Mammuts, Wollnashorn und Höhlenbär: Im Steinzeitmuseum Korb können Besucher in einer Fell-Jurte am digitalen Lagerfeuer sitzen und erfahren, wie die Urmenschen lebten. Ein rühriger Verein hat Beachtliches auf die Beine gestellt.
Wer Wolfram Hammer nach seinem Lieblingsstück im Steinzeitmuseum Korb-Kleinheppach fragt, erfährt: Sein Favorit ist das steinzeitliche Beil aus Jadeit, gefunden im Nachbarort Großheppach und mehrere tausend Jahre alt. „Es ist ein seltenes Exemplar, sieht schön aus und fühlt sich gut an“, begründet Wolfram Hammer, der von Beruf Geologe ist, seine Wahl. Und fügt hinzu, dass das Thema Steinzeit bei seiner Profession natürlich nicht allzu fern liege. Auch deshalb engagiert er sich seit rund zehn Jahren als Vorsitzender des kleinen Vereins, der die umfangreiche Sammlung von Eugen Reinhard aus Korb betreut.
Ein Zufallsfund verändert das Leben
Dieser wollte im Jahr 1928 eigentlich nur einen Anbau an sein Wohnhaus setzen. Beim Ausheben der Baugrube machte der Mann, der als Schlosser arbeitete, jedoch einen Fund, der ihn bis ans Lebensende in seinen Bann ziehen und so manchen Wissenschaftler Lügen strafen sollte. Reinhard entdeckte im Boden weder Goldmünzen noch Edelsteine, sondern uralte Tierknochen. Er öffnete damit quasi ein Fenster in längst vergangene Zeiten.
Von da an reiste Eugen Reinhard regelmäßig zurück in die Steinzeit, förderte Unmengen winziger Pfeilspitzen, Steinschaber und Klingen, Äxte und Keile, aber auch versteinerte Schildkröten sowie Knochen und Zähne von Wolf, Wisent, Rentier, Wollnashorn und Wildpferd und den gewaltigen Stoßzahn eines Mammuts zu Tage. Eugen Reinhards Funde aus der Altsteinzeit sind der älteste Nachweis von Menschen im Remstal in der Eiszeit.
Ein historisches Foto im Steinzeitmuseum zeigt einen Mann mit Hut und grauem Anzug, der in einem Weinberg zwischen Rebstöcken nach „Scherba und Schtoiner“ Ausschau hält. „Er hatte meistens eine Zigarre im Mund, und bei Regen hat er sich mit einem Sack geschützt“, erzählt Gerhard Liebhard, der sich gut an den Sammler erinnert und zum harten Kern der Aktiven im kleinen Verein gehört.
Amateur widerlegt Wissenschaftler
Der fleißige Hobbyarchäologe Reinhard wurde im Ort anfangs eher belächelt und von der Fachwelt zunächst nicht ernst genommen. Letztere vertrat nämlich die Ansicht, dass kein Steinzeitmensch je im Remstal lebte. Dann aber spürte Eugen Reinhard einen Faustkeil auf, der rund 50 000 Jahre alt ist und diese Theorie widerlegte. Logisch, dass eben jenes Fundstück einen Ehrenplatz in der Ausstellung des Korber Museums hat. Dieses ist vor zwei Jahren in einen Neubau im Ortskern gezogen und hat bei dieser Gelegenheit gleich noch ein komplett neues, modernes Konzept erhalten.
Seitdem ist lediglich ein Bruchteil der mehr als 5000 Exemplare umfassenden Sammlung des 1991 verstorbenen Eugen Reinhard ausgestellt, die im Jahr 1975 ins Denkmalbuch eingetragen wurde. Der restliche Schatz – jedes Stück hat Reinhard in allen Details von Hand skizziert, sorgfältig nummeriert und beschrieben – wurde im Untergeschoss eingelagert.
Das schaffte Platz für neue Highlights wie beispielsweise die aus 35 Pferdefellen bestehende, heimelig wirkende Jurte, in der Besucher sich um ein digitales Lagerfeuer scharen und erfahren können, wie der Steinzeitmensch einst mühselig Feuer entfachte.
Das Remstal war eine baumlose Steppe
Rund um das steinzeitliche Wohnhaus sind Fundstücke in Vitrinen arrangiert, zum Beispiel das beeindruckend große Stück eines gewaltigen Mammutstoßzahns, das zu Tage kam, als der Bach in Großheppach verdolt wurde. Die riesigen Tiere seien einst herdenweise durch die Gegend gestreift, sagt Wolfram Hammer und deutet auf Illustrationen an den Wänden, die eine solche Szenerie darstellen. „Das Remstal war eine Kältesteppe. Es gab hier keine Bäume. Die Mammuts haben die Landschaft mitgestaltet und geprägt. Sie haben sehr viel Gras gefressen und entsprechend viel Mist hinterlassen.“
Die Texte, die auf wenigen Tafeln Hintergrundwissen zur Geologie, zur Lebensweise und dem Alltag der Menschen in der Steinzeit liefern, sind knackig und anschaulich formuliert und mit Wissenschaftlern der Uni Tübingen abgestimmt worden. Wer Fragen hat, ist bei den Ehrenamtlichen, die das Museum mit viel Engagement betreuen, an der richtigen Adresse. „Wir sind acht aktive Mitglieder im Verein. Der harte Kern, der das Museum betreibt, besteht aus sechs Leuten“, sagt der Vorsitzende Wolfram Hammer, der sich über weitere Steinzeit-Fans im Verein freuen würde. Gäste schickt er nach dem Besuch des Museums gerne auf den Steinzeitrundweg, der vor der Tür beginnt und an lebensgroßen Tiersilhouetten von Mammut, Wollnashorn, Rentier und Bär vorbei führt.
Unterwegs in der Region
Museum Das Steinzeitmuseum, Schulstraße 11 in Korb-Kleinheppach, ist jeden 1. und 3. Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Nach Voranmeldung kann man es an weiteren Terminen besichtigen (0 71 51/173 40 62; E-Mail: steinzeitmuseum@korb.de).
Anreise
Öffentlich gelangt man mit den S-Bahnlinien 2 und 3 oder dem Regionalexpress bis Bahnhof Waiblingen, dann mit der Buslinie 209 bis zur Haltestelle Heckbachstraße in Korb-Kleinheppach.
Steinzeitweg
Direkt am Museum beginnt der knapp fünf Kilometer lange Steinzeitweg mit lebensgroßen Silhouetten von Tieren wie Mammut und Höhlenbär. Tafeln informieren über die steinzeitliche Jagd, Behausungen, Werkzeuge und Waffen. Der Rundgang dauert rund anderthalb Stunden. Auf dem Kleinheppacher Kopf wartet ein Grillplatz mit Spielplatz und schöner Aussicht ins Remstal.