Stefanie und Christian Fischer in der Zeit, als sie sich vor fast zwanzig Jahren schlagartig ineinander verliebt haben. Das Paar hat dann auch zwei gemeinsame Kinder bekommen. Foto: privat/Fischer

Christian und Stefanie Fischer aus Botnang lernen sich 2003 auf dem Stuttgarter Frühlingsfest kennen. Sie sagt: „Ich bin verheiratet.“ Er: „Ich bin Vater.“ Gegen alle Widerstände und Hals über Kopf entscheiden sie sich für ein gemeinsames Leben.

Der Abend auf dem Stuttgarter Frühlingsfest ist mild, als Christian mit Kollegen Bier trinkt. Es ist der 30. April 2003 und im Fürstenberg-Zelt sieht der 36-Jährige zwei Bankreihen weiter etwas, das seinen Blick fesselt: „Da wurde für mich eine engelhafte Erscheinung erkennbar.“ Er hatte an dem Abend schon das eine oder andere Bier getrunken, und das Engelwesen entpuppt sich dann als blonde Frau aus Fleisch und Blut. Christian sagt: „Ich war verzaubert im Bruchteil einer Sekunde.“ Eine Kollegin, die neben ihm steht, merkt es, stupst ihn an, er solle die Frau ansprechen.

 

Obwohl Christian dabei ein wenig vor sich hin stammelt, gefällt er der blonden Frau sofort. Sie erzählt, sie heiße Stefanie, sei 28 Jahre alt. Nach einer Stunde sagt sie plötzlich, so wie man manchmal etwas schnell sagt, was man eigentlich nicht sagen will: „Ich bin verheiratet.“ Er sagt: „Ich bin Vater.“

Stefanie und Christian Fischer heute Foto: privat

Er will ihre Telefonnummer, sie: „Gib doch mir lieber deine.“ Christian nennt seine Nummer und schlägt vor, mit dem Handy gleich einmal durchzurufen, ob alles richtig gespeichert wurde. Stefanie tut es. Was für ein Trick! Jetzt hat auch er ihre Nummer.

Der betrunkene Christian schläft auf einer Lampe ein

Das Paar tritt nach draußen in die abgekühlte Nachtluft, und Christian muss zu Fuß nach Botnang. Stefanie sorgt sich und gibt ihm zehn Euro mit. Dann steigt sie auf ihre Vespa und düst nach Hause – zu ihrem Mann. Im Schlosspark setzt sich Christian auf eine in den Rasen eingelassene Lampe und denkt an Stefanie. Denkt sie jetzt auch an ihn? Irgendwie wacht er auf der harten Lampe erst am nächsten Morgen wieder auf, und das erste, was er tun kann, ist ihr eine SMS schreiben: „Toll, dich kennen gelernt zu haben.“ Sie antwortet: „Ich fahre jetzt mit meinem Mann für zehn Tage in den Urlaub.“

Das wird nicht prickelnd, die Ehe ist es länger schon nicht mehr. Stefanie geht mit ihrem Golden Retriever stundenlang am Strand in Holland entlang. Sie denkt an Christian. Verrückt! Als sie zurück in Stuttgart ist, schreibt sie ihm: „Gehen wir was trinken? Heute Abend?“ Nur eine Minute vergeht bis seine Antwort kommt: „Ja!“ Das Paar trifft sich auf der Karlshöhe. Wahrscheinlich weiß der gar nicht mehr, wie ich aussehe, denkt Stefanie. Sie finden sich, trinken zusammen ein Bier, schauen runter auf die Stadt. Es kribbelt so, dass es kaum auszuhalten ist. Christian lädt sie ein, am nächsten Tag hat er Geburtstag, feiert in seinem Haus mit 40 Gästen. Ob sie auch kommt?

Mit zwei großen Taschen und einem Golden Retriever steht sie vor seiner Tür

Es ist bereits 22 Uhr, Christians Geburtstag, als es plötzlich an der Tür klingelt. Stefanie steht draußen, mit einem Blumenstrauß in der Hand. Christian kann sein Glück kaum fassen: „Das fand ich mutig, allein zu einer so großen Party, wo man niemanden kennt.“ Zwei Tage später verbringt Stefanie die Nacht bei ihm – und erzählt am nächsten Tag alles ihrem Mann. Die Trennung ist kurz. Sie ist weitgehend schmerzfrei und fair.

Mit zwei großen Taschen und einem Golden Retriever steht dann in Botnang bei Christian das Glück vor der Tür: Stefanie. Ihre Familie, ihre Freunde sind fassungslos. „Bist du verrückt?“, fragt ihre Schwester und will die Adresse wissen. „Was, wenn das ein Psychopath ist?“

Kurze Zeit später ist Stefanie geschieden, können Christian und Stefanie heiraten. Im Jahr darauf wird ihre Tochter geboren, dann noch ein Sohn. Wie kann man das eigentlich gleich so wissen, dass es passt? „Wenn du ehrlich bist zu dir selbst, weißt du es sofort“, sagt Stefanie. Und Christian meint: „Du weißt es nach fünf Sekunden – oder dann wieder nach 20 Jahren.“

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