Stuttgarter Derby: Die Sport-Insel mit Yannik Omlor (hi.) dominierte im Squash gegen die Devils mit Alex Hofer (vo.) Foto: Baumann

Zwei Clubs derselben Sportart aus einer Stadt in derselben Liga – das führt in der Regel zu erbitterter Konkurrenz. Nicht so im Squash, wo sich Sport- Insel und Devils gegenseitig helfen.

Stuttgart - Die Tabelle lügt nicht, sie verrät aber nicht immer die ganze Wahrheit. Sportlich gesehen sind die Kräfteverhältnisse in der Stuttgarter Squash-Szene klar verteilt. In der neu formierten Bundesliga Süd beendete die Sport-Insel als ungeschlagener Tabellenführer die Hauptrunde und kämpft im Mai um die deutsche Meisterschaft. Die Squash Devils mussten sich in ihrer Premierensaison in der höchsten deutschen Spielklasse hingegen mit dem letzten Tabellenplatz begnügen. Auch in den beiden direkten Duellen zogen die Devils mit zwei 0:4-Niederlagen klar den Kürzeren.

Ein Umstand, der sich mit einem Blick auf die Historie der beiden Clubs leicht erklären lässt. Während die Sport-Insel aus Vaihingen seit dem Jahr 2005 nur einmal die Top Vier der Bundesliga verpasst hat und 2006 sowohl die deutsche Meisterschaft als auch den Europacup gewann, begannen die Squash-Teufel aus Bad Cannstatt zum gleichen Zeitpunkt „mit vier Spielern in der Kreisliga“ ihren Spielbetrieb, wie sich Clubchef Udo Bertschinger erinnert.

Seither hat sich die Lücke zwischen den Stuttgarter Clubs etwas geschlossen – in einigen Bereichen haben die Devils ihren Kontrahenten sogar überflügelt. „Aus den vier Spielern sind 150 Mitglieder geworden. Damit sind wir der größte Squash-Verein in ganz Baden-Württemberg“, erzählt Bertschinger stolz. Auch im Nachwuchs stellen die Bad Cannstatter die größte Abteilung im Landesgebiet und haben aktuell fünf Jugendmeister in ihren Reihen.

„Man kennt sich, man hilft sich“

Trotz aller sportlichen Rivalität haben beide Stuttgarter Clubs mit dem Schattendasein der nichtolympischen Sportart zu kämpfen – so etwas verbindet. „Man kennt sich, man hilft sich“, sagt Peter Schmidl, Manager der Sport-Insel, zum Verhältnis zwischen den Vereinen, „im Interesse des Sports ziehen wir da an einem Strang und geben unsere Erfahrungen weiter und unterstützen andere Vereine.“

Ein positives Beispiel dieser Zusammenarbeit ist das Engagement von Peter Reiko, aktuell Topspieler der Squash Devils. Vor der Saison hatte der Schweizer, der in der Weltrangliste unter den Top 100 platziert ist, bei der Sport-Insel angefragt und wurde an den Ligakonkurrenten der Stadt vermittelt. Was in anderen Sportarten undenkbar wäre, gehört beim Squash zum gemeinschaftlichen Alltag.

Dieser Gemeinschaftssinn spiegelt sich auch im Vereinsleben wider. So ist es keine Seltenheit, dass „ein Nachwuchsspieler ein Trainingsmatch mit einem Bundesliga-Crack spielt“, verrät Udo Bertschinger. Dem kräftigt Peter Schmidl bei: „Es besteht eine Durchlässigkeit im Verein. Die aktuellen Bundesligaspieler haben früher davon profitiert und geben das jetzt an die nächste Generation weiter.“ Diese Philosophie zieht sich in den Clubs durch alle Spielstärken und Altersklassen. Vom blutigen Anfänger über den Kreisligaspieler bis hin zum Bundesligateam ist alles vertreten und genießt einen ähnlichen Stellenwert.

Erfolg hängt an Sponsorengeldern

An der sportlichen und wirtschaftlichen Konkurrenz ändern das freundschaftliche Verhältnis und die Verbindungen der Stuttgarter Vereine indes nichts. Der Erfolg in der sportlichen Spitze steht und fällt auch im Squash mit dem Umfang der Sponsorengelder.

Ein Blick auf die Etats der Clubs verdeutlicht die bestehende Kluft zwischen den ungleichen Brüdern. Während die Sport-Insel mit 20 000 bis 30 000 Euro pro Saison planen kann, stehen den Squash Devils lediglich knapp 10 000 Euro zur Verfügung. Dieser Vormachtstellung sind sich die Verantwortlichen aus Vaihingen durchaus bewusst: „Wir haben uns diesen Status und die Voraussetzungen sukzessive erarbeitet. Es müsste schon einiges passieren, dass sich daran etwas ändert“, sagt Manager Peter Schmidl.

Ernsthafte Hoffnungen auf eine Wachablösung machen sich die Devils mittelfristig deshalb auch nicht. „Wir haben zehn Jahre Rückstand, das lässt sich nicht so einfach aufholen“, gesteht Udo Bertschinger. Ganz chancenlos sieht sich der Außenseiter in Zukunft aber nicht. „Vielleicht können wir die Sport-Insel in der nächsten Saison ein bisschen mehr ärgern“, sagt Kapitän Andre Weingerl. Was sich liebt, das neckt sich.