Wer hat Angst vorm Mummelpüutz? Die Krähen auf dem Feld jedenfalls nicht. Foto: dpa

Anglizismen und Bürokraten-Deutsch, Mode-Floskeln und aussterbende Begriffe – in unserer Sprach-Glosse hören wir genau hin. Wie die Menschen so reden, was sie sagen, wie sie’s meinen. Heute unter der Lupe: „Mumpitz“.

Stuttgart - Der Mumpitz gehört zur Riege volkstümlicher Schreckgestalten, die regional ihr Unwesen treiben. Eine andere, im Ruhrgebiet beheimatete Gestalt ist der Bullemann. Der Mumpitz tauchte erstmals im 17. Jahrhundert in Hessen in Form einer Vogelscheuche aus der sprachlichen Versenkung auf.

Mummelputz, Mombotz

Das Wort leitet sich von „Mummelputz“ und „Mombotz“ ab und vereint die Begriffe vermummen und Boz/Butzemann. Vermummen ist gleichbedeutend mit verkleiden, der Boz oder Butz ist ein Gespenst, ein koboldhaftes Wesen, das unwissenden Kindern und tumben Toren einen Heidenschreck einjagt.

Im heutigen Sprachgebrauch steht Mumpitz nicht mehr für eine imaginäre Sagen- und Märchengestalt, sondern für den unterirdisch dämlichen Inhalt einer verbalen oder schriftlichen Ausdrucksform. „Was schreibst/erzählst du für einen Mumpitz“ – „Quatsch kein dummes Zeug, das ist doch alles Mumpitz.“

Kokolores, Papperlapapp, Pillepalle

Im Laufe der Jahrhunderte wurde aus dem Mummelputz der Mumpitz. Wer selbst Krähen nicht davon abhalten kann, sich am Saatgut gütlich zu halten, hat seine Daseinsberechtigung verfehlt. Die klugen Vögel merken schnell, ob es sich auf dem Feld um ein lebendiges Wesen oder um ein kopfloses Holzgerüst mit Hut und Mantel handelt.

Um 1900 hielt das hessische Schimpfwort an der Berliner Börse Einzug. Wenn dort ein großer Bluff stattfand und Aktienwerte plötzlich ohne ersichtlichen Grund in die Höhe schossen oder in den Keller gingen, sprachen die Börsianer von Mumpitz.

Synonyme sind: Gefasel, Gelaber, Geschwafel, Gewäsch, Heckmeck, Kappes, Kokolores, Krampf, Papperlapapp, Pillepalle, Pipifax, Quatsch mit Soße, Schmarrn und Schmonzes.