Trotz Gehschwäche mobil bleiben: Das SSB-Mobilitätstraining will zeigen, wie das geht. , Foto: Cedric Rehman

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) lädt Senioren und Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit zu einem Mobilitätstraining an die Stadtbahnhaltestelle in Heumaden. Dabei bekommen sie Tipps, wie sie sicher in Bus und Bahn unterwegs sein können.

Heumaden - Es war als Scherz gemeint, kam aber nur bedingt gut an. „Sie haben ja ihren eigenen Sitz dabei, wie praktisch“, sagte die Ausbilderin von der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) zu einer älteren Dame. Sie ist mit ihrem Rollator zur Stadtbahnhaltestelle Heumaden gekommen. „Ja, leider“, antwortete die SSB-Kundin.

Nur aus reiner Neugier dürfte sich keiner bei dem Seminar der SSB eingefunden haben, das diese Mobilitätstraining nennt. Die meisten – aber nicht alle – sind deutlich ältere Semester. Einige gehen an Krücken, andere sind auf den Rollator als Gehhilfe angewiesen. Sie alle eint, dass sie Busse und Bahnen verwenden und dass sie trotz aller Schlagworte von Inklusion und Barrierefreiheit nach wie vor Ängste haben, ob sie die Fahrt mit einem öffentlichen Verkehrsmittel auch sicher bewältigen können.

SSB sieht sich gut aufgestellt

„Die SSB versucht, diese Sorgen mit ihrem Mobilitätstraining zu nehmen“, sagt der Sprecher Hans-Joachim Knupfer. „Zweimal im Jahr wird das Training angeboten. Doch die Nachfrage ist gar nicht so hoch.“ Nach den Worten des SSB-Sprechers kommen die meisten Menschen eigentlich ganz gut zurecht, wenn sie mit Bussen oder Bahnen der SSB unterwegs sind. So sind zum Beispiel alle Stadtbahnhaltestellen mit einer Rampe ausgerüstet. „Auf ihr können Rollstuhlfahrer zum Bahnsteig gelangen“, erklärt Knupfer. „Mir hat ein Mann mit einer Behinderung berichtet, dass er extra nach Stuttgart gezogen sei, weil er hier weniger Probleme im Nahverkehr hat.“

Die Teilnehmer des Mobilitätstrainings berichten aber auch über negative Erfahrungen mit der SSB. Eine ältere Dame aus Hoffeld schildert, dass ein Busfahrer nicht angehalten hat, obwohl sie auf den Stoppknopf gedrückt habe. „An der nächsten Station bin ich ausgestiegen und musste den ganzen Weg zurücklaufen.“ Die Mitarbeiter der SSB, die den Teilnehmern den sicheren Umgang mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zeigen, hören aufmerksam zu. Sie versichern, dass nicht immer alles optimal laufe, aber die SSB bemüht sei, allen Kunden eine sichere Fahrt zu ermöglichen. Sie demonstrieren den Seminarteilnehmern zum Beispiel eine Sitzsprechanlage, die es in den neuen Stadtbahnwagen gibt. Sie können von den für ältere oder behinderte Menschen vorgesehenen Plätzen aus bedient werden.

Keine Angst vor den Türen

Alle Busse, aber auch die neuen Stadtbahnwagen verfügen über eine weitere Taste am Eingang, die dafür sorgt, dass die Türen nicht sofort wieder zuschnappen. Auch in den älteren Wagen, die wie die SSB-Mitarbeiterin betont, alle saniert sind, seien die Türen verletzungssicher. „Niemand muss sich Sorgen machen, eingequetscht zu werden, da die Türen mit einem Gummischutz versehen sind und sanft schließen.“ Ihr Kollege Frank Schollenberger warnt die Seminarteilnehmer: „Die Angst, eingeklemmt zu werden, verursacht Unfälle.“

Schollenberger demonstriert den SSB-Kunden auch, wie die Rampe für Rollstuhlfahrer im Bus funktioniert. Er rät den Teilnehmern des Mobilitätstrainings, im Zweifelsfall andere Fahrgäste um Hilfe zu bitten. „Wir haben das mal für eine Studie ausprobiert. Wir haben fast niemanden gefunden, der einfach nein sagt.“