Serkan Eren Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

In Stuttgart ist Serkan Eren recht bekannt. Sein Ruf ist bis nach Berlin gedrungen. Bundespräsident Frank Steinmeier wird ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Wer einmal mit Serkan Eren unterwegs war, der weiß, der Mann ist buchstäblich mit seinem Handy verwachsen. Anrufe, Nachrichten aus aller Welt, andauernd will jemand was, braucht jemand was, bittet jemand um Hilfe, organisiert er; wahrscheinlich hat nur der Bundeskanzler ein dickeres Telefonbuch als der Gründer der Hilfsorganisation Stelp. Kaum noch was kann ihn überraschen, doch dieser Anruf war speziell. Die Dame aus dem Stab des Bundespräsidenten erwischte ihn bei einem Einsatz, fragte ihn, ob er den Brief schon erhalten habe. „Ich war nicht Zuhause, deshalb natürlich nicht“, erinnert sich Eren, „sie wollte mir dann nicht mehr verraten, nur so viel, ich sollte mir den 9. Oktober freihalten.“

Brief aus Berlin

Daheim machte er den Brief auf – und fiel aus allen Wolken. Er las: „Sie, sehr geehrter Herr Eren, haben sich mit ihrem humanitären Wirken höchste Verdienste erworben. Ich freue mich daher, Ihnen mitteilen zu dürfe, dass Sie zum Kreise der Persönlichkeiten gehören, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auszeichnen möchte. Der Bundespräsident lädt Sie ein, um Ihnen das Verdienstkreuz am Bandes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bei einer Festveranstaltung persönlich zu verleihen. Tja, was soll man dazu sagen? Nicht viel. „Ich bin unheimlich stolz“, sagt Eren. Es sei eine Auszeichnung für alle, die sich für Stelp engagieren.

2015 luden Eren und sein Kumpel Steffen Schuldis alte Klamotten in Kartons, sie fuhren 4400 Kilometer die Balkanroute entlang und verteilten Schuhe,Decken, Milchpulver, Windeln an Flüchtlinge. Mittlerweile sind sie in 13 Ländern aktiv, mit langfristigen Projekten wie Waisenhäusern und Gesundheitszentren, wenn aber irgendwo Not herrscht, wie nach den Erdbeben in der Türkei oder Marokko, versuchen sie schnell Hilfe zu leisten.

Eigentlich wollte Eren am 9. Oktober im Jemen sein, wo fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ein Krieg für Tod und Zerstörung sorgt und Millionen Kinder kaum etwas zu essen haben. Dort betreiben sie Suppenküchen und eine Zeltschule. Nun fährt er stattdessen nach Berlin. Um das Bundesverdienstkreuz zu bekommen. Glauben kann er es noch nicht richtig. Doch viel Zeit zum Grübeln hat er nicht, bald geht es wieder in die Ukraine. Um zu helfen.