Zu gemeinsamen Weichenstellungen scheinen die S-21-Partner nicht mehr in der Lage. Foto: IMAGO//Arnulf Hettrich

Bahn, Stadt, Land und Region sind nicht mehr in der Lage, gemeinsam Verantwortung für Stuttgart 21 zu übernehmen, kommentiert unser Redakteur Christian Milankovic.

Je nach Lesart sind die Stuttgart-21-Projektpartner dieses Jahr schon 30 Jahre miteinander verbandelt. Im April 1994 präsentierten Vertreter von Bahn, Stadt und Land die Idee, den Bahnknoten umzukrempeln. Über einen solch lange Strecke kann man sich schon mal einander entfremden.

 

Keine gemeinsame Verantwortung

Bei den ohnehin sehr disparaten Projektpartnern von Stuttgart 21 sind nun augenscheinlich auch die letzten Reste von Gemeinsamkeiten aufgebraucht. Nach den Beratungen, wie mit der verfahrenen Situation, in der eine Inbetriebnahme droht, die diesen Namen nicht verdient, umzugehen sei, konnten sich die Vier von der Baustelle nicht einmal auf eine gemeinsame Erklärung verständigen. Stattdessen verschickt die Bahn sattsam bekannten Satzbausteine, die übrigen Projektpartner kontern mit einem Forderungskatalog. Eine gemeinsame Verantwortung für das gemeinschaftlich aufs Gleis gesetzte Projekt ist nicht mehr zu erkennen.

Man kann es Stadt, Land und Region kaum verdenken, dass ihnen die Geduld ausgeht. Viel zu lange hat sich die Bahn ein weiteres mal auf einen Eröffnungstermin versteift, von dem längst klar war, dass er nicht zu halten ist. Weiterhin hartnäckig beim selbst gesteckten, aber offenkundig unerreichbaren Ziel zu bleiben, ist kein Ausweis von Zuversicht und Tatkraft sondern eine Beleidigung fürs Denkvermögen der übrigen Projektpartner.

Einsichtsfähigkeit sucht man vergeblich. Denn nach diesem Bock beharrt die Bahn darauf, eine Rumpferöffnung durchzuziehen, die die Sache für die Partner nur noch schlimmer macht. Das Projekt ist entgleist.