Keine Testpflicht für junge Sportler unter 14 Jahren: Das ist vernünftig und praktikabel. Warum nicht gleich so, findet unser Redakteur Frank Rothfuß.
Stuttgart - Fehler macht jeder. Geschenkt. Gerade im Umgang mit der Pandemie kann niemand für sich reklamieren, den Königsweg zu kennen. Und die Stadt hat eingesehen, dass ihre rigorose Linie nicht umsetzbar ist. Sie hat ihren Fehler erkannt und korrigiert. Chapeau. Eine Testpflicht für alle hätte die Vereine und die Eltern überfordert. Es stand zu fürchten, dass viele Kinder zu Hause bleiben. Gerade Familien, in denen schlecht Deutsch gesprochen wird oder das Geld knapp ist, brauchen ein Angebot, das nicht zu kompliziert und mit Regeln überfrachtet ist.
Wenn selbst Fachleute nicht mehr durchblicken
Der eigentliche Fehler liegt im System. Gesetze und Verordnungen zum Umgang mit der Pandemie von Bund, Ländern und Kommunen werden quasi im Minutentakt verfasst und verabschiedet. Mit der sehr deutschen Absicht, jedes noch so kleine Detail des Lebens in einen Paragrafen zu fassen. Wenn nicht mal mehr Juristen und Fachleute durchblicken und sich sogar widersprechen, wie soll der Geschäftsführer eines Sportvereins wissen, was nun gilt. Geschweige denn der Ehrenamtliche, der sich neben seinem Beruf noch durch seitenlange Vorschriften wühlen muss.
Ein halbes Jahr waren die Vereine nun lahmgelegt. Mit verheerenden Auswirkungen, eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat festgestellt, dass sich die Vier- bis Fünfjährigen nur noch 63 Minuten pro Tag bewegen, vor dem Lockdown waren es 189 Minuten, das Dreifache. Die Uni Mainz rechnet mit einer halben Million Kindern zusätzlich, die nach der Pandemie an Übergewicht leiden werden. Der Sport ist eben nicht nur Nebensache. Ihn wieder zu ermöglichen, und zwar ohne zu hohe Hürden, ist eben auch ein Dienst an der Gesundheit – gerade unserer Kinder.
frank.rothfuss-jenewein@stzn.de