Daniela Volk sieht in ihren Nebenjobs eine gute Vorbereitung fürs Berufsleben. Foto: Cedric Rehman

Das neue Semester hat begonnen, und mit ihm auch der Alltag von Nebenjobbern. Daniela Volk verdient sich hinter dem Tresen etwas dazu.

Hohenheim - Wenn die letzten Gäste gegangen sind, legen Daniela Volk und ihre Kollegen ihre eigene Musik auf, während sie in der Denkbar an der Fruwirthstraße klar Schiff machen für den kommenden Tag. Die Lieblingssongs zu hören statt die Loungemusik, die während der Öffnungszeiten das Lokal beschallt, sei so etwas wie ein Feierabendritual, sagt sie. Gemeinsam geht es nach getaner Arbeit unter dem Semester manchmal in die Thomas-Müntzer-Scheuer. Jeden Donnerstag feiern die Studenten in dem Kultur- und Begegnungszentrum auf dem Campus.

Die Hohenheimer Studentin ist schon seit Jahren nicht mehr an Samstagen ausgegangen, weil sie sonntags gleichfalls hinter dem Tresen steht. Unter dem Semester, während ihres Bachelorstudiums in Diätik und Ernährungsmanagement, hat sie in der Regel an zwei Werktagen abends gearbeitet. Das will sie auch von Oktober an tun, wenn sie ihren Master macht. „Ich will auf eigenen Beinen stehen und niemandem auf der Tasche liegen“, sagt Volk.

Dann geht die Zeit schnell rum

Während des Bachelorstudiums hat die 24-Jährige das Studentendarlehen Bafög bezogen. Ihren Masterabschluss will sie finanzieren, ohne dass ihre Familie dafür bezahlen muss. Also ist sie abends regelmäßig in der Denkbar für die Bar verantwortlich. Daniela Volk ist es am liebsten, wenn möglichst viele Gäste ihre Bestellungen aufgeben. „Dann habe ich so viel zu tun, dass die Zeit echt schnell vorbeigeht“, sagt sie.

Bis der Abend in der Denkbar aber so richtig in Schwung kommt , scheint es eine Weile zu dauern. Daniela Volk stellt derweil saubere Gläser ins Regal oder sortiert Besteck ein. Etwas zu tun, gebe es in der Denkbar immer, sagt sie. In anderen Jobs habe sie es durchaus erlebt, dass sie Stunden mit Nichtstun verbringen musste. „Da habe ich mich immer schlecht gefühlt. Ich werde schließlich bezahlt“, sagt sie. Da spricht wohl ein Arbeitsethos aus einer jungen Frau, die schon alle möglichen Jobs gemacht hat und diese ernstnimmt. Arbeiten gehöre zu ihrem Leben einfach dazu, meint sie. „Nach zwei Tagen Freizeit wird es mir auch langweilig“, meint sie.

Prosecco statt Kaffee

Draußen ist die Dämmerung in vollem Gange. Immer mehr Gäste setzen sich auf die Terrasse oder finden ihren Weg in das Innere des Lokals. Das eine oder andere Mal bringt Daniela Volk selbst Speisen und Getränke zum Tisch. „Wenn wenig los ist, helf ich auch mal beim Service“, sagt sie.

Doch nach und nach laufen die Bestellungen ein. Daniela Volk gießt Prosecco in Gläser und mischt roten Aperol-Likör hinzu. Das Trendgetränk Aperol Spritz scheint bei den Gästen beliebt zu sein. Die Zeit für Kaffee ist um diese Uhrzeit jedenfalls vorbei.„Eigentlich schade, ich benutze unsere Kaffeemaschine sehr gerne“, sagt Daniela Volk. Der blinkende Automat nimmt tatsächlich einen guten Teil des Tresens ein. An Sonntagen bedient die 24-Jährige die Maschine fast pausenlos, lässt den zischenden Dampf durch die gemahlenen Kaffeebohnen ziehen oder schäumt die Milch für Latte Macchiato oder Cappuccino auf. „Der Kaffee riecht unglaublich gut, auch wenn ich selbst kein Koffeinjunkie bin, sagt Daniela Volk. Trotz ihres straffen Pensums aus Studium und Arbeit geht es bei der Hohenheimer Studentin offenbar auch ohne den Wachmacher.

Gute Nerven braucht’s

Daniela Volk ist sich sicher, dass die Studentenjobs ihr auch bei späteren Tätigkeiten helfen werden. „Klar, fachlich vielleicht nicht, aber was soziale Kompetenzen betrifft, habe ich eine ganze Menge in meinen Gastrojobs gelernt“, sagt sie.

Für Daniela Volk sind gute Nerven das Wichtigste, das sie sich bei ihrer Arbeit angeeignet hat. „Ich kann höflich bleiben, selbst wenn ich innerlich koche“, meint sie. Im Stress, mehrere Dinge im Auge zu behalten, sei außerdem auch etwas, das sie inzwischen beherrsche, sagt sie.

Für die 24-Jährige Studentin ist die Arbeit neben dem Studium also durchaus auch eine Vorbereitung auf das, was ihr in ihrem späteren Berufsleben möglicherweise abverlangt wird. Gefühlt hätten alle ihre Uni-Freunde einen Studentenjob, erzählt sie. Zahlen darüber, wie viele Hohenheimer Studenten arbeiten, welche Jobs sie machen und wo sie Arbeit finden, gibt es allerdings nicht.

Daniela Volk ist sich aber auch ohne Statistik sicher, dass viele Studenten einer Nebentätigkeit nachgehen. Auch ohne Studiengebühren sei das Studentenleben in einer Großstadt wie Stuttgart eben teuer. „Viele arbeiten, um sich einen Urlaub leisten zu können“, meint Daniela Volk. Bei ihr sei es aber anders, meint sie. „Ich möchte gern eben auf eigenen Beinen stehen“, sagt die Studenten.