Die Ampelmehrheit für eine zweite Amtszeit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht. Ein Zeichen der Geschlossenheit der neuen Regierung, kommentiert Wolfgang Molitor.
Berlin - Es ist mehr als ein zeitlich nett platziertes Geschenk, das der sozialdemokratische Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kurz vor seinem 66. Geburtstag von den Grünen vor das Tor zum Schloss Bellevue gelegt bekommen hat. Wenn die zweitstärkste Ampelpartei ihn für eine zweite Amtszeit als Bundespräsident vorschlägt, ist das neben einem wenig überraschenden Vertrauensbeweis auch der Garant, dass es für den Sozialdemokraten am 13. Februar zur ungefährdeten Mehrheit unter den 1472 Wahlmännern und -frauen reichen wird.
Steinmeiers Spuren sind bislang eher flach
Die Ampelregierung demonstriert auch an dieser Front Geschlossenheit, nachdem die FDP früh ihre Unterstützung proklamiert hatte. Noch viel früher hatte sich Steinmeier selbst für die nächsten fünf Jahre beworben. Unmöglich und aufdringlich, sagen die einen, zwangsläufig und selbstbewusst nennen es die anderen.
Steinmeiers Spuren sind bislang eher flach. Seine mahnenden Worte zur trefflichen Zeit gewinnen Aufmerksamkeit mehr durch freundliche Nachdenklichkeit als durch aufrüttelnde Appelle. Dennoch ist die Zustimmung zu Steinmeier im Volke groß. SPD-Chefin Saskia Esken liegt wohl richtig, wenn sie diesen Zuspruch als „ein Zeichen der Geschlossenheit und Einigkeit unserer Gesellschaft“ gewertet wissen will.
Jetzt ist allerdings die Union am Zug. Wird sie eine aussichtslose Kandidatin gegen den Amtsinhaber Steinmeier aufbieten? Oder ihn mitwählen, wie bereits vor fünf Jahren? CDU-Chef Friedrich Merz ist gut beraten, das Oppositionsprofil nicht gerade an dieser Personalie zu schärfen.