Pfarrerin Teresa Nieser, Kirchenpfleger Gerhard Armbruster, Kirchengemeinderatsvorsitzende Claudia Böhle-Rettich und Pfarrer Tilman Bauer (von links) freuen sich auf die Sanierung der Steigkirche. Foto: Annina Baur

Sinkende Mitgliederzahlen zwingen Kirchen zum Handeln: Die Steiggemeinde verkauft ihr Gemeindehaus und saniert das in die Jahre gekommene Kirchenzentrum auf dem Hallschlag.

Bad Cannstatt - Sinkende Mitgliederzahlen und zwei in die Jahre gekommene Gebäude zwingen die evangelische Steiggemeinde zum Handeln: „Aktuell haben wir rund 3000 Gemeindemitglieder, vor zehn Jahren waren es noch 300 bis 400 mehr“, sagt Gerhard Armbruster, der Kirchenpfleger der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Bad Cannstatt. In Anbetracht dieses kontinuierlichen Abwärtstrends seien die zwei Gebäude, die die Gemeinde derzeit auf dem Hallschlag unterhalte, nicht nur überdimensioniert, sondern auch im Unterhalt zu teuer – nicht zuletzt, da sowohl das Steiggemeindehaus an der Altenburger Steige als auch die Steigkirche an der Straße Auf der Steig dringend saniert werden müssen. „Wir haben den Sanierungsbedarf beider Häuser ermittelt und dann mit dem Kirchengemeinderat beraten, von welchem Gebäude wir uns trennen“, sagt Armbruster. Verkauft werden soll nun das Gemeindehaus.

„Es war ein schwerer Prozess“, sagt die Kirchengemeinderatsvorsitzende Claudia Böhle-Rettich. „Der Veranstaltungssaal wird vermisst werden.“ Viele Gemeindemitglieder hingen auch emotional am Gemeindehaus, an dessen Stelle sich früher die Kirche befunden habe. Nichtsdestotrotz sei die Gemeinde nun überzeugt, von ihrer Entscheidung: „Die Kirche als geografisches und spirituelles Zentrum der Gemeinde muss erhalten bleiben.“ Musikalische Veranstaltungen und Feste, die bisher im Gemeindehaus stattfanden, soll es auch künftig geben, unter anderem sei die Gemeinde mit der katholischen St. Rupert-Kirche im Gespräch und könne das Otto-Riethmüller-Haus als Veranstaltungsraum nutzen.

Sanierung in zwei Bauabschnitten

Nun jedenfalls sind die Würfel gefallen: „Der Verkauf steht kurz bevor“, sagt Armbruster. Es fehlten nur noch letzte Genehmigungen, der potenzielle Käufer will wie berichtet auf dem Gelände an der Altenburger Steige Wohnbebauung errichten.

Bereits alle Genehmigungen beisammen hat die Gemeinde aber für die Sanierung der Steigkirche selbst, noch in diesem Monat soll der Bauzaun errichtet werden, nachdem die ersten Bäume bereits gefällt wurden. „Die Bestandsgebäude bleiben, bekommen aber eine neue Bestimmung“, sagt der Pfarrer Tilman Bauer. Drängend seien außerdem die energetische Sanierung und die Betonsanierung. Nicht zuletzt sollen die sanitären Anlagen auf den neuesten Stand gebracht werden.

Saniert wird in zwei Bauabschnitten: „Wir beginnen mit den Pfarrhäusern rechts der Kirche sowie dem ehemaligen Jugendhaus und Kindergarten hinter der Kirche“, erklärt Bauer. Im ehemaligen Jugendhaus sollen unter anderem Gruppenräume und das Gemeindebüro untergebracht werden, der einstige Kindergarten wird eine ökumenische Begegnungsstätte. Im März soll dieser erste Abschnitt fertig werden, kurz danach in einem zweiten Bauabschnitt die Kirche samt dem Turm und das Außengelände auf Vordermann gebracht werden.

Umbau kostet 2,3 Millionen Euro

„Der Platz soll geöffnet werden und eine zusammenhängende Fläche geschaffen werden, auf der etwa Gemeindefeste im Sommer stattfinden können“, sagt die Pfarrerin Teresa Nieser. Durch die Betonsanierung wird das ganze Kirchenzentrum nach der Sanierung wieder heller wirken.

Umbau und Sanierung werden insgesamt 2,3 Millionen Euro kosten, rund 70 000 Euro muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen. Durch die Bewirtung beim Kirchentag und eine Benefiz-Theateraufführung hat die Gemeinde bereits etwa 10 000 Euro gesammelt, weitere Spenden werden gebraucht. „Zurzeit erarbeiten wir einen Flyer, außerdem gibt es speziell gestaltete Weinflaschen zu kaufen und Give-aways wie Meterstäbe und Kugelschreiber gegen Spenden“, erzählt Bauer. Spenden gesammelt werden sollen außerdem bei einem Gans-Essen im Oktober, einem Vortrag und Ausstellungen.

Termin:
Die nächste Ausstellung mit der Gelegenheit, für die Sanierung zu spenden, ist vom 17. Juli bis zum 31. Oktober zu sehen. Gezeigt werden Werke des Künstlers Berthold Mahringer aus Münster. Die Vernissage ist am Freitag, 17. Juli, um 19 Uhr in der Steigkirche, Auf der Steig 21. Danach ist die Schau immer sonntags nach dem Gottesdienst (11 bis 12 Uhr) sowie freitags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 15.30 Uhr zu sehen sowie nach Absprache unter der Telefonnummer 54 44 06 oder per E-Mail an gemeindebuero.bad-cannstatt.steiggemeinde@elkw.de.