Alte Stuttgarter leben vermehrt in Stadtteilen, die nicht zentral liegen. Foto: Imago/Mint Images

Stuttgart gilt als recht junge Stadt. Dennoch leben mehr als 100 000 über 65-Jährige im Kessel. In welchen Stadtteilen sie am stärksten vertreten sind, zeigt unser Stadtteil-Ranking.

Wer auf den Feldern zwischen Möhringen und Plieningen unterwegs ist, blickt nicht nur auf grüne Flächen, sondern auch drei große Beton-Bauten. Es handelt sich um die Hochhäuser des Asemwald, in denen die Bewohner des Stadtteils leben. Besonders jung sind die Menschen dort nicht, wie der Blick in die städtische Statistik zeigt: Das Durchschnittsalter liegt bei 59,5 Jahren. Zum Vergleich: Der Altersdurchschnitt der Gesamtstadt Stuttgart liegt mit 42,3 Jahren mehr als 17 Jahre darunter. Insgesamt leben im Asemwald mehr Menschen über 65 Jahren als Menschen im Alter von 20 bis 65 Jahren.

 

Kein Wunder, dass der Asemwald in unserem Ranking der Stadtteile, in denen besonders viele ältere Stuttgarterinnen und Stuttgarter leben, auf dem ersten Platz landet. Die Wohnstadt Asemwald wurde Ende der 60er-Jahre gebaut, um der Wohnraumnot entgegenzuwirken. Viele der ursprünglichen Erstbewohner leben auch heute noch dort – die meisten davon in Eigentumswohnungen. Als vertikales Dorf am Stadtrand mit eigenem Ladenzentrum ist der Asemwald auf viele Arten außergewöhnlich – und besticht durch seinen Ausblick, zum Beispiel aus dem Panoramabad im obersten Stockwerk.

Ein- und Mehrfamilienhäuser in Familienbesitz

Unweit vom Asemwald entfernt liegt der Stadtteil Hoffeld, der zu Degerloch gehört und in unserem Ranking zu den Stadtteilen mit den ältesten Bewohnern in Stuttgart auf dem zweiten Platz landet. Die Wohnsiedlung entstand nach 1930 und besteht vor allem aus Doppelhäusern mit Garten . Die Erbauer blieben in Hoffeld und die Häuser in Familienbesitz. Mit einem durchschnittlichen Alter von 52,4 Jahren sind die Hoffelder deutlich älter als der durchschnittliche Stuttgarter.

Auf dem dritten Platz im Ranking landet der Stadtteil Am Bismarckturm. In der gut situierten Gegend im Stuttgarter Norden beträgt das Durchschnittsalter 50 Jahre. Die Menschen dort leben vor allem in Ein- und Zweifamilienhäusern, die nicht gerade erschwinglich sind. Ähnliches gilt für den neunten Platz, den Stadtteil Frauenkopf.

Viele Seniorenheime und Alteingesessene

Bei den Plätzen vier bis acht und bei Platz zehn in unserem Ranking fällt auf, dass sich in allen Stadtteilen Seniorenheime oder -residenzen befinden. In Riedenberg (vierter Platz) und in Neugereut (zehnter Platz) gibt es zusätzlich ein Angebot für betreutes Wohnen. Außerdem leben häufig Alteingesessene in diesen Stadtteilen.

In vielen Stadtteilen, die in unserem Ranking zu den Orten mit den ältesten Stuttgartern zählen, befinden sich Seniorenheime oder Pflegezentren für alte Menschen. Das zieht den Altersdurchschnitt nach oben. Zudem fällt auf, dass es sich bei den Stadtteilen mit Ausnahme von Asemwald und Neugereut zumeist um Stadtteile handelt, in denen weniger große Wohnblöcke, sondern vermehrt Ein- oder Zweifamilienhäuser stehen. Oft existieren die Baugebiete bereits etwas länger, sodass Menschen, die zum Erstbezug dorthin kamen, dort inzwischen auch alt geworden sind.

Für die lange Wohndauer spricht auch, dass die Eigentümerquote in diesen Stadtteilen recht hoch ist. Im Asemwald liegt sie etwa bei 57,9 Prozent und damit am dritthöchsten in ganz Stuttgart. Die Gesamtstadt kommt bei der Eigentümerquote auf lediglich 26,1 Prozent.

Teilweise decken sich die Stadtteile, in denen viele ältere Stuttgarter leben, mit unserem Ranking der Stadtteile, in denen Menschen besonders lang und gerne leben. So landen in beiden Ranglisten Luginsland, Asemwald, Hoffeld und Neugereut innerhalb der ersten zehn Plätze.

Einen Überblick über alle Stadtteile gibt die folgende Karte:

Wie das Ranking zustande kommt

Für das Stadtteil-Ranking haben wir für jeden Stadtteil zwei gleich gewichtete Faktoren betrachtet: das Durchschnittsalter der Einwohner und den Altenquotient in jedem Stadtteil. Dabei handelt es sich um die Anzahl der ab 65-jährigen Einwohner bezogen auf die 20- bis unter 65-jährigen Einwohner. Beim Erstplatzierten Asemwald beträgt der Altenquotient 116,5 Prozent. In konkreten Zahlen heißt das: In diesem Stadtteil kommen 770 über 65-Jährige auf 660 Bewohner zwischen 20 und unter 65 Jahren.

Um die beiden Faktoren zusammen betrachten zu können, nutzen wir für jeden einzelnen Stadtteil den Vergleich mit dem Stuttgarter Durchschnitt. Die neuesten Zahlen in dieser Berechnungsweise liegen für das Jahr 2020 vor. Je älter die Bewohner in einem Stadtteil sind und je höher der Altenquotient dort ist – verglichen mit dem Durchschnitt für Stuttgart –, desto weiter vorn landet ein Stadtteil im Ranking. Die Daten haben wir dem Statistikatlas der Stadtverwaltung entnommen.