Nach dem jüngsten Anschlag in Moskau und dem Ausrufen der höchsten Terrorwarnstufe in Frankreich mehren sich die Fragen nach der Sicherheit der Fußball-EM. Wird sie sicher sein?
Ein Anschlag in Moskau, Drohungen in Frankreich, das Nachbarland verhängt gar die höchste Terrorwarnstufe. Wie schätzt unter diesen Umständen Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl die Sicherheitslage im Land ein, zweieinhalb Monate vor Beginn der Europameisterschaft mit Stuttgart als einem der Austragungsorte? Besteht die Gefahr islamistisch motivierter Terroranschläge? „Es gibt keinen Grund zur Panik. Das sage ich auch im Blick auf die Fußball-EM“, sagte er am Dienstag bei der Landespressekonferenz.
Man dürfe sich zwar nicht in Sicherheit wiegen, weil in den zurückliegenden Jahren keine Anschläge im Land geschehen seien oder Anschlagspläne nicht umgesetzt werden konnten, so der Minister. „Es fehlt mir leider nicht die Fantasie, dass sich islamistische Gruppen auch bei uns Ziele aussuchen“, sagte er. Auch könne man nach dem Anschlag in Moskau Nachahmungen nicht ausschließen.
Mit dem Großereignis Fußball-EM, das Tausende Menschen ins Land bringen wird, kommen Sorgen auf, ob die Großveranstaltungen sicher sein werden. Hier mahnte Strobl zur Besonnenheit. „Wir bereiten uns schon längere Zeit intensiv vor, im Grunde seit bekannt gegeben wurde, dass Stuttgart ein Austragungsort sein wird“, betonte er. Es seien schon mehrere groß angelegte Übungen im Stadion gelaufen, „um für den Ernstfall zu trainieren“. Baden-Württembergs Polizei arbeite mit einer bundesweiten Projektgruppe zusammen, um die EM möglichst gut schützen zu können. Zwar könne er noch keine konkreten Maßnahmen verraten – und man kenne auch die Sicherheitslage im Juni noch nicht. Dennoch sei er sicher, so Strobl: „Aus heutiger Sicht gibt es keinen Grund, sich gegen den Besuch eines Spiels zu entscheiden. Wir werden alles dafür tun, dass es ein sicheres Ereignis wird – innerhalb und außerhalb der Stadien.“
Man behalte natürlich im Blick, dass Großveranstaltungen sogenannte weiche Ziele seien – bei denen überwiegend Zivilisten getroffen würden. „Aber ich betone noch einmal: Es gibt keinen Grund zur Panik, aber zur Wachsamkeit.“
Auch in Baden-Württemberg würden Gefährder aus dem islamistischen Bereich leben, eine „mittlere bis hohe zweistellige Zahl“, so Strobl. Oft würden solche Taten im Netz vorbereitet. Daher wünsche er sich nach wie vor die Möglichkeit der Vorratsdatenspeicherung. Aber „die Ampel bekommt auch in diesem Punkt nichts hin“, sagte der Innenminister mit Blick auf die Regierungskoalition. Man brauche diese Datenspeicherung dringend zur Abwehr schwerster Straftaten und terroristischer Taten.
Auch die Stadt hat schon viel getan, um bei der EM und weiten Großveranstaltungen mehr Sicherheit gewährleisten zu können. Rund um das Stadion in Bad Cannstatt wurden versenkbare und feste Poller in die Straße eingebaut. Auch an den großen Plätzen in der City existieren Sperranlagen. Sie sollen Anschläge mit Fahrzeugen verhindern, wie sie etwa im französischen Nizza oder am Berliner Breitscheidplatz geschahen. Die Polizei arbeitet unter anderem mit dem Programm Escape Pro: Damit kann sie Personenströme visualisieren, um so im Gefahrenfall die Wege besser einschätzen zu können – Fluchtwege ebenso wie Zugänge der Einsatzkräfte.