Foto: dpa

Die Robert Bosch AG plant Produktion aus Waiblingen komplett nach Feuerbach zu verlagern.

Waiblingen - Die Robert Bosch AG will ihre Werke im Großraum Stuttgart effizienter organisieren. Am Standort Waiblingen stehen jetzt 1200 Jobs auf den Prüfstand. Sie könnten dem Feuerbacher Standort zugeschlagen werden.

Bosch erwägt eine Neustrukturierung seiner Produktionsstandorte im Großraum Stuttgart. Nach Angaben der IG-Metall plant der Automobilzulieferer, sein Waiblinger Werk zu schließen und die Produktion an den etwa 15 Kilometer entfernten Großstandort Feuerbach zu verlagern. Ein Bosch-Sprecherin sagte, derzeit würden Gespräche sowohl mit der IG-Metall, als auch mit Mitarbeitervertretern geführt. Dabei gehe es auch um die Option eines "Komplettumzugs der Waiblinger Produktion". Am Waiblinger Standort arbeiten derzeit etwa 1200 Menschen, fast alle davon im Produktionsbereich. Die derzeitigen Gespräche seien Ergebnisoffen, betonte die Sprecherin.

"Bosch will die Verlegung nach Feuerbach", sagte Dieter Knauß, erster Bevollmächtigter der IG-Metall in Waiblingen. Schon vor mehreren Wochen seien Konzernvertreter auf den Betriebsrat zugekommen, um über das Thema zu diskutieren. Um die Verhandlungsposition der Arbeitnehmerseite nicht zu schwächen, habe man Gespräche zunächst abgelehnt, sagte Knauß.

Mittlerweile habe man jedoch Sondierungsgesprächen zugestimmt, die vom Waiblinger Betriebsrat und die IG-Metall einerseits und Unternehmensvertretern andererseits geführt werden. Ziel sei es vor allem, Klarheit über die Argumente zu erhalten, die Bosch bei seinen Plänen für eine Verlagerung anführe. "Bisher kennen wir die Punkte nicht im Einzelnen", sagte Knauß.

Rein betriebswirtschaftlich könnte eine Verlagerung für Bosch durchaus Vorteile bringen. Das Waiblinger Werk ist eigentlich auf die Fertigung von Teilen für Benzinmotoren ausgelegt. Hier ist nach Konzernangaben auch das weltweite Kompetenzzentrum für Konststofftechnik angesiedelt. De facto werden in Waiblingen aber schon seit Jahren eine ganze Reihe von Komponenten für Dieselantriebe gefertigt. Diese wiederum sind am Feuerbacher Standort konzentriert. Weil dort in den kommenden Monaten zwei Fertigungslinien für Dieseleinspritzpumpen auslaufen, sind perspektivisch Flächen frei. Eine Verlagerung hätte für Bosch damit den Vorteil, sein Dieselgeschäft in Feuerbach weiter konzentrieren zu können. Besonders Transportkosten könnten so gespart werden.

Unter dem Strich soll nach Angaben der Sprecherin die jetzt in Waiblingen bestehende "Fertigung nicht verkleinert werden". Auch das Kunststoffkompetenzzentrum soll erhalten bleiben. IG-Metall-Chef Knauß sagte, bei den anstehenden Gesprächen werde man klare Zusagen zum Erhalt der Industriearbeitsplätze verlangen. Bosch habe diesbezüglich schon "positive Signale" gegeben. Für die Stadt Waiblingen wäre ein Bosch-Umzug ein herber Verlust. Nach dem Sägenspezialisten Stihl ist der Autozulieferer der zweitgrößte Arbeitgeber in der Stadt.

In einem anderen Punkt haben sich die Arbeitnehmer durchgesetzt. Allen Auszubildenden im technisch-gewerblichen Bereich, die in den Jahren 2011 bis 2013 ihre Ausbildung beenden, wird nach Informationen dieser Zeitung ein unbefristeter Arbeitsvertrag angeboten - entweder in Feuerbach oder an einem anderen Bosch-Standort. Vom Angebot profitieren damit potenziell 260 junge Leute. Im kommenden Jahr beenden 104 ihre Ausbildung. Bosch hatte ursprünglich nur 30 Auszubildenden dieses Jahrgangs einen unbefristeten Arbeitsvertrag in Feuerbach angeboten. Rund 25 Lehrlinge, hieß es, wollten sich lieber weiterbilden oder studieren. Die Auszubildenden hatten in den vergangenen Tagen Mahnwachen vor Tor 1 des Geländes gehalten. Die Boschsprecherin begründete die überraschende Kehrtwende des Konzerns mit der guten Konjunktur, die die Perspektiven für das Werk Feuerbach nachhaltig verbesserten.