Unternehmen im Südwesten fürchten, dass sie nach der Abschaltung der Atomkraftwerke mehr für Strom zahlen müssen Foto: dpa

Wenn Bayern die Blockadehaltung beim Bau der Stromautobahnen nicht aufgibt, könnten Preise im Südwesten empfindlich steigen.

Stuttgart - Die Wirtschaft in Baden-Württemberg ist beim Streit um den Verlauf der neuen Stromtrassen mit ihrer Geduld am Ende. „Nach Auffassung unserer Betriebe sind die Strompreise bereits seit Längerem ein schwer kalkulierbarer Faktor“, sagte Peter Kulitz, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), den Stuttgarter Nachrichten. „Eine deutlich spürbare Steigerung würde die gewerbetreibende Wirtschaft direkt ins Mark treffen.“

Die Unternehmen fürchten Wettbewerbsnachteile, wenn Bayern seine Blockadehaltung nicht aufgibt. „Werden die Netzengpässe nicht in absehbarer Zeit beseitigt, könnte uns sogar eine Aufsplittung des deutschen Strommarktes in zwei Preiszonen drohen“, sagte Rainer Dulger, Präsident der Arbeitgeber Baden-Württemberg, den Stuttgarter Nachrichten. In der nördlichen Preiszone würde dann mehr Strom erzeugt werden können, als dort benötigt wird. In der südlichen Preiszone gäbe es jedoch mehr Nachfrage als Angebot, so Dulger. „Dies würde auch in Baden-Württemberg zwangsläufig zu höheren Strompreisen führen, die um bis zu 30 Prozent höher liegen könnten als im Norden.“ Dies wäre für die hier ansässigen Unternehmen „ein nicht akzeptabler Standortnachteil.“

Schon heute planen oder vollziehen rund ein Viertel der baden-württembergischen Industriebetriebe Kapazitätsverlagerungen ins Ausland beziehungsweise Produktionseinschränkungen im Inland, sagte Kulitz. Auch Nils Schmid (SPD), Wirtschaftsminister in Baden-Württemberg, ist verstimmt: „Wenn wir jetzt anfangen, den Verlauf von Stromtrassen wie auf dem Basar zu verhandeln, werden nur unsachgemäße und volkswirtschaftlich teurere Lösungen dabei heraus kommen“, sagte er.

Bayerns Politik sei nicht wirtschaftlich. „Sie geht zu Lasten von Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzsicherheit in Bayern selbst.“