansimulation für den achtgleisigen Tiefbahnhof aber mehr Zeit benötigt, soll die Öffentlichkeit nun Ende Juli informiert werden, ob der neue Bahnknoten den von Schlichter Heiner Geißler geforderte 30-prozentigen Leistungszuwachs in der Spitzenstunde bei guter Betriebsqualität tatsächlich erbringen kann.