Gegen zu hohe Cholesterinwerte helfen Medikamente Foto: dpa

In großen Studien hat sich wiederholt gezeigt: Menschen mit viel Cholesterin im Blut erkranken häufiger am Herz. Vor allem das Low-Density-Lipoprotein – kurz LDL-Cholesterin – gilt als Übeltäter. Statine können helfen – sind aber nicht unumstritten.

Bad Nauheim - In großen Studien hat sich wiederholt gezeigt: Menschen mit viel Cholesterin im Blut erkranken häufiger am Herz. Vor allem das Low-Density-Lipoprotein – kurz LDL-Cholesterin – gilt als Übeltäter. Experten vermuten, dass es an der Entstehung von Arteriosklerose beteiligt ist, auch wenn noch unklar ist, wie das Cholesterin die Gefäße so schädigt, dass sich daraus eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ergibt.

Nach den Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie haben ziemlich viele Menschen zu hohe Cholesterinwerte: Demnach darf das Gesamtcholesterin bei Gesunden nicht mehr als 190 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) betragen. Das ist aber bei sehr vielen Menschen der Fall – schlicht deswegen, weil sie übergewichtig sind. Denn das Risiko für einen hohen Cholesterinspiegel steigt mit dem Körpergewicht – Abspecken und Bewegen könnte also helfen. Zudem werden häufig sogenannte Statine verschrieben, die das Cholesterin senken sollen. Sie greifen in den Fettstoffwechsel ein und unterbinden die Cholesterinproduktion.

Das mag für Herzkranke durchaus eine gute Therapie sein. Doch in der Prävention, also bei ansonsten gesunden Menschen, ist der Einsatz solcher Statine heftigst umstritten. Zwar zeigte sich in einer großen Übersichtsstudie ein Nutzen, doch der ist so gering, dass viele Experten allen Menschen davon abraten, die nicht bereits herzkrank sind. Denn Statine haben unangenehme Nebenwirkungen: Viele Patienten klagen über Muskelbeschwerden, so dass oft die Dosierung verringert werden muss. Wer regelmäßig Statine einnimmt, hat außerdem ein erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Das Risiko hänge von der Dosierung und der genauen Art des Wirkstoffs ab, berichtete 2013 eine Forschergruppe im „American Journal of Cardiology“.

Die Experten der Deutschen Kardiologischen Gesellschaft (DKG) sind daher vorsichtiger im Umgang mit den Statinen geworden. Laut der offiziellen Empfehlung der DKG versucht man eher das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu minimieren, indem man die Menschen zu einem Lebenswandel ermutigt – etwa sich mehr zu bewegen, mit dem Rauchen aufzuhören und gesünder zu essen.

Doch die Pille gegen das böse Cholesterin bewahrt sich offenbar ihren Reiz: So wird schon an weiteren Cholesterinsenkern geforscht. In den USA gibt es schon klinische Studien mit Wirkstoffen für Patienten mit Statin-Intoleranz. Mit einer Zulassung ist jedoch frühestens in drei bis vier Jahren zu rechnen. Eine – bereits verfügbare – Alternative sind laut den europäischen Fachgesellschaften European Society of Cardiology und European Atherosclerosis Society Lebensmittel, die mit Phytosterinen angereichert sind. Was sie aber wirklich bewirken, darüber herrscht Streit – wieder einmal.