Neun Mal muss die A 8 Richtung München dieses Jahr wegen Bauarbeiten im Lämmerbuckeltunnel gesperrt werden. In Gruibingen machen die Bürger Front gegen die Umleitung durch ihr Dorf.
Göppingen - Neun Mal muss die A 8 Richtung München dieses Jahr wegen Bauarbeiten im Lämmerbuckeltunnel gesperrt werden. Dabei wird der Verkehr über die B 466 durch die Dörfer im Oberen Filstal nach Geislingen umgeleitet. Bei der ersten Sperrung am vergangenen Wochenende konnte man sehen, dass es manchen Dorfbewohnern reicht. In Gruibingen kündigt ein Aktionsbündnis an, den Verkehr aus Protest weiterhin absichtlich zu behindern. Das für die Tunnelbauarbeiten zuständige Regierungspräsidium (RP) Stuttgart beobachtet die Lage – noch hat die Polizei keinen Grund gesehen, einzuschreiten.
Das freut Johannes Stumpf, Initiator des Aktionsbündnis Gegenverkehr, diebisch. „Am Sonntag treffen wir uns wieder im Gasthof, um zu besprechen, wie wir weitermachen“, sagt er. Vergangenes Wochenende haben rund 40 Aktivisten den Verkehr behindert, indem sie Schleifen mit Traktoren gefahren sind, durch Ampeldrücken möglichst lange Rot-Phasen verursacht haben und absichtlich an der Hauptstraße parkten, um die Fahrbahn zu verengen – was bis zu sechs Kilometer Stau zur Folge hatte. Da stellt sich die Frage: Dürfen die das? „Zumindest verbieten kann es ihnen niemand“, meint Wolfgang Jürgens, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ulm. Es gebe zwar einen Paragrafen, der unnötiges Hin- und Herfahren untersagt. Aber den könne man im Fall Gruibingen nur schwer anwenden, da jeder einzelne Fall für sich betrachtet werden müsste. Somit ist seitens der Polizei nur ein Lagebericht für das RP in der Mache.
Stumpf wertet das als Etappensieg. „Unsere Aktion hat funktioniert. Wir haben die Geschwindigkeit, mit der der umgeleitete Verkehr durch die Hauptstraße rast, deutlich reduzieren können“, sagt er, „die Hauptferienzeit kommt ja erst noch. Dann wird sich zeigen, ob das Regierungspräsidium Maßnahmen für uns ergreift.“
Dieses ist dagegen der Meinung, sein Möglichstes bereits zu tun. „Wir führen unsere Bauarbeiten mit 70 einspurigen Nachtsperrungen durch, um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen“, sagt RP-Sprecher Robert Hamm, „nur wo es zwingend nötig ist, sperren wir den Tunnel komplett.“ Außerdem habe man sich bemüht, die Sperrungen nicht auf Anfang oder Ende der Sommerferien zu legen, wenn besonders viel Verkehr fließt. Auch weist Hamm den Vorwurf einiger Gruibinger zurück, absichtlich die Schranke einer Baustellenbehelfsausfahrt an der Raststätte Gruibingen zu öffnen, um den Verkehr schon vor der planmäßigen Umgehungsstraße über Mühlhausen nach Gruibingen umzuleiten. „Das wäre überhaupt nicht in unserem Interesse“, sagt Hamm.
Tatsache ist, dass die Schranke der Baustellenbehelfsausfahrt am Wochenende trotzdem geöffnet war. „Wir gehen dem nach“, sagt Hamm. Um eine solche Schranke für die Umleitung von Verkehr öffnen zu dürfen, benötige man eine verkehrsrechtliche Anordnung – die es nie gegeben habe.
In Gruibingen spaltet der Kampf gegen den Verkehr die Dorfgemeinde, wie Gruibingens parteiloser Bürgermeister Roland Schweikert beobachtet. „Manche meinen, wir behindern uns ja auch selbst“, sagt er. Trotzdem hat er den Eindruck, dass die Mehrheit der Gruibinger hinter dem Aktionsbündnis steht. „Vor allem für die, die direkt an der Hauptstraße wohnen, ist der Lärm wirklich schlimm“, sagt Schweikert. Angeblich rasen die Autofahrer mit 70 Stundenkilometer durch die Ortschaft. Darum hat der Bürgermeister in einem offenen Brief an das RP für den Zeitraum der Umleitung ein Tempolimit von 30 gefordert. „Für Geschwindigkeitsbegrenzungen ist das jeweilige Landratsamt zuständig“, so das RP.
Der Lämmerbuckeltunnel wird nach Angaben des Regierungspräsidiums Stuttgart bis September 2014 noch achtmal an Wochenenden gesperrt. Die Termine: 23.–25. Mai, 27.–29. Juni, 11.–13. Juli, 18.–20. Juli, 15.–17. August, 5.–17. September, 19.–21. September, 26.–28. September.