Die Studentin Antonia Bofinger würde gern eine neue Brücke bauen. Foto: Alexandra Kratz

Die angehende Bauingenieurin Antonia Bofinger ist schon als Kind oft im Mahdental unterwegs geworden. Der seit langem gesperrte Steg über die Magstadtadter Straße ist ihre Lieblingsbrücken. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit entwirft sie nun einen neuen Steg.

Büsnau - Für Antonia Bofinger war die Brücke bei Büsnau schon immer etwas Besonderes. Schon als Kind hat sie den Steg bei Spaziergängen oft passiert oder ist mit dem Fahrrad drüber gefahren. „Das hat dann immer so schön gehubbelt“, sagt die 26-Jährige und meint damit die Geräusche und Erschütterungen, die beim Fahren über die Holzbohlen entstanden sind.

Doch seit rund zwei Jahren hubbelt niemand mehr über die Brücke. Der Steg ist gesperrt, weil er einzubrechen droht. Die Bohlen sind morsch, die Träger verfault. Antonia Bofinger hat sich nun vorgenommen, eine neue Brücke zu konstruieren. Genauer gesagt ist das die Aufgabenstellung für ihre Diplomarbeit, die sie im Oktober beim Institut für Entwerfen und Konstruieren der Universität Stuttgart einreichen will. Denn die 26-Jährige studiert Bauingenieurswesen. Nach elf Semestern steht sie nun kurz vor ihrem Abschluss.

Antonia Bofinger hat sich das Thema für ihre Abschlussarbeit selbst ausgesucht. Genau genommen, hat sie ihr Bruder drauf gebracht. „Ich war sofort begeistert, und auch mein Professor und mein Betreuer fanden die Idee prima“, sagt die Studentin. Eines Tages sei sie dann ins Regierungspräsidium (RP) hineinspaziert – ohne Termin und ohne Anmeldung. In der Behörde, die für den Holzsteg verantwortlich zeichnet, begegnete man ihr mit einem Wohlwollen und einer Freundlichkeit, welche die junge Frau fast überraschte. „Die haben mir sofort Pläne und Ansichten rausgesucht und in die Hand gedrückt“, lobt Bofinger. Und auch jetzt werde sie nach Kräften von den Mitarbeitern des RP unterstützt.

Oft im Mahdental unterwegs

In den vergangenen Wochen war Bofinger oft im Mahdental unterwegs. Mit Kamera, Block und Meterstab ist die junge Frau um den Steg geschlichen, hat fotografiert, gemessen und notiert. „Es war schon fast so, als ob ich auf der Brücke wohne“, sagt die 26-Jährige und lacht. Mittlerweile habe sie Aufnahmen von allen Seiten und Details der Brücke.

Bei ihrer Arbeit sei sie auch immer wieder mal von Spaziergängern gefragt worden, was sie da eigentlich mache. „Wenn ich es ihnen erklärt habe, bin ich immer auf wohlwollendes Interesse gestoßen“, sagt die Studentin. Bislang hat sie sich vor allem mit der Bestandsanalyse beschäftigt. Antonia Bofinger hat die Konstruktion und die Schäden untersucht.

„Der Hauptmangel ist, dass es keinen konstruktiven Holzschutz gibt“, sagt die angehende Akademikerin. Es sei wichtig, das Wasser von den Holzträgern und Balken fernzuhalten oder zumindest dafür zu sorgen, dass es gut abfließen kann. Das könne man beispielsweise machen, indem über die tragende Konstruktion ein Dach gebaut oder ein Schutz aus Holzlamellen aufgebracht werde. „Diese Bauteile kann man dann austauschen, ohne die Brücke komplett neu bauen zu müssen“, sagt die Bauingenieurin.

Eine geschwungene Form

Mit der Bestandsanalyse ist Bofinger so gut wie fertig. Nun freut sie sich darauf, eine neue Brücke entwerfen zu können. Wie die aussehen wird, weiß die Studentin noch nicht. Gern würde sie wieder eine Holzbrücke bauen. „Aber man sollte sich nie vor dem Entwurf festlegen“, betont die 26-Jährige. In jedem Fall möchte sie einen Steg konstruieren, der sich optisch in das Waldgebiet einfügt. „Wahrscheinlich wird es keine ganz gerade Brücke, sondern eher eine mit einer organischen, geschwungenen Form“, sagt Bofinger. Und es soll keine „massive Brücke“ werden, sondern ein „leichtes Bauwerk“.

Antonia Bofinger hat den Vorteil, dass sie nicht auf die Kosten achten muss. Wie teuer oder günstig das Bauwerk ist, spiele für die Note ihrer Diplomarbeit keine Rolle. „Ich habe extra noch mal nachgefragt“, sagt die Studentin und lacht. Für das Regierungspräsidium gelten da natürlich andere Parameter.

Darum steht für die zuständigen Mitarbeiter bei der Behörde bereits fest, dass der neue Steg aus Stahl oder Stahlverbund gebaut wird. „Für eine Holzbrücke ist es im Schattengrund schlichtweg zu feucht“, sagt der RP-Pressesprecher Peter Zaar. Die Schwierigkeit sei, dass sich das Bauwerk in einem Naturschutzgebiet befinde und darum die Bestimmungen der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelten. Derzeit prüfe das bei der Behörde angesiedelte Naturschutzreferat, ob der Bau der neuen Brücke einen relevanten Eingriff in das Gebiet darstelle oder nicht. Mit dem Bau der neuen Brücke rechnet Zaar frühestens im Frühling 2013.