Ursula Probst und Christian Kopp sind Gastgeber mit Leib und Seele. Foto: avanti

Mit der Stube 17 in Neckarweihingen haben Christian Kopp und Ursula Probst einen Ort geschaffen, der Essen, Wein und Kultur verbindet.

Mittwochnachmittag kurz nach 16 Uhr. Noch ist es recht ruhig im Neckarweihinger Besen. Einmal abgesehen von Christian Kopps Telefon, das etwa alle drei Minuten klingelt. Schlag auf Schlag flattern Reservierungen ins Haus. „Das ist normal“, sagt der Chef und lacht. Zwei Wochen im Monat – je von mittwochs bis sonntags – hat die Stube 17 geöffnet. Vor allem an den Wochenenden geht es rund. „Vor kurzem mussten wir an einem Freitag 80 Leute wegschicken“, erzählt Kopp. „Das ist unangenehm für uns und blöd für die Gäste, aber es geht halt nicht anders.“

Die Stube 17 ist längst kein Geheimtipp mehr. Auch wenn der Besen erst im September 2019 eröffnet hat und Corona das Wirtspaar schon nach einem halben Jahr ausgebremst hat. 1983 hatten die letzten Tiere den Hof verlassen. 1996 übernahm Kopp den elterlichen Betrieb. „Mit der Zeit hat sich raus kristallisiert, dass der Betrieb, so wie er aufgestellt gewesen ist, nicht zukunftsfähig war. Ich hatte zwei Optionen: Entweder aufhören oder was anders machen.“ Kopp entschied sich zusammen mit seiner Frau Ursula Probst für eine Neuaufstellung.

Nussbaumholz aus der Heimat der Chefin

Im Hofladen und in der Weinstube bringt die Familie vor allem das in die Regale, auf die Teller und in die Gläser, was auf den eigenen Flächen wächst. Auf etwa zwei Hektar, darunter auch terrassierte Flächen am Neckar, werden acht verschiedene Rebsorten angebaut. Der Rebenmix setzt sich aus 75 Prozent rot und 25 Prozent weiß zusammen. Hauptrebsorten sind der Trollinger und der Lemberger

Sie finden ihre Abnehmer in der zur Weinstube umgebauten ehemaligen Maschinenhalle. Modern und schlicht ist der Gastraum. Holzbalken, die teilweise mehr als 100 Jahre alte sind, wurden kombiniert mit modernen Elementen – und einem Stück Heimat der Chefin. Probsts Familie hatte selbst einen Hof in Ravensburg und als ein alter Nussbaum gefällt werden musste, wurde ein Teil des Holzes in die neue Heimat integriert. Die Theke der Weinstube ziert eine große Nussholzplatte, auch die Garderobe wurde daraus angefertigt. 70 Personen haben drinnen Platz, 40 im Sommer auf der Terrasse.

Wenn der Besen geschlossen ist, finden Veranstaltungen und Feiern in der Stube 17 statt. „Wir sind ein dreiviertel Jahr im Voraus ausgebucht“, erzählt der 45-Jährige, der sein Lokal regelmäßig auch als Kleinkunstbühne nutzt.

Der Bacchus-Burger ist ein Highlight

Die Speisekarte ist traditionell: Selbst gemachte Maultaschen, Schlachtplatte, Fleischküchle, Siedfleisch und Wurstsalat gibt es immer. Wer es vegetarisch mag, kann zwischen Salatteller oder Spinatknödeln mit Butter und Parmesankäse wählen. Oder sich an den Nachspeisen verlustieren. An einem Semmelknödel mit Nuss-Nougat-Füllung und eingelegten Birnen etwa. „Wir hatten so viele Birnen, dass ich dachte, ich probier das einfach mal aus“, sagt die Küchenchefin und freut sich, dass die Gäste auch neue, ungewöhnliche Kreationen goutieren.

Dennoch ist Probst die Bodenständigkeit wichtig. „Die Leute sollen sich wohlfühlen und es soll schmecken. Wir verzichten bewusst auf Schnickschnack.“ Ganz besonders begehrt sind übrigens ihre Schnitzel. Samstags und sonntags gibt es die immer. Und zwar nicht aus der Fritteuse, sondern aus der Pfanne. „Das dauert halt etwas länger, aber sie schmecken einfach besser“, findet die Küchenchefin. Und ganz aus dem Häuschen sind die Gäste, wenn einmal im Jahr die speziellen Bacchus-Burger aufgetischt werden: Belegt mit einem Rindfleisch-Patty, einer Maultasche, Emmentaler und einem feinen Lemberger-Sößle.