Für Motorradfahrer derzeit gesperrt: Die Landstraße durch das Mahdental nach Leonberg ist in schlechtem Zustand. Saniert werden soll sie in den Sommerferien. Foto: Michele Danze

Die Sperrung der Landstraße im Mahdental verärgert viele Motorradfahrer – das Land gibt 700 000 Euro für die Sanierung.

Stuttgart - Jetzt fahren sie wieder. Sobald es das Wetter zulässt, röhren die Maschinen auf den schönsten Strecken rund um Stuttgart. Dumm nur, dass eine davon dicht ist. Viele Biker, die sich bei schönem Wetter im Biergarten des Hotels Glemseck bei Leonberg auf einen Kaffee oder ein Radler treffen, kennen daher nur ein Thema. Es ist die gesperrte Landstraße zwischen Leonberg und Stuttgart, die durch das Mahdental führt, ein äußerst reizvoller und kurvenreicher Abschnitt. Die marode Straße zwischen Wildparkseen und Leonberg ist derzeit nur für Autos befahrbar.

„Das ist eine Riesensauerei, totaler Quatsch“, entfährt es Klaus Völk aus Vaihingen, der wie oft nach Dienstschluss noch mit seiner Maschine eine Runde gedreht hat und jetzt lässig am Zaun lehnt und eine Kaffeetasse in der Hand hält. Für ihn ist die Sperrung total überzogen. „Da sind ein paar Schlaglöcher, aber niemals so, dass man die ganze Straße dichtmachen muss.“ Stattdessen müsse er jetzt einen langen Umweg über Büsnau in Kauf nehmen, um zum Hotel Glemseck zu kommen.

Auch Stephanie Henninger schüttelt nur mit dem Kopf und spricht von „reiner Schikane gegen die Motorradfahrer“. Die Löcher seien hauptsächlich in der Mitte der Straße zwischen den Mittelstreifen. „Da hat kein Motorradfahrer was zu suchen.“ Aber wegen der Schäden müssten alle mit der Kirche ums Dorf fahren und darunter leiden, dass „ein paar Vollpfosten nicht richtig fahren können.“ Wer zum Hotel Glemseck will, muss jetzt über Büsnau und Frauenkreuz oder die Wildparkstraße und Krummbachtal ausweichen – zum Verdruss der Biker. „Da müssten doch ganz viele andere Straßen in der Region auch gesperrt werden“, sagt Stephanie Henninger.

Die Sanierung soll in den Sommerferien erfolgen

Immerhin hat das Land nun reagiert. Bei einer Begehung der vier Kilometer langen Strecke mit Vertretern des Verkehrsministeriums und des Regierungspräsidiums wurde festgelegt, dass auf der gesamten Länge die Fahrbahndecke erneuert werden muss. An einigen Stellen ist zudem ein Austausch der Tragschicht notwendig. Die Sanierung soll in den Sommerferien 2013 erfolgen. Sie erfordert zeitweise eine Vollsperrung der Landstraße auch für Autofahrer.

Eine Petition im Internet, die von Leonbergs OB Bernhard Schuler die Aufhebung der Sperrung fordert, hat bereits über 4500 Unterstützer gefunden. Sie kritisieren, dass Motorradfahrer „unverschuldet zu Opfer einer verfehlten Sparpolitik“ würden. Ihre Forderung nach einer raschen Freigabe der notwendigen Mittel für die Sanierung ist jetzt freilich überflüssig geworden.

Hannelore Sonnet, seit Jahren Chefin des Hotels Glemseck, sieht die derzeitige Situation ohnehin entspannter. „Es gibt ja noch zwei Zufahrten zu uns.“ Bisher könne sie noch nicht feststellen, dass die Gäste ausblieben. Und Fakt sei nun mal, dass die Straße gemacht werden müsse. „Die Gemeinde will sich absichern, das finde ich legitim.“ Unter den Motorradfahrern gebe es durchaus Verständnis, sagt sie. Umso weniger versteht sie daher die teils unflätigen Kommentare in Richtung Behörden, die in den vergangenen Wochen in sozialen Netzwerken zu lesen gewesen seien. „Wenn uns diese Leute nicht unterstützen würden, dann könnten wir viele Dinge nicht machen“, so Sonnet.

Der lange Winter hat die Fahrbahndecke weiter verschlechtert

Ein weiterer Lichtblick: Der Bikertreff Glemseck 101, zu dem Ende August wieder zehntausende Motorradfans kommen, kann vermutlich wie geplant über die Bühne gehen. Da die Veranstaltungen und Stände auf dem ADAC-Übungsplatz sind, können Besucher von Leonberg her problemlos dorthin gelangen, auch wenn die Sanierung bis dahin noch nicht abgeschlossen sein sollte. Auch das Oldtimer-Rennen Solitude Revival, das durch das Mahdental führt, kann nach derzeitigem Stand von 19. bis 21. Juli wie geplant stattfinden.

Schon seit Jahren ist die Landesstraße 1187, die auch von vielen Pendlern aus Leonberg benutzt wird, in einem schlechten Zustand. Zunächst wurde das Tempolimit alljährlich reduziert – bis auf 50 Stundenkilometer. Anfang April hat das Landratsamt Böblingen dann die Straße für Motorradfahrer dicht gemacht – zu unsicher, hieß es in der Begründung. Durch den langen Winter sei die „Fahrbahndecke noch einmal schlechter geworden“, so Andreas Klein, Amtsleiter für den Bereich Straßenbau im Böblinger Landratsamt. Die Sperrung sei in Absprache mit Polizei, den Städten Stuttgart und Leonberg sowie dem Regierungspräsidium erfolgt. Zuvor seien Motorradfahrer gestürzt.